Neue Route aus Afrika Die meisten Migranten kommen jetzt über Spanien
Spanien hat sich zum neuen Hauptziel für Migranten aus Afrika entwickelt, die über das Mittelmeer nach Europa wollen. Insgesamt ist die Zahl der Geflüchteten seit 2016 massiv gesunken.
Spanien ist nach Einschätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) das neue Hauptziel illegaler Migranten. Bis Mitte Juli seien dort 18.000 Männer, Frauen und Kinder über die westliche Mittelmeer-Route angekommen, teilte die IOM in Genf mit. Zusätzlich hätten fast 3000 Migranten versucht, über die in Nordafrika gelegenen spanischen Gebiete Melilla und Ceuta einzureisen.
Damit habe sich 2018 die Zahl der Flüchtlinge auf der westlichen Mittelmeer-Route im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdreifacht und übertreffe nun die Ankünfte in Italien und Griechenland. Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, hatte kürzlich schon auf die neue Hauptroute hingewiesen: "Wenn Sie mich fragen, was meine größte Sorge derzeit ist: Dann sage ich Spanien", sagte der Franzose der "Welt am Sonntag" Anfang Juli.
Im Juni habe man im westlichen Mittelmeer etwa 6000 irreguläre Grenzübertritte aus Afrika nach Spanien gezählt. "Wenn die Zahlen dort so steigen wie zuletzt, wird sich dieser Weg zum wichtigsten entwickeln", sagte Leggeri. Bei etwa der Hälfte dieser Menschen handele es sich um Marokkaner, die anderen stammten aus Westafrika.
1500 Menschen sollen 2018 schon ertrunken sein
Leggeri sprach sich dafür aus, die Pläne für Internierungslager in Afrika voranzutreiben, damit niemand mehr davon ausgehen könne, dass er nach seiner Rettung nach Europa gebracht werde. "Wenn es diesen Automatismus nicht mehr gibt, können wir das kriminelle Geschäftsmodell erfolgreich bekämpfen."
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Insgesamt sind den IOM-Angaben zufolge bis Mitte Juli knapp 51.000 Menschen übers Mittelmeer nach Europa gekommen. 2017 waren es noch 110.000, 2016 gar 241.000. Die IOM schätzt die Zahl der in diesem Jahr bei der Überfahrt ertrunkenen Menschen auf knapp 1500.
EU plant Internierungslager in Afrika
In Italien seien etwa 80 Prozent weniger Flüchtlinge angekommen als in den ersten sieben Monaten 2017, hieß es. Konkret zählten die Behörden noch 17.800 Ankünfte. Italiens neue Populisten-Regierung fährt seit Wochen einen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik. In Griechenland steigt nach IOM-Angaben die Zahl der Migranten wieder und liegt nun bei 14.700.
Die Europäische Union hatte sich bei einem Gipfeltreffen Ende Juni unter dem Eindruck der deutschen Regierungskrise auf eine Verschärfung ihrer Asylpolitik geeinigt. Künftig können demnach gerettete Bootsflüchtlinge in zentralen Sammellagern in der EU untergebracht werden. Ähnliche Lager in Nordafrika werden geprüft. Die Grenzschutzagentur Frontex soll schon bis 2020 verstärkt, die EU-Außengrenzen sollen stärker abgeriegelt werden.
- dpa