Nach Athener Rochade EZB-Direktor freut sich über Varoufakis-Entmachtung
News folgenDie anderen Finanzminister der Euro-Zone haben ihn schon lange satt, bei EZB und IWF löst er nur noch Kopfschütteln aus. Nun wird Griechenlands erfolgloser Finanzminister Gianis Varoufakis offenbar auch von seinem Regierungschef Alexis Tsipras fallengelassen: Tsipras hat Varoufakis überraschend als Koordinator der Schuldengespräche durch Vize-Außenminister Euclid Tsakalotos ersetzt - zur Freude seiner Kritiker aus der Troika.
So erwartet man in der Europäischen Zentralbank (EZB) nur Gutes: EZB-Ratsmitglied Christian Noyer sagte dem französischen Rundfunksender Europe 1 am Dienstagmorgen, die Personalrochade im Verhandlungsteam Griechenlands könne die Gespräche mit den internationalen Geldgebern voranbringen. Der aus der vordersten Reihe abgezogene Varoufakis habe für viele Spannungen gesorgt.
Beobachter sehen den Wechsel an der Verhandlungsspitze als indirekte Entmachtung Varoufakis'. Indirekt, weil Tsipras Spätabends im griechischen Fernsehen so tat, als wolle er Varoufakis in Wahrheit den Rücken stärken: Tsakalotos sei nur der Koordinator, Varoufakis bleibe der Chef der Verhandlungen.
Demütigung für den Ressortchef
Doch man stelle sich vor, Angela Merkel würde Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble aus den Treffen der EU-Finanzminister herausnehmen und stattdessen den Stellvertreter von Außenminister Steinmeier dorthin schicken - es wäre eine unglaubliche Demütigung für Schäuble.
Doch werden die Verhandlungen jetzt besser laufen? "Es ändert überhaupt nichts am Inhalt", betonte Noyer, der neben seinem Ratsposten bei der Europäischen Zentralbank auch Frankreichs Notenbank anführt. Die griechische Regierung müsse endlich ernsthafte Reformen beschließen, um die Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen.
Umgänglicher Ökonom
Immerhin: Ökonom Tsakalotos gilt als umgänglicher als Varoufakis, der vom Euro-Finanzministertreffen in Riga mit leeren Händen nach Hause zurückkehrte. Danach war der Ruf nach seinem Rücktritt lauter geworden.
Griechenland erwartet im Schuldenstreit eine Lösung bis zum 9. Mai. Trotz Differenzen mit den Gläubigern bei der Arbeitsreform und Mehrwertsteuererhöhung befinde man sich in finalen Verhandlungen, sagte Regierungschef Alexis Tsipras in einem Fernseh-Interview. Er schließe einen Zusammenbruch des hoch verschuldeten Eurolandes aus.
