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Datenleck zeigt: So funktioniert Russlands Zensurbehörde


In Künstliche Intelligenz investiert
Datenleck legt russische Zensurmethoden offen

Von t-online
08.02.2023Lesedauer: 2 Min.
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Eine Frau nutzt ihr Handy in einer Bahnstation in Moskau (Archiv): Alles, was online über die Zerstörung der ukrainischen Infrastruktur geschrieben wird, landet auf den Schreibtischen der Behörde. (Quelle: DIMITAR DILKOFF)
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Journalisten sind an E-Mails und Verträge der Zensurbehörde Roskomnadsor gelangt. Sie geben Einblick in das System der russischen Meinungsunterdrückung.

Wie genau funktioniert die strikte Zensur in Russland? Nach welchen Inhalten wird dabei gezielt gesucht? Geleakte Daten der russischen Zensurbehörde Roskomnadsor geben darüber nun Aufschluss. Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" und des russischen Onlinemediums "iStories" haben diese ausgewertet.

Die Zensurbehörde Roskomnadsor (RKN) überwacht und zensiert für den Kreml praktisch alle Informationswege der russischen Gesellschaft: Websites, soziale Netzwerke, Onlinemedien und Zeitungen, Radio, Fernsehen, Messenger, Suchmaschinen. Die geleakten Daten enthalten demnach unter anderem E-Mail-Postfächer, Verträge und interne Präsentationen.

Vor allem Informationen zum Krieg im Fokus

Den Auswertungen zufolge zensieren die Mitarbeiter neben Darstellungen von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen und Beiträgen zu illegalen Drogen vor allem Informationen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, LGBTIQ-Themen sowie Kritik an der Regierung. So landet beispielsweise alles, was online über die Zerstörung der Infrastruktur in der Ukraine geschrieben wird, auf den Schreibtischen der Zensurbehörde.

LGBTIQ

ist die Abkürzung für "Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Inter, Queer" und steht für die Community von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* Personen, intergeschlechtlichen und queeren Menschen.

Kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat der Kreml den Druck auf die Zivilgesellschaft erhöht und ist unter anderem gegen mehrere kritische Sender vorgegangen. Ein im März 2022 verabschiedetes Gesetz sieht bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung "falscher" Informationen über den Krieg vor. In russischen Staatsmedien wird nicht von einem Krieg gegen die Ukraine gesprochen, sondern von einer "militärischen Spezialoperation".

Das ausgewertete Datenleck zeigt nun: Widerspricht ein Medium, ein Youtuber oder eine Telegramnutzerin dem offiziellen Narrativ des Kremls, fordert Roskomnadsor die Löschung. Weigert sich der jeweilige Dienst, verhängt die Behörde in der Praxis saftige Geldstrafen, entzieht Lizenzen oder blockiert die Websites.

Massiv in Künstliche Intelligenz investiert

Aus den Daten geht zudem hervor, dass die russische Behörde nicht nur Beiträge aus Russland zensiert, sondern auch immer wieder versucht, nicht-russischsprachige Beiträge aus anderen Ländern zu sperren oder löschen zu lassen: So versucht man auch, ukrainische oder bulgarische Kommentare und Videos aus den Niederlanden oder Deutschland zu zensieren.

Für den russischen Präsidenten Wladimir Putin und andere hochrangige Regierungsbeamte tilgt die Behörde außerdem unliebsame Informationen aus dem Netz: E-Mails aus dem Datenleck zeigen, wie Verbindungen in die Kriminalität oder Beweise für Korruption von Kreml-Getreuen aus Medienberichten verschwinden.

Die Unterlagen legten darüber hinaus offen, dass die Behörde in den vergangenen Jahren erheblich in die Entwicklung neuer KI-Systeme investiert habe, um dadurch verbotene Inhalte noch schneller zu identifizieren.

Verwendete Quellen
  • Vorabmeldung der "Süddeutschen Zeitung"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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