Wahlgeschenk Hier dürfen 2,25 Millionen Menschen sofort in Rente gehen
Im Juni sollen in der Türkei Parlaments- und Präsidentenwahlen stattfinden. Präsident Erdoğan ermöglicht nun mehr als zwei Millionen Menschen eine sofortige Rente.
Die Türkei hat das Mindestalter für die Rente aufgehoben und damit 2,25 Millionen Bürgern die Möglichkeit gegeben, sofort in den Ruhestand zu treten. Präsident Recep Tayyip Erdoğan gab den Schritt am Mittwoch bekannt, weniger als sechs Monate vor einer mit Spannung erwarteten Wahl. Welche zusätzlichen Kosten für den Staat entstehen, war zunächst unklar.
Bislang galt in der Türkei ein Mindestalter von 60 Jahren für Männer und 58 für Frauen. Arbeiterverbände hatten sich seit längerem gegen ein Mindestalter gesträubt und verlangt, die einzige Bedingung dürfe eine Mindestanzahl von gearbeiteten Tagen sein. Diese Vorgabe bleibt bestehen.
Türkei von hoher Inflation betroffen
Die Entscheidung reiht sich ein in andere Reformen vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen am 18. Juni. Erdoğans Regierungspartei AKP erhöhte in der vergangenen Woche den Mindestlohn deutlich. Er soll ab kommendem Jahr im Monat auf 8.500 Lira (rund 429 Euro) steigen. Dies ist damaligen Angaben der Regierung zufolge ein Plus von gut 50 Prozent zum Juli und um 94 Prozent gegenüber Januar 2022.
Die Türkei ist mit hoher Inflation, einer Schwäche der Landeswährung Lira und einem Rückgang des Lebensstandards konfrontiert. Erdoğans Regierung und die Zentralbank haben mit einer teils unorthodoxen Finanz- und Wirtschaftspolitik reagiert, insbesondere bei den Zinsen.
Über zwei Millionen Rentner könnten sofort dazukommen
Gegenwärtig gibt es 13,9 Millionen Rentner in der Türkei. Erdoğan zufolge könnten nach den neuen Regeln nun 2,25 Millionen zusätzlich sofort dazukommen. In der Türkei leben knapp 85 Millionen Menschen, in etwa so viele wie in Deutschland.
In der Bundesrepublik dringen Wirtschaftsverbände auf eine Abschaffung der vorgezogenen Rente mit 63. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz hatte jüngst erklärt, er wolle, dass mehr Menschen mit 67 Jahren in Rente gehen statt früher.
- Nachrichtenagentur Reuters