Sea-Watch entdeckt Boot Dutzende Menschen vor Lampedusa in Seenot
Mit einem Flugzeug hat die Hilfsorganisation Sea-Watch ein vor Lampedusa treibendes Boot entdeckt. Die etwa 100 Menschen an Bord hätten keine Schwimmwesten, heißt es.
Private Seenotretter haben am Sonntag Alarm wegen eines im Mittelmeer treibenden Bootes mit Dutzenden Migranten an Bord geschlagen. Das Boot sei in maltesischen Gewässern, rund 36 Seemeilen von der italienischen Insel Lampedusa entdeckt worden, teilte die Organisation Sea-Watch mit. Sie hätten die geschätzt 100 in Seenot geratene Migranten mit ihrem Flugzeug "Moonbird" ausfindig gemacht. Die Menschen trügen keine Rettungswesten, hieß es weiter. Sea-Watch forderte Malta und Italien auf, die Menschen zu retten.
In diesem Jahr landeten bereits Tausende Flüchtlinge mit Booten in Italien an. Das Innenministerium zählte Stand Freitag seit Jahresbeginn mehr als 19.300 Migranten. Im Corona-Jahr 2020 registrierten die Behörden zur selben Zeit knapp 6.600. Immer wieder machen sich die Menschen von Libyen und Tunesien über das zentrale Mittelmeer auf nach Europa. Bei Unglücken mit Booten starben 2021 nach UN-Angaben bisher 690 Menschen in diesem Teil des Meeres.
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UN fordern mehr Hilfe von Deutschland
Die Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) in Deutschland, Katharina Lumpp, hat die EU dazu aufgerufen, mehr in die Seenotrettung und die Verteilung geretteter Menschen zu investieren. Ziel müsse ein solidarischer und vorhersehbarer Mechanismus sein, der die Länder an der EU-Außengrenze entlaste.
"Wenn es nicht gelingt, alle 27 Staaten einzubinden, wäre es gut, wenn zumindest einige Staaten für diesen Sommer vorhersehbare Mechanismen schaffen", sagte Lumpp der "Welt". Wünschenswert wäre, dass Deutschland Länder wie Italien auch in diesem Jahr unterstützt. Lumpp plädierte außerdem dafür, die Aufnahmeplätze für sogenannte Resettlement-Flüchtlinge deutlich auszuweiten.
EU findet keine gemeinsame Asylpolitik
Dabei geht es um besonders hilfsbedürftige anerkannte Flüchtlinge, die über sogenannte Resettlement-Programme meist direkt aus ihrer Herkunftsregion aufgenommen werden. Die Bundesrepublik lässt eigentlich pro Jahr bis zu 5.500 Menschen über diese humanitären Programme einreisen. Wenn Deutschland im Jahr rund 10.000 Plätze zur Verfügung stellen könnte, wäre das sicherlich ein gutes Signal, sagte Lumpp.
In der Europäischen Union ist der Streit über eine gemeinsame Asylpolitik festgefahren. Das zeigte sich zuletzt auch beim EU-Gipfel in Brüssel. Italien hat beispielsweise großes Interesse an einer dauerhaften Vereinbarung zur Verteilung von Bootsmigranten, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet werden. Allerdings ist die tägliche Zahl der neu ankommenden Schutzsuchenden in Italien deutlich geringer als in Deutschland oder Frankreich.
- Nachrichtenagentur dpa