Stiftung Warentest hat geprüft Kinder-Fahrradanhänger rasseln durch den Test
Erschreckendes Ergebnis: Zehn von zehn getesteten Kinderfahrradanhängern fielen bei der Stiftung Warentest durch. Das steckt dahinter.
Sie versprechen Komfort beim Kindertransport mit dem Fahrrad, lassen sich teilweise als Buggy nutzen und zumeist einfach ans Fahrrad kuppeln und stabil fahren: Trotzdem fallen zehn von zehn getesteten Fahrradanhängern zu Preisen zwischen 350 und 1.300 Euro im aktuellen Test von Stiftung Warentest ("test"-Ausgabe 8/2024) durch.
Der Grund hat in den meisten Fällen nichts mit den Fahrleistungen zu tun – sondern mit Schadstoffen: Neun der zehn Testobjekte waren entweder in den Sitzbezügen oder in den Bespannungen der Kabine mit sogenannten PFAS (per- und polyfluorierten Substanzen) belastet, die teils schon seit 2020, teils seit Anfang 2023 verboten sind. Sie werden dazu genutzt, um die Textilien zu imprägnieren und damit wasser- und schmutzabweisend zu machen. Das Problem: Diese Substanzen lassen sich nicht abbauen und können ins Trinkwasser und in Lebensmittel gelangen. Ein weiterer Anhänger ist ebenfalls mit PFAS belastet, die allerdings nicht verboten sind. Dafür gab es in dieser Kategorie das Urteil "ausreichend".
Zudem fanden die Tester weitere Schadstoffe, die sich auf die Gesundheit auswirken können. Konfrontiert mit den Ergebnissen, kündigten einige Hersteller eigene Überprüfungen an, stoppten den Verkauf oder verwiesen auf eigene Tests, bei denen keine PFAS gefunden worden seien.
Vier Fahrradanhänger mit Sicherheitsmängeln
Vier Modelle versagten im Sicherheitstest, darunter der "Thule XT" und der "Croozer Kid Vaaya 2": Bei einem Überschlag um 180 Grad bieten sie, wie zwei weitere Modelle, nicht genügend oder keinen Platz zwischen Kopf und Boden. Im Erstfall könnte dies zu schweren Kopfverletzungen führen, warnt die Stiftung. Der "Thule XT" fiel zudem im Dauertest durch: An einem Testexemplar brach die Deichselkupplung, bei einem anderen riss sie ein.
Bester Fahrradanhänger ist der "Qeridoo Kidgoo Fidlock Edition" (995 Euro), der in allen Kategorien bis auf die Schadstoffwertung gute bis sehr gute Ergebnisse erzielte – am Ende jedoch aufgrund der Schadstoffbelastung mit einem "mangelhaft (4,6)" abschnitt.
Insgesamt fiel der Test wie folgt aus:
- 10 mit der Gesamtnote "mangelhaft"
Das ausführliche Testergebnis lesen Sie in der August-Ausgabe von "test".
So wurde getestet
Sieben Fahrradanhänger für zwei Kinder und drei Anhänger für ein Kind zur Nutzung als Anhänger und Buggy wurden im Januar 2024 gekauft und anschließend getestet. Kriterien waren die Punkte Fahren und Schieben (flossen zu 35 Prozent in die Wertung ein), Handhabung (30 Prozent), kindgerechte Gestaltung (20 Prozent), Sicherheit und Haltbarkeit (10 Prozent), Schadstoffe (5 Prozent). Ein "mangelhaft" in den Kapiteln Sicherheit und/oder Schadstoffe führte automatisch zur Note "mangelhaft".
Darauf sollten Sie beim Kauf achten
Die Stiftung Warentest rät zum Kauf gebrauchter Anhänger, damit nicht noch mehr PFAS in die Umwelt gelangen.
Ebenso kommen noch folgende Punkte ins Spiel:
- Sind die Kinder schon alt genug für die Fahrt im Anhänger? Die Stiftung rät dazu, Kinder unter zwölf Monaten nicht in solchen Anhängern zu transportieren. Ihre Muskeln seien noch nicht stark genug für die teils rumpelige Fahrt.
- Die nächste Frage: Passt das Wunschgefährt auch zu Ihrem Fahrrad? So kann zum Beispiel auch eine Achsverlängerung oder eine neue Achse am Fahrrad nötig werden. Im Zweifel beim Hersteller oder im Handel nachfragen.
- Bei der Auswahl können sich solche Modelle als besonders nützlich erweisen, die einen innen liegenden Stauraum hinter den Sitzen haben. Eher unpraktisch sind dagegen den Experten zufolge diejenigen mit nur einem flachen Netz an der Kabinenrückseite.
- Manche Anhänger lassen sich allein als Buggy nutzen. Den Umbauvorgang sollten Sie vor dem Kauf aber ausprobiert haben. Denn sowohl Deichsel als auch das Buggy-Rad sollten sich einfach montieren, abbauen und am oder im Anhänger verstauen lassen.
- Ein bequemer Sitz zeichnet sich dadurch aus, dass er breit, nicht zu tief ist und nicht durchhängt. Die Rückenlehne sollte den Kopf des Kindes überragen, ihn abstützen und sich bestenfalls verstellen lassen. Auch die Gurte sollten nicht zu niedrig angebracht sein, und im Fußraum sollte viel Platz sein.
- Bei Modellen, bei denen die Federung – je nach Gewicht der Beladung – eingestellt werden muss, sollte das auch stets befolgt werden. Ansonsten kann etwa ein auf schwere Last eingestellter, aber leerer Anhänger beim Überfahren eines Hindernisses abheben.
- Und da bei plötzlichen Bremsmanövern und bei Unfällen hohe Kräfte wirken und Verletzungsgefahr besteht: den Nachwuchs immer anschnallen und nur mit Helm mitfahren lassen.
Wichtig: Bevor die erste Tour mit Kindern im Hänger startet, drehen Sie besser ein paar ausgiebige Übungsrunden, um sich mit dem Fahrverhalten und der Größe des Gespanns vertraut zu machen. Für ein realistisches Training platzieren Sie idealerweise einen dem Gewicht des Kindes entsprechenden und ebenfalls gesicherten Ballast im Anhänger. Aber auch ohne "Dummy-Gewicht" tasten Sie sich besser an die Länge und Breite des Gespanns heran.
- test.de: "Totalausfall" (kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa