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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Langsam machen Hilft ein Tempolimit, Staus zu vermeiden?
Staus kosten nicht nur viel Zeit und Nerven, sie belasten auch die Umwelt, die Wirtschaft und natürlich den Geldbeutel der Autofahrer. Denn beim ständigen Stop-and-Go verbrauchen Pkw bekanntlich am meisten Sprit. Derzeit diskutieren Experten angeregt darüber, ob Tempolimits helfen können, Staus zu vermeiden. Die Meinungen zu diesem Thema sind allerdings sehr gespalten.
Tempolimit: Für viele Autofahrer ein rotes Tuch
Für viele Autofahrer hierzulande ist bereits die Vorstellung eines generellen Tempolimits ein rotes Tuch. Sie fürchten Einschränkungen, die ein solches Gesetz sich bringen würde. Die Grünen dagegen fordern ein bundesweites Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen. Ihre Argumente: weniger Lärm, besserer Verkehrsfluss, weniger Unfälle, weniger Emissionen. Und einige Studien geben ihnen Recht. Auf getesteten Strecken gab es 30 Prozent weniger Unfälle und der Schallpegel reduzierte sich um 0,5 Dezibel, fasst der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im Landtag Nordrhein-Westfalen Arndt Klocke gegenüber der "Rheinischen Post" zusammen. Einer Studie des Umweltbundesamtes zufolge ließen sich zudem die Co2-Emissionen bei Tempo 120 um neun Prozent verringern. Solange es jedoch keinen eindeutigen Beweis gibt, dass ein Tempolimit auch Staus vermeiden kann, gehen die Meinungen auseinander. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) gehört zu den Befürwortern und argumentiert: „Ein Tempolimit bedeutet weniger Staus, denn es mindert die hohen Geschwindigkeitsunterschiede auf Autobahnen, die eine wichtige Ursache bei der Stauentstehung sind.“
Unaufmerksamkeit fördert die Staubildung
Die „Welt“ dagegen berichtet von einem Experiment der Universität von Nagoya in Japan, das ein anderes Bild zeigt: Hier wurden 22 Autofahrer gebeten, bei mäßiger Geschwindigkeit und konstantem Abstand im Kreis hintereinander herzufahren. Trotz der simplen Aufgabenstellung kam es zum Stau, wenn einer der Teilnehmer unaufmerksam wurde, langsamer fuhr und seine Hintermänner zum Abbremsen zwang. Keine Überraschung für Stauforscher Professor Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen. Gegenüber der "Welt" erklärt er, dass Autofahrer bei niedrigen oder gleichbleibenden Geschwindigkeiten eher dazu neigen würden, unaufmerksam zu sein. Zudem hätten Versuche in Schweden, eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h in der Innenstadt einzuführen, gezeigt, „dass generelle Lösungen Aggressionen beim Autofahrer schüren.“
Stauforscher fordert flexible Leitsysteme
Statt eines generellen Tempolimits empfiehlt Schreckenberg im Gespräch mit der "Rheinischen Post" flexible Leitsysteme, um Staus zu vermeiden. Diese befänden sich seit 2006 im Test und hätten den Vorteil, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung dank einer Freitextanzeige auf die jeweils aktuelle Verkehrssituation abgestimmt werden könne, wie beispielsweise Wetterlage oder erhöhtes Verkehrsaufkommen.
Neben einer Geschwindigkeitsregulierung gibt es natürlich auch noch weitere Aspekte, die Staus verursachen – aber eben auch vermeiden – können. Der ADAC wünscht sich in dieser Hinsicht insbesondere ein besseres Baustellenmanagement und fordert, dass an staukritischen Stellen auch nachts und sonntags gearbeitet wird.