Einigung zwischen Libanon und Israel Jair Lapid wertet Abkommen als Anerkennung Israels
Israel und der Libanon haben sich über Hoheitsgebiete im Mittelmeer geeinigt: Regierungschef Lapid wertet das Abkommen als "Anerkennung" Israels.
Israel und der Libanon haben nach jahrzehntelangem Streit ein Abkommen zur gemeinsamen Seegrenze im Mittelmeer unterzeichnet. Israels Ministerpräsident Jair Lapid unterschrieb die Vereinbarung am Donnerstag in Jerusalem, das libanesische Staatsoberhaupt Michael Aoun im Präsidentenpalast bei Beirut, wie beide Seiten separat mitteilten. Die Dokumente sollten am Nachmittag auf einem Stützpunkt der Vereinten Nationen in Nakura im Süden des Libanons dem US-Vermittler Amos Hochstein übergeben werden.
Lapid erklärte: "Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein feindliches Land den Staat Israel in einem schriftlichen Abkommen vor der internationalen Gemeinschaft anerkennt." Offiziell befinden sich die beiden Länder seit 1948 im Krieg. Mit der Einigung geht ein langer Streit über eine Meeresfläche vor der Küste zu Ende, der sich nach der Entdeckung großer Mengen Erdgas nochmals verschärft hatte. Eine Normalisierung der Beziehungen ist trotzdem nicht zu erwarten.
An der Grenze zwischen beiden Staaten kommt es immer wieder zu Spannungen mit der im Libanon mächtigen schiitischen Miliz Hisbollah – einem engen Verbündeten des israelischen Erzfeindes Iran.
Hoffnung für den Libanon
Dem wirtschaftlich angeschlagenen Libanon soll durch das Abkommen die Erschließung des Offshore-Gasfeldes Kana ermöglicht werden. Wie viel Gas dort tatsächlich gefördert werden kann, ist noch unklar. Seit etwa drei Jahren leidet das kleine Land am Mittelmeer unter der schwersten Wirtschaftskrise seiner Geschichte und könnte einen Geldsegen gut gebrauchen. Präsident Aoun sagte Mitte Oktober, die Öl- und Gasförderung werde das Land, das praktisch pleite ist, aus dem "Abgrund" ziehen. Die libanesische Lira hat mehr als 90 Prozent ihres Werts eingebüßt und sinkt weiter. Etwa drei Viertel der Bevölkerung lebt bereits unterhalb der Armutsgrenze.
Israelisches Gas könnte Deutschland helfen
Das Gebiet rund um die Karisch-Gasplattform – nordöstlich der israelischen Hafenstadt Haifa – bleibt im israelischen Hoheitsgebiet. Das Land hatte dort am Mittwoch mit der Gasförderung begonnen.
Das Gas aus Israel könnte auch die Energiekrise in Europa lindern. Seit der russischen Invasion in der Ukraine sucht die EU dringend nach anderen Lieferanten. Nach Gesprächen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im September in Berlin sagte Lapid: "Hoffentlich wird das nächstes Jahr möglich sein." Israel könnte rund zehn Prozent des russischen Gases ersetzen. Die Gasfelder Leviathan und Tamar vor der Küste haben dem Land den Energiebedarf schon gesichert. Größtes Problem: der Transport von Gas nach Europa. Für die Nachbarn Ägypten und Jordanien zählt Israel bereits zu den wichtigsten Gaslieferanten.
- Nachrichtenagentur dpa