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Honda CTX 1300: Komfortabler Cruiser mit dem gewissen Etwas


Honda CTX 1300
Komfortabler Cruiser mit dem gewissen Etwas

SP-X, Ulf Böhringer

14.05.2014Lesedauer: 3 Min.
Honda CTX 1300: Komfortabler Cruiser mit dem gewissen EtwasVergrößern des Bildes
Honda CTX 1300: Komfortabler Cruiser mit dem gewissen Etwas (Quelle: Hersteller-bilder)
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Der größte Motorenhersteller der Welt hat ein neues Motorrad im Programm. Doch nicht nur irgendeins: Die Honda CTX 1300 ist ein Custom Cruiser, der mit viel Technik und einer außergewöhnlichen Optik um die Gunst der Käufer buhlt.

Motorradfahren ist eine höchst individuelle Sache. Jeder fährt nämlich das, was ihm gerade gefällt. Dennoch sind die Ansätze der Zweiradindustrie zumeist am Mainstream ausgerichtet, nur selten traut sich ein Hersteller, mit der Umsetzung ungewöhnlicher Ideen Risiken einzugehen. Honda tickt diesbezüglich anders.

Große Modellpalette verträgt Experimente

Vielleicht auch deshalb, weil ein möglicher Misserfolg eines Modells nicht gleich das ganze Firmengerüst instabil machen würde. Jüngstes Beispiel für den Mut zum Anderssein ist der mächtige Custom Cruiser CTX 1300. Auf den ersten Blick findet diesen Tourencruiser kaum jemand schön. Doch wer von einer längeren Ausfahrt mit diesem mächtigen Schiff zurückkommt, schnurrt zumeist sehr zufrieden. Und blickt wohlgefällig auf die CTX.

Honda CTX 1300: Fast 2,40 Meter lang

Die CTX 1300 ist lang und vergleichsweise niedrig. 2,38 Meter Länge werden nur von wenigen Motorrädern übertroffen, bei nur 1,17 Metern Höhe schon gleich gar nicht. Dennoch ist sie ein mächtiger Brocken, optisch und auch auf der Waage. 338 Kilogramm sagt das Datenblatt, vollgetankt immerhin.

Massige Maschine mit niedrigem Schwerpunkt

Genau dies bestätigt sich schon bei etwa Tempo 15. Da kann man übrigens bereits in den zweiten der fünf Gänge schalten, was sanft und präzise erfolgt. Ab jetzt lässt sich das vorher massige Teil dank des sehr guten Ergonomie-Dreiecks (Sitz, breiter Lenker, Rasten) und der prima Gewichtsverteilung samt niedrigem Schwerpunkt völlig entspannt und lässig dirigieren, auch das Durchfahren enger Kurven und das Wenden verlaufen ohne Anspannung beim Fahrer, sofern es sich nicht gerade um einen Motorrad-Frischling handelt. Aber der wird anfangs nicht zur CTX 1300 greifen.

Kastrierter 1300er Motor leistet nur 84 PS

Der unübersehbare Touringcruiser mit der Mini-Scheibe und der platten Schnauze - sehr hübsch übrigens die feinen LED-Tagfahrlicht-Streifen - ist ein ausgesprochen sanftes Motorrad. Der Motor, der in der unglücklichen Pan European 1300 noch knapp 126 PS leisten durfte, wurde leider arg kastriert: Die verbliebenen 84 PS reichen zwar für zügiges Fortkommen aus, aber "anreißen" ist mit diesem Kastraten nicht möglich. Freilich entschädigen die feine Laufkultur, der brauchbare Durchzug und das sonore V4-Gebrabbel aus den beiden verchromten Edelstahl-Auspufftöpfen.

Honda CTX 1300: Langstrecken-Cruiser

Schwachbrüstig ist er nicht, aber halt auch kein Stier, wie man angesichts der fast 1300 Kubikzentimeter Hubraum glauben könnte. Perfekt passt das feine V4-Triebwerk zum Fahrwerkscharakter der CTX: Cruisen - auch in deutlich dreistelligen Tempobereichen - kann dieses Motorrad perfekt, während fahrerische Hektik auf Widerwillen des Motorrads stößt. Was ja auch gut so ist und die Entwickler darin bestätigt, ihre Sache richtig gemacht zu haben.

Das Einlenken in Kurven geht ohne Kraftaufwand vonstatten, Biegungen werden auf sauberem Strich stabil umrundet. Die Radaufhängungen agieren feinfühlig und absorbieren Straßenschäden gut und feinfühlig, ohne dass ein schwammiges Gefühl aufkommt. Weil auch die Windgeräusche gering sind und Turbulenzen am Helm gänzlich fehlen, lädt die Honda dank ihrer Ausgewogenheit zu echt lässigem Fahren ein, zumeist im größten oder zweitgrößten Gang.

Voll-LED-Scheinwerfer serienmäßig

Bei der CTX hat Honda technisch anspruchsvolle Register gezogen. So gibt es eine fein regelnde Traktionskontrolle, die sehr gute Bremsanlage ist als aufwändiges Combined-Brake-System samt ABS ausgeführt (Kombibremse vorne/hinten), der Bordcomputer ist vom Lenker aus bedienbar, die Blinker stellen automatisch zurück, die serienmäßige Griffheizung signalisiert im Display ihre Wirkungsstärke, es gibt einen Anschluss fürs iPhone und eine USB-Buchse. Dazu das schon erwähnte LED-Licht (Tagfahr-, Abblend- und Fernlicht) und ein serienmäßiges Soundsystem - jedoch ohne Radio-Empfangsteil. Es ist also alles drin und dran, was entspanntes Cruisen noch schöner macht.

Keine extremen Schräglagen möglich

Und weil auch die Sitzposition stimmt, weil die Gasannahme des geschmeidigen V4 ein Genuss ist, weil man gerne auf das voluminöse, gut ablesbare Cockpit mit seinen klaren Anzeigen schaut, stört es nicht, dass die Schräglagenfreiheit enger begrenzt ist als vermutet. Angenehmerweise setzen aber zuerst die nachgebenden Fußrasten auf, bevor harte Teile Bodenkontakt bekommen. So muss es sein.

100 Exemplare für deutsche Individualisten

Gerade mal 100 Stück hat Honda Deutschland für die 2014er Saison eingeplant. Mit 17.545 Euro erscheint die CTX 1300 fair kalkuliert, denn sie ist sehr gut ausgestattet, ebenso gut verarbeitet und macht mit ihrem beiderseitigen V4-Auspuffgewürm echt was her. Sie entfaltet Wirkung, denn die Leute schauen auf diese Honda. Das Design ist also gelungen, auch wenn es nicht jeder mögen wird. Was nichts macht, denn glücklicherweise traut sich Honda, auch Modelle ins Programm zu nehmen, die nicht "Everybodys Darling" werden müssen.

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