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Polen: Nazi-Vergangenheit in der Familie – Kritik an deutschem Botschafter


Vater diente im Führerbunker
Kritik an deutschem Botschafter in Polen

Von dpa
09.09.2020Lesedauer: 1 Min.
Witold Waszczykowski: Polens ehemaliger Außenminister ist mit der Wahl des deutschen Vertreters nicht zufrieden.Vergrößern des Bildes
Witold Waszczykowski: Polens ehemaliger Außenminister ist mit der Wahl des deutschen Vertreters nicht zufrieden. (Quelle: agefotostock/imago-images-bilder)

Ein deutscher Botschafter tritt sein Amt in Polen an. Damit ist der ehemalige Außenminister des Landes nicht einverstanden, denn die Familie des Diplomaten hat eine Nazi-Vergangenheit.

Polens früherer Außenminister Witold Waszczykowski hat vor Schwierigkeiten bei der Arbeit des neuen deutschen Botschafters, Arndt Freytag von Loringhoven, in Warschau gewarnt. Polen habe im Zweiten Weltkrieg brutal gelitten, besonders unter den Deutschen, sagte Waszczykowski der Zeitung "Dziennik Gazeta Prawna". "Es wird nicht angemessen sein, wenn an Jahrestagen der Ereignisse von damals jemand mit einem solchen Familien-Gepäck teilnimmt."

Vater war Adjutant unter Hitler

Der neue deutsche Botschafter hatte Anfang September erst nach mehrmonatiger Wartezeit die offizielle Zustimmung des polnischen Außenministeriums zu seinem Amtsantritt bekommen. Polnischen Medienberichten zufolge gab es zunächst Vorbehalte gegen den Diplomaten wegen seines familiären Hintergrunds. Der Vater des Botschafters, Bernd Freytag von Loringhoven, war von 1944 bis Ende April 1945 Adjutant in Hitlers Führerbunker.

Waszczykowski sagte, nach dem langen Schweigen aus Warschau wäre es eigentlich die Aufgabe der Bundesregierung gewesen, einen anderen Kandidaten als Botschafter vorzuschlagen. "Gibt es denn wirklich in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern niemanden, der keine Verbindung zu dem damaligen Krieg hat?"

Vermutlich habe Berlin großen Druck auf die Polen ausgeübt, die Kandidatur Arndt Freytag von Loringhovens trotzdem zu akzeptieren. Er sei sich sicher, dass sich Deutschland niemals getraut hätte, jemanden mit einem solchen familiären Hintergrund nach Israel zu schicken, so Waszczykowski weiter. Der Politiker der nationalkonservativen Regierungspartei PiS war von 2015 bis Anfang 2018 Polens Chefdiplomat.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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