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Putin besucht Vietnam – aus diesen Gründen


Reise nach Vietnam
Putins Besuch ist kein Zufall

Von t-online, wan

Aktualisiert am 20.06.2024Lesedauer: 4 Min.
VIETNAM-RUSSIA/PUTINVergrößern des Bildes
Vietnams Präsident To Lam mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Hanoi: Zuvor besuchte Putin Nordkorea. (Quelle: Athit Perawongmetha/reuters)
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Dass Wladimir Putin jetzt Vietnam besucht, liegt nicht nur an guten und alten Beziehungen. Es geht auch um Einfluss in einer wichtigen Region.

Mit militärischen Ehren, wenn auch nicht so pompös wie zuvor in Nordkorea, ist Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwochabend in Vietnam empfangen worden. Nach russischen Angaben soll sich Putin am Donnerstag sowohl mit dem Generalsekretär der kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, auf dessen Einladung er in Hanoi ist, treffen als auch mit Präsident To Lam und Regierungschef Pham Minh Chinh.

Die Reise in einen der letzten verbliebenen kommunistischen Staaten ist kein Zufall. Auch wenn Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion dem Kommunismus abgeschworen hat, sind die alten Bande nur zu gut erhalten. Der Tourismus in dem asiatischen Land lebt bestens von russischen Gästen, manche überwintern dort sogar oder sind ausgewandert, Urlaubsorte wie Phan Tiet sind für Russen so etwas wie Palma de Mallorca für Deutsche. Auch deshalb kann in Teilen der Tourismusindustrie noch immer mit Rubel bezahlt werden, berichten Insider t-online.

Vietnam kauft viele Waffen in Russland

Während Hanois Beziehungen zu den sozialistischen Brüdern und Schwestern in Peking eher schwierig sind – zum Teil wegen gegenseitigen Ansprüchen auf Gebiete im Südchinesischen Meer, ist die russische Delegation willkommen. Das liegt auch daran, dass, wie die "New York Times" berichtet, ein großer Teil der vietnamesischen Waffen wohl aus Russland stammt. Mit diesen hat der Vietkong schon die Amerikaner aus dem Land geworfen und 1979 die Chinesen nach einem kurzen Einmarsch aus Nordvietnam vertrieben.

Nguyen The Phuong, ein Experte an der Universität von New South Wales in Australien, der sich mit der Militärpolitik Vietnams befasst, sagte der "New York Times", dass russische Waffen etwa 60 bis 70 Prozent des vietnamesischen Verteidigungsarsenals ausmachten. Dass es so bleibt, dürfte eines der Ziele Putins bei seinem Besuch sein.

Das kommunistische Regime in Hanoi, das jahrzehntelang von Moskau abhängig war, suchte sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion neue Partner – und fand sie in den USA. Zuerst war es die wirtschaftliche Öffnung, die Geld aus Amerika in das von Planwirtschaft und Korruption gebeutelte Land brachte. Viele Vietnamesen, die im Krieg der USA gegen Vietnam geflüchtet waren, begannen, in ihrer alten Heimat zu investieren.

Vietnam hatte 2022 ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent vorzuweisen und gilt als der neue asiatische Tiger. Diese Bezeichnung wurde zuvor Thailand zugewiesen, doch in Bangkok stehen die Zeichen nach mehreren Putschen und immer wieder veränderten Gesetzen der Regierung auf Rezession, das Wachstum lag zuletzt bei 2,6 Prozent.

Russland hat im vergangenen Jahr Rohstoffe im Wert etwa zwei Milliarden Dollar aus Vietnam importiert, der Export in das Land liegt geringfügig niedriger, berichtet die vietnamesische staatliche Zeitung "Vietnamplus". Die Militärexporte sind in diesen Statistiken nicht einmal enthalten. Aber Putin kommt nicht nur nach Asien, um Waffen zu verkaufen und den Handel anzukurbeln.

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Vietnam hat auch seine Beziehungen zu den USA spätestens seit der Obama-Präsidentschaft ausgebaut. Das Handelsvolumen lag 2022 bei 142 Milliarden US-Dollar, und Vietnam ist zu einem wichtigen Partner im Indopazifik geworden. Mit Hanois Widerstand gegen die chinesische Besetzung von Inseln im südchinesischen Meer hat Washington einen Partner gefunden, der China offen widerspricht. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen chinesischen Booten und denen von Anrainerstaaten. Nicht umsonst machte auch US-Präsident Joe Biden vor wenigen Monaten Station in Hanoi.

Ein triftiger Grund für Putins Besuch – denn der Kremlchef will die Region offenbar weder den Chinesen noch den Amerikanern oder dem Westen überlassen. Der Indopazifik spielt als aufstrebende Wirtschaftsregion eine wichtige Rolle, auch aus strategischen Gründen: Chinas aggressives Verhalten gegenüber Taiwan könnte in einen militärischen Konflikt führen. Und gleiches könnte auch im umstrittenen Meer zwischen China, Vietnam und den Philippinen drohen.

Auch beim Öl arbeiten die beiden Länder bestens zusammen. Russland hält einen bedeutenden Anteil an Vietnams lukrativem Öl- und Gassektor. Vietsovpetro, ein Gemeinschaftsunternehmen der russischen Zarubezhneft und der staatlichen vietnamesischen PetroVietnam, betreibt das größte Ölfeld Vietnams, Bach Ho.

Die Gewinne von Vietsovpetro haben sowohl Russland als auch Vietnam Millionen von Dollar eingebracht. Zarubezhneft und Gazprom, ein weiteres staatliches russisches Energieunternehmen, sind ebenfalls an Ölförderungsprojekten in Vietnam beteiligt, berichtet die "New York Times".

Mehrere Militärvertreter in der Delegation

Wie wichtig die Wirtschaftsbeziehungen sind, zeigen die Begleiter des Kremlchefs. In der Delegation Putins sind nach Informationen aus dem Kreml neben dem stellvertretenden Verteidigungsminister Alexander Fomin auch der Chef der russischen Behörde für militärisch-technische Zusammenarbeit, Dmitri Schugajew, und der Direktor des Rüstungskonzerns Rosoboronexport, Alexander Michejew.

Putin dürfte in Vietnam als alter Freund willkommen sein. Auch wenn das Land sich wirtschaftlich geöffnet hat, sitzen noch immer kommunistische Bürokraten in den wichtigsten Positionen der Macht. Und die nahmen es einst dem sowjetischen Reformer Michail Gorbatschow übel, dass er sich in Richtung China öffnete. Sein Nachfolger Boris Jelzin zeigte ebenfalls wenig Interesse an den Brüdern in Hanoi. Ian Storey, vom ISEAS-Yusof Ishak Institute in Singapur, sieht jetzt einen Wandel. "Als Putin im Jahr 2000 an die Macht kam, hat er den Beziehungen zu Vietnam wieder ein Gesicht gegeben. Dafür sind die Vietnamesen dankbar."

Verwendete Quellen
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