Ex-Präsident und Hotel-Lobbyist Sarkozy rügt Europa und nennt Flughafen BER als Beispiel
Früher war Nicolas Sarkozy Frankreichs Staatschef, heute ist er Chef-Stratege des Hotelkonzerns Accor – und im Fokus von Korruptionsermittlungen. Großprojekte in Europa sind ihm ein Anliegen.
Nach Ansicht des Chef-Strategen des Hotelkonzerns Accor, Nicolas Sarkozy, sind Europa und die westliche Welt bei der Umsetzung großer Bauprojekte abgehängt worden. Einst war Sarkozy Präsident Frankreichs. Später wechselte er in die Wirtschaft. Heute laufen gegen ihn zahlreiche Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlich illegaler Wahlkampffinanzierung. In seiner neuen Rolle gab er nun dem Wochenmagazin "Le Point" ein Interview.
"Es gibt eine Welt mit zwei Geschwindigkeiten"
"Die Verspätung beim Bau des Berliner Flughafens in Deutschland hat zehn Jahre erreicht, während die großen Metropolen in Asien oder die Golfstaaten innerhalb weniger Jahre die größten Flughäfen der Welt bauen", sagte Sarkozy. Die westlichen Demokratien seien derzeit besser darin, zu verhindern, als zu tun.
Der neue Berliner Hauptstadtflughafen BER sollte ursprünglich im Herbst 2011 in Betrieb gehen, die Inbetriebnahme wurde aber wegen Fehlplanungen, Baumängeln und Technikproblemen mehrmals verschoben. Der Start ist nun für Herbst 2020 geplant. Beobachter zweifeln allerdings, ob der Flughafen überhaupt eröffnet wird.
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In einem Großteil der westlichen Welt wird nach Ansicht Sarkozys die Infrastruktur nicht mehr finanziert – man müsse nur nach Genua schauen. Dort stürzte im August eine Brücke ein – Dutzende Menschen kamen ums Leben. In Nantes im Westen Frankreichs sei nach jahrelangen Protesten schließlich kein Flughafen gebaut worden. "Es gibt heute eine Welt mit zwei Geschwindigkeiten", so Sarkozy. "Es gibt diejenigen, die sich jeden Tag schneller bewegen, und diejenigen, die stillstehen. Leider steht Europa still."
- dpa