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Referendum in Lettland: Wird Russisch EU-Amtssprache?


Europäische Union
Wird Russisch EU-Amtssprache?

Von dapd, afp, dpa
Aktualisiert am 19.02.2012Lesedauer: 2 Min.
In Lettland stimmen die Bürger darüber ab, ob Russisch die zweite Amtssprache im Land wirdVergrößern des Bildes
In Lettland stimmen die Bürger darüber ab, ob Russisch die zweite Amtssprache im Land wird (Quelle: reuters)

Durch ein Referendum in dem EU-Mitgliedsstaat Lettland könnte Russisch neue Amtssprache der Europäischen Union werden. Das hat die EU-Kommission bestätigt.

In einer Volksbefragung entscheiden die Letten an diesem Samstag über die Annahme von Russisch als zweiter Amtssprache in dem Land selbst.

Initiator ist die Bürgerbewegung "Muttersprache". "Es geht nicht nur um Sprache, sondern auch um Ehre", erklärt Organisator Wladimir Linderman. "Wir möchten nicht nur Bürger zweiter Klasse sein. Wir sind der Meinung, dass wir dieselben Rechte haben wie Letten."

Unterstützung kommt aus Moskau. "Die Menschen wollen angehört und respektiert werden. Sie wollen ihre Kinder in ihrer Sprache erziehen", verteidigt Russlands Außenminister Sergej Lawrow den Plan.

Abgeordnete der gemäßigt-liberalen Reformpartei, Libine-Eger, sieht das anders: "Lettisch ist eine kleine Sprache, die wir schützen müssen. Ohne eigene Sprache hat Lettland als Nationalstaat keine Zukunft in Unabhängigkeit", sagt die 34-Jährige und fügt hinzu: "Kein Lette will das. Es geht bei der ganzen Aktion ohnehin nur um ein politisches Zeichen des Harmonie-Zentrums an die eigene Anhängerschaft. Das vergiftet das Klima im Land."

Tatsächlich gilt es als unwahrscheinlich, dass die Initiative Erfolg hat, da sich für eine Verfassungsänderung die Hälfte der rund 1,5 Millionen Stimmberechtigten für eine Stärkung des Russischen im öffentlichen Leben aussprechen muss. Die russische Minderheit macht aber nur etwa ein Drittel der lettischen Bevölkerung aus.

Lettisch als Symbol der Freiheit

Die ablehnende Haltung vieler Letten gegenüber der Abstimmung, ob Russisch die zweite Amtssprache werden soll, ist auch in der Geschichte verankert. Unter sowjetischer Herrschaft, die 1991 zu Ende ging, war den Letten die russische Sprache aufgezwungen worden. Viele Gegner des Referendums erinnerten zudem daran, dass zu Sowjetzeiten zahlreiche ethnische Letten nach Sibirien deportiert wurden. Sie sehen in der lettischen Sprache deshalb ein Symbol ihrer Unabhängigkeit und Freiheit. Befürworter der Initiative erhoffen sich dagegen ein Ende der Diskriminierung von russischsprachigen Bewohnern des Landes.

"Seither hat sich die Spaltung des Landes zwischen lettischer Mehrheit und russischer Minderheit wieder vertieft", erklärt Libina-Egner. Nur vor diesem Hintergrund sei auch das Referendum über die Anerkennung des Russischen als zweite Amtssprache zu verstehen.

23 Amtssprachen in der EU

Sollte das Votum positiv ausfallen, könne sich das Land an den Rat wenden und fragen, ob es als offizielle Sprache anerkannt werde, erklärte ein Sprecher der EU-Kommunision. "Und wenn alle anderen Staaten damit einverstanden sind, würde es eine offizielle Sprache werden." Es gebe aber keinen Automatismus. Wegen der nicht spannungsfreien Beziehungen zwischen Russland und der EU wäre die Einführung von Russisch in der EU politisch heikel.

Derzeit gibt es in der Europäischen Union 23 Amtssprachen, darunter auch selten gesprochene wie Maltesisch oder Estnisch. Amtssprachen sind diejenigen, in die alle Texte übersetzt werden müssen und die bei wichtigen Veranstaltungen simultan gedolmetscht werden. Die Kosten für die Übersetzungen belaufen sich auf etwa eine Milliarde Euro jährlich.

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