Seit 35 Stunden auf hoher See Sea Watch meldet Tod eines Kindes auf Flüchtlingsboot
Laut Sea Watch hat sich die Lage auf dem Mittelmeer drastisch verschärft. Der italienischen Küstenwache wird vorgeworfen, tatenlos zuzusehen. Etwa 90 Menschen treiben seit 35 Stunden auf See, ein Kind ist verstorben.
Die deutsche Hilfsorganisation Sea Watch hat den Tod eines fünfjährigen Kindes auf einem Flüchtlingsboot im Mittelmeer gemeldet. Die Situation an Bord habe sich drastisch verschärft, etwa 90 Menschen seien seit 35 Stunden auf See, schrieb Sea Watch im Kurzbotschaftendienst Twitter mit Verweis auf Informationen der von ihr betriebene Notrufstelle für Migranten, Alarm Phone. Demnach steht Alarm Phone in Kontakt mit Menschen an Bord des überfüllten Schlauchboots.
Die italienische Küstenwache beobachte das Flüchtlingsboot, warte aber auf die libysche Küstenwache anstatt einzugreifen, hieß es weiter. "Eine Notsituation verschwindet nicht einfach, wenn man wegschaut."
Einsatz ziviler Hilfsorganisationen von Behörden blockiert
Das maltesische Militär hatte zuvor eigenen Angaben zufolge 75 Menschen aus Seenot gerettet, die sich an ein Thunfischgehege vor Libyens Küste geklammert hatten. Sie würden nach Malta gebracht. Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR kamen zudem zwei Flüchtlingsboote mit insgesamt 103 Menschen in der Nacht auf der italienischen Insel Lampedusa an. Sie seien vor mindestens drei Tagen in Libyen aufgebrochen.
Viele Marineschiffe, die in den vergangenen Jahren die libysche Küste patrouilliert hatten, wurden inzwischen abgezogen. Der Einsatz ziviler Hilfsorganisationen wie Sea Watch wird von den Behörden blockiert.
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Immer wieder ertrinken zahlreiche Flüchtlinge im Mittelmeer beim Untergang ihrer oft nicht seetüchtigen Boote, die meisten beim Versuch der Überfahrt von Libyen in die EU. Das UNHCR spricht deshalb von der tödlichsten Meeresüberquerung der Welt.
- Nachrichtenagentur AFP