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Autokennzeichen behalten: Ohne Bürokratie geht es doch nicht


Kfz-Kennzeichenreform
Heimat-Nummernschilder mitnehmen - ohne Bürokratie geht es doch nicht

dpa-tmn, dpa, Martina Scheffler

30.12.2014Lesedauer: 3 Min.
Autokennzeichen: Die Kosten für neue Kfz-Kennzeichen nach einem Ortswechsel kann man künftig sparen.Vergrößern des BildesDie Kosten für neue Kfz-Kennzeichen nach einem Ortswechsel kann man künftig sparen. (Quelle: dpa)

Beim Umzug in eine andere Stadt oder in ein anderes Bundesland können Autofahrer ab 2015 ihre bisherigen Kfz-Kennzeichen behalten. Bürokratie abbauen und Kosten sparen war eigentlich der Grund für die neue Regelung. Aber so unbürokratisch wie es klingt, läuft es in der Praxis doch nicht. Trotzdem dürfte es viele Fahrer geben, die aus persönlichen Gründen am Heimatkennzeichen festhalten.

Früher war alles so einfach. Ein Auto aus Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein war ein echter "OD", ein oller Dussel. Das Fahrzeug aus dem niedersächsischen Winsen an der Luhe war ein "WL", ein wilder Landwirt. Ab dem 1. Januar aber kann der Landwirt aus dem Norden auch ein eingebürgerter Münchner sein. Dann dürfen Autokennzeichen bei einem Umzug bundesweit mitgenommen werden - ein neues Nummernschild ist nicht mehr nötig. Einige Bundesländer hatten dies schon zuvor ermöglicht, Schleswig-Holstein etwa oder Nordrhein-Westfalen.

Fahrzeughalter müssen trotzdem zur Zulassungsstelle

Ein zusätzlicher Antrag ist für die Mitnahme zwar nicht nötig. Bei der Zulassungsbehörde am neuen Wohnsitz vorsprechen müssen Fahrzeughalter aber weiterhin, denn die geänderten Daten müssen erfasst werden, wie das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten in Berlin (LABO) mitteilt. Außerdem erhält der Fahrzeughalter auch künftig eine neue Zulassungsbescheinigung Teil I. Die muss er beim Ummelden mitgebringen.

Darüber hinaus wird laut LABO eine elektronische Versicherungsbestätigung, ein Lastschriftmandat für die Kfz-Steuer und ein Zulassungsantrag benötigt. Wer sein altes Kennzeichen nicht mitnehmen will und lieber eins für den neuen Wohnsitz haben möchte, muss zusätzlich die Zulassungsbescheinigung Teil II sowie seine alten Nummernschilder mitbringen.

Vorteil: Kosten für ein neues Kfz-Kennzeichen sparen

Einen klaren Vorteil der Kennzeichen-Reform nennt ADAC-Jurist Jost Kärger: "Man spart Kosten, muss nicht ein neues Kennzeichen prägen lassen." Zeitersparnis, Kostenersparnis - das sind auch für Herbert Engelmohr, Jurist beim Automobilclub von Deutschland (AvD), die Vorteile der Reform. Allerdings werde man beobachten müssen, ob man die Halterdaten noch aktuell halten kann, wenn eine Ummeldung nicht mehr erforderlich ist.

Polizei: Autos mit fremden Kennzeichen werden schneller abgeschleppt

Andere mögliche Nachteile sieht Arnold Plickert, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Ein Auto etwa, das in München mit einem Kennzeichen aus Herne (Nordrhein-Westfalen) verkehrsbehindernd parke, werde vielleicht rascher abgeschleppt, weil jeder denke, "bis wir das raushaben, wie wir den erreichen können". Bei einem Halter aus München dagegen werde eher versucht, ihn zu erreichen. Und ein Fahrer im ländlichen Raum mit einem fremden Kennzeichen mache sich vielleicht schneller mal verdächtig, ein potenzieller Einbrecher zu sein.

Für seine Kollegen bedeute die Neuregelung einen Umdenkprozess. "Das ist schon ein Paradigmenwechsel. Man kann nicht mehr unterstellen, dass der Wohnort identisch ist mit dem Kennzeichen-Ort." In Nordrhein-Westfalen, wo die Regelung schon länger gilt, habe es keine Probleme gegeben - aber dort seien Autos aus anderen Städten des Bundeslandes auch keine Seltenheit. Letztlich, findet Plickert, seien erst mal die nächsten Monate abzuwarten.

Mein Auto - ein Stück Heimat

Auch einen psychologischen Effekt gibt es: Das Auto sei für einige identitätsstiftend, sagt ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino. "My car is my castle, mein rollendes Wohnzimmer" - das wollten viele mit der heimatlichen Buchstabenkombination unterstreichen. Wenn jemand aus der bayerischen Provinz bei einem Umzug in die Millionenstadt Berlin sein Kennzeichen mitnehme, dann sei das ein Teil seiner Identität. "Andere freuen sich vielleicht, ein Kennzeichen mit einem schlechten Image loszuwerden, das sich über Generationen hinweg etabliert hat" - zum Beispiel den "ollen Dussel".

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