Autotest Was der Hyundai Ioniq 5 hat, was andere nicht haben
Berlin (dpa-infocom) - Hyundai kämpft weiter tapfer gegen die Vorherrschaft des VW-Konzerns und tritt dem deutschen Giganten jetzt auch an der Ladesäule mutig entgegen. Denn wenn die Koreaner im Mai die ersten Exemplare des mindestens 41.900 Euro teuren Ioniq 5 ausliefern, ist das die aktuell wahrscheinlich schlagfertigste Antwort auf die sogenannten MEB-Modelle von VW, Audi und Skoda.
Die Gnade der späten Geburt
Wie die Konkurrenten ID4, Q4 E-Tron und Enyaq steht auch der Ioniq 5 auf einer neuen, eigens für den Elektroantrieb entwickelten Plattform mit der üblichen Skateboard-Architektur: Mit der Batterie im Boden und die Motoren an den Achsen, garantiert sie einen gute Raumökonomie und entsprechend viel Platz für die Passagiere. Dabei ist Hyundai zwar zwei Jahre später dran als VW mit seinem Modularen E-Baukasten, kommt dafür aber mit der besseren Technik.
Wie sonst nur Luxusmodelle, etwa der Porsche Taycan, nutzen die Koreaner ein 800-Volt-Netzwerk und können deshalb schneller laden. Unter optimalen Bedingungen reichen fünf Minuten, um den Strom für 100 Kilometer zu speichern, und in 18 Minuten schafft es der Akku von zehn auf 80 Prozent. Außerdem verkauft Hyundai den Ioniq auch mit einem Solardach, das im Jahr den Strom für bis zu 2000 Kilometer liefert. Auch gibt der Wagen von seiner Energie leichter etwas ab. Denn als einer der ersten kann er über seinen Akku etwa ein E-Bike laden oder einem anderen Stromer mit leerer Batterie aus der Bredouille helfen.
Neuer Anblick an der Ladesäule
Über dem Hightech-Boden hat Hyundai eine spektakuläre Karosserie gestülpt. Denn erstens ist der Ioniq 5 auf der Fahrbahn viel größer, als er auf Fotos wirkt. Und zweitens ist die Mischung aus klaren, geometrischen Formen und den ebenso verspielten wie futuristischen LED-Ornamenten an Front und Heck eine wohltuende Abwechslung in einem Segment, in dem sonst fast nur SUVs mit dem gängigen Einheits-Look unterwegs sind.
Auch innen beschreitet Hyundai neue Wege: Geräumig sind zwar alle dezidierten Elektroautos, und bei 3,00 Metern Radstand und 4,64 Metern Länge ist das für den Ioniq 5 erst recht keine Überraschung. Doch ist der darüber hinaus auch äußerst wohnlich eingerichtet und wirkt innen eher wie ein Wohnzimmer als ein Auto: Die Sitze sind eher Sessel, die Rückbank erinnert an ein Sofa und das Armaturenbrett sieht aus wie ein Sideboard, auf dem jemand einen digitalen Bilderrahmen für die wichtigsten Anzeigen abgestellt hat. Sogar eine kleine Pinnwand haben die Koreaner dort noch integriert.
Zu den riesigen Ablagen im "Frunk" des Bugs gibt es fast 40 Liter Stauraum in der Mittelkonsole, die genauso verschiebbar ist wie die Rückbank, die auf Knopfdruck 14 Zentimeter zurück gleitet. Dann schrumpft zwar der mit 527 Litern ansonsten üppige Kofferraum, doch so entsteht Platz für den größten Clou des Ioniq 5 - die Liegesessel in der ersten Reihe. Wenn sich die Polster erst mal flach machen, kann die Ladepause gar nicht lang genug dauern.
Lautlos und linear
Das Fahren selbst ist im Ioniq 5 wie bei fast allen E-Autos eher unspektakulär. Er fährt leise und beschleunigt linear. Das hohe Gewicht von gut zwei Tonnen, der tiefe Schwerpunkt und der lange Radstand sorgen für ein ruhiges Reisen. Und mit der Videoprojektion auf dem Bildschirm und seinem kleinen Wendekreis wird der Riese auch in der Stadt vergleichsweise handlich. Auch sonst tut Hyundai viel für die Entspannung hinter dem Lenkrad, regelt die Rekuperation automatisch und installiert einen Autobahn-Assistenten, der neben der Abstandsregelung und der Spurführung sogar das Überholen übernimmt, sobald der Fahrer mal den Blinker angetippt hat.
Schon vom Start weg bietet Hyundai viel Auswahl beim Antrieb: Es gibt je zwei unterschiedliche Versionen mit Allrad- und Heckantrieb, so dass die Koreaner ein Leistungsspektrum von 125 kW/170 PS bis 225 kW/306 PS abdecken. Elektronisch immer auf 185 km/h beschränkt, erreicht der Ioniq 5 100 km/h aus dem Stand in bestenfalls 5,2 Sekunden. Auch bei der Batterie gibt es zwei Optionen mit 58 oder 72,6 kWh, womit Normreichweiten von bis zu 480 Kilometern möglich sind.
Fazit: Cooler Konter aus Korea
Schon mit dem elektrischen Kona und dem ersten Ioniq hat Hyundai einen guten Job gemacht. Doch mit dem Erstling auf der neuen Plattform haben die Koreaner die MEB-Modelle aus Wolfsburg klug gekontert. Denn die Technik ist führend, das Design wohltuend anders und das Ambiente einzigartig. Da kann sich Hyundai sogar Preise erlauben, die ausnahmsweise mal über VW-Niveau liegen.
Datenblatt: Hyundai Ioniq5
Motor und Antrieb | Zwei Elektromotoren |
Max. Leistung: | 225 kW/305 PS |
Max. Drehmoment: | 605 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | 1-Gang-Automatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4635 mm |
Breite: | 1890 mm |
Höhe: | 1606 mm |
Radstand: | 3000 mm |
Leergewicht: | k.A. |
Zuladung: | k.A. |
Kofferraumvolumen: | 527 - 1587 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 185 km/h |
Beschleunigung 0-60 km/h: | 5,2 s |
Durchschnittsverbrauch: | k.A. |
Reichweite: | bis zu 480 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Batteriekapazität: | 72,6 kWh |
Schadstoffklasse: | k.A. |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Kosten: | |
Basispreis des Hyundai Ioniq5: | 41.900 Euro |
Grundpreis des Hyundia Iioniq5 72,6 kWh 4WD: | 48.900 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, adaptiver Tempomat, LED-Scheinwerfer, Allradantrieb |
Komfort: | Klimaautomatik, Virtuelles Cockpit, elektrische Liegesitze |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke