Unterwegs im BMW 740i Mit einem Wisch ist alles weg
Manchmal bleibt nur ein ungläubiges Staunen: BMWs neuer 7er zeigt auf faszinierende Art und Weise, wie wir bald Auto fahren werden. Ohne die Hände am Lenkrad. Ohne Knöpfe zu drehen oder drücken. Und ohne Angst haben zu müssen, dass wir die Konzentration verlieren, dass die Fenster offen stehen oder das Licht am Auto brennt, während wir längst woanders sind.
BMW 7er: der Schlüssel zur (High-)Technik
Es beginnt mit einem Autoschlüssel. Denn was bei anderen Herstellern meist ein Stück Hartplastik (zugegeben: es gibt auch schickere Ausführungen) mit Schlüsselbart und Knöpfchen ist, kommt bei BMW als echtes "Schlüssel-Erlebnis" daher.
Dieser "Display-Schlüssel" ist ein Mini-Computer, über den sich bestimmte Parameter wie Reichweite oder Klimatisierung abrufen oder einstellen lassen. Oder, ob Fenster und Türen geschlossen sind und das Licht gelöscht ist. Allerdings nur, wenn das Fahrzeug in Reichweite, also nur einige Meter weit entfernt ist.
Und weil ein permanentes Tippen auf diesem kleinen Design-Stück den Akku beansprucht, kann der Schlüssel induktiv durch Ablegen auf einer Induktionsfläche im Fahrzeug geladen werden.
Da drehst Du nicht am Rad
Nicht kabellos, aber berührungslos geht es weiter: Die Lautstärke des Soundsystems lässt sich ohne irgendwo zu drücken allein durch Gestikulieren ändern. Man vollführt mit seinem Zeigefinger unterhalb des Spiegels kreisrunde Bewegungen. Dreht man langsam nach rechts, spielt die Musik lauter, dreht man gegen den Uhrzeigersinn, wird sie leiser.
Und dann geht es mitunter wie mit diesem Werbespruch, den man von Küchenrollen kennt: "Mit einem Wisch ist alles weg" - wie zum Beispiel ein aufpoppender lärmender Verkehrshinweis oder ein nicht gewünschtes Telefonat. Einfach ein virtuelles Insekt mit der rechten Hand von links nach rechts schieben - weg sind Verkehrsfunk oder Gesprächspartner.
Das ist nicht mehr oder weniger aufwendig wie eine Betätigung von Lenkradtasten oder eines schnöden Drehreglers und mag etwas albern daherkommen. Für Außenstehende mag es wirken, als verscheuche man ein lästiges Insekt - es aber es funktioniert.
Sprechen statt drücken
Ebenfalls hervorragend und ebenso gut wie Googles Now oder Apples Siri ist die BMW-Spracherkennung. Einmal erfolgreich ausprobiert, möchte man sich nicht mehr die Arbeit machen, Navigationsziele manuell einzugeben. Denn die verbale Kommunikation mit der charmanten femininen Stimme klappt genau so gut und ist vor allem während der Fahrt deutlich komfortabler und sicherer.
Falls es doch eine Stimme aus Fleisch und Blut sein muss - bitteschön: Der Concierge-Service hilft in kniffeligen Situationen gerne weiter. Verrät beispielsweise, bei welcher Bude sonntags noch Spargel fürs Dinner zu bekommen ist - und schickt die Wegbeschreibung dann auf den Bildschirm.
BMW 740i überzeugt mit grandiosem Motor
Aber auch dieser BMW punktet trotz dieser futuristischen Technik-Schmankerl auch mit einer seiner Kernkompetenzen: Nämlich einem sensationell guten Motor. Der drei Liter große Reihen-Sechszylinder ist schlicht eine Offenbarung.
Völlig unangestrengt bringen die 326 PS und maximal 450 Newtonmeter die 1,8-Tonnen-Limousine in Fahrt und treiben sie ebenso lässig bis auf die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Wer mag, kann sich das aktuell abgerufene Drehmoment im über zehn Zoll großen Display anzeigen lassen.
Zu keiner Zeit beschleicht den Fahrer das Gefühl, dass diesem BMW die Luft ausgehen könnte. Nein - der hat jede fahrerische Herausforderung im Griff wie der FC Bayern München seine Bundesliga-Gegner. Und sparsam ist er obendrein - gut neun Liter Kraftstoff gönnte sich der Wagen im Schnitt auf 100 Kilometern.
Aber es sind gar nicht die 5,5 Sekunden auf 100 km/h oder die Höchstgeschwindigkeit, die das Fahren im 740i so mitreißend machen. Das Fahrzeug ist so ruhig und so ausgeglichen, die 8-Gang-Steptronic so sanft, die Limousine rollt so geschmeidig über die 19 Zoll großen Leichtmetallfelgen ab, dass der Beifahrer regelmäßig in ein leichtes Wegdösen verfällt.
Das Auto denkt, das Auto lenkt
Auch der Fahrer kommt zuweilen in eine Phase der Tiefenentspannung, wenn er die BMW-Helfer wie Lenk- und Spurführungsassistent aktiviert. Dann ist der 7er teilautonom unterwegs. Das Fahrzeug hält Spur und Geschwindigkeit selbsttätig ein, wahrt den Abstand zum Vordermann, erkennt Tempolimits, bremst und beschleunigt ohne Zutun. Nur wenn der Fahrer allzu lange seine Hände nicht am Lenkrad hat, ermahnt das System zum gesetzlich vorgeschriebenen Eingriff.
Manchmal kostet allerdings der Assistent die Fahrbahn-Breite voll aus, so dass es zu einem Pendel-ähnlichen Hin-und-her von linker zu rechter Begrenzung kommt. Was den Hinterherfahrenden irritieren könnte. Und doch kommen zu keiner Zeit Zweifel auf, dass dieses Fahrzeug auch gänzlich auf manuelle Eingriffe des Menschen verzichten könnte.
High-Tech, kombiniert mit Luxus-Ambiente
Und wie man von einem Auto der 100.000-Euro-Preisklasse erwarten darf, erfüllt das Interieur jeden Luxus-Anspruch: Sei es das beeindruckend glockenklare Harman-Kardon-Surroundsystem mit 16 Lautsprechern, das gestochen scharfe und kontrastreiche Head-up-Display oder die Sitzmassage mit schier unzähligen Möglichkeiten, seine Wirbel stimulieren zu lassen: BMW verbaut im 7er mit das Exquisiteste an High-Tech, was momentan zu haben ist.
Besonderes Lob verdient die Einpark-Funktion in 3D-Darstellung. Kameras errechnen eine 360-Grad-Perspektive. So lässt sich die Fünf-Meter-Limousine kinderleicht - und Zentimeter genau - einparken.
Vom Einparken zum Ausparken und zum versprochenen Ende, da kommt wieder der Schlüssel ins Spiel. Damit lässt sich der Luxusliner autonom per Knopfdruck ein- und ausparken, während der Fahrer einfach daneben steht. Was bleibt, ist ungläubiges Staunen über dieses Auto.