Neuvorstellungen & Fahrberichte Offroad-Legende: Der Lamborghini LM 002
Auf der Motorshow in Peking zeigt Lamborghini im April diesen Jahres einen Ausblick auf ei sportliches Crossover-Konzept. Bereits in den 80er Jahren gab es den Lamborghini LM 002. Der Panzer-Lambo mit seinen sportlichen 450 PS ist das perfekte Auto für die Wüste, die Steppe oder die Savanne.
Die Geschichte von der Entwicklung des Lamborghini LM 002 wird immer wieder gerne erzählt: Als die amerikanische Armee Ende der 70er Jahre nach einem Nachfolger für den US-Jeep suchte, beteiligte sich über die amerikanische Firma MIT auch Lamborghini am Bieterwettstreit. Zu den Vergleichsfahrten im härtesten US-Terrain wurde aus Norditalien der Prototyp eines Lamborghini-Geländewagens mit Namen Cheetah eingeflogen. Während der heutige Hummer H-1 (HMMWV) mit Bravour bestand und die Generäle in Verzückung versetzte, fiel der Lambo mit Pauken und Trompeten durch und wurde bei den Testfahrten sogar völlig zerstört. Das war's – erst einmal. Lamborghini geriet durch die hohen Entwicklungskosten in Konkurs und wurde erst durch massiven Einsatz der Brüder Mimran gerettet.
Bereits 1986 wurde das Serienmodell LM 002 vorgestellt
Ein paar Jahre später stieß man bei der geplanten Neuausrichtung der Marke Lamborghini auf die ehemaligen Pläne und entschied sich, die einstigen Entwicklungskosten auf ein Serienprojekt umzulegen. Um eine Pleite wie bei der Armee-Fahrvorstellung zu verhindern, tüftelte und bastelte man noch knapp fünf Jahre lang. Erst mit Verzögerung wurde daher im Jahre 1986 das Serienmodell LM 002 vorgestellt. Bei aller Mühe für die Abstimmung von V12-Triebwerken, Fahrwerk, Allradantrieb und Edel-Interieur muss man das Außendesign schlicht vergessen haben. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Doch dass dieser Lamborghini zu den hässlichsten Autos der jüngeren Historie gehört, dürften nur wenige bezweifeln. Ändert alles nichts daran, dass der Gelände-Lambo ein Lustobjekt mit viel Sexappeal ist.
Panzer-Lambo galt lange Zeit als sportlichster und schnellster Geländewagen
Ist es nun das martialische Aussehen eines Schützenpanzers, die undefinierbaren Flächen, Kanten und Ecken oder die Möglichkeit, einen Lamborghini mit Countach-Motor im Gelände zu bewegen, der den LM 002 so begehrlich macht? Von 1986 bis 1992 wurden gerade mal 301 Stück verkauft. Zuletzt angetrieben von einem V12-Countach-Triebwerk mit 5,2 Litern Hubraum, 444 PS und über 210 km/h Spitze galt der Panzer-Lambo lange Zeit als der sportlichste und schnellste Geländewagen der Welt.
Statt Kofferraum eine kleine Ladefläche
Gegen den 4,90 Meter langen und 2,7 Tonnen schweren LM 002 ist die alt-ehrwürdige Mercedes G-Klasse windschlüpfrig und der Land Rover Defender eine zarte Pflanze. Wer in den viel zu eng geschnittenen Innenraum steigt, will protzen. Zeigen, dass er der König auf der Straße ist. Und wer sich in weichstem Leder gebettet und das Lastwagen-Lenkrad im Miniformat einmal in die Hände genommen hat, der weiß, dass an diesem Thron auf absehbare Zeit niemand rütteln wird. Seine militärische Herkunft sieht man ihm ebenso an wie dem auch längst zur Legende gewordenen Hummer H-1. Statt eines Kofferraums hat der Lambo eine winzige Ladefläche, die erst durch Verwendung einer Box für Gepäck nutzbar ist.
290 Liter Tankvolumen
Das Armaturenbrett könnte auch von einem einem Traktor stammen. Unförmig reckt sich das lederne Nardi-Lenkrad unter der rotbraun schimmernden Holzplatte hervor. Besonders der links unten liegenden Benzinuhr kommt beim LM 002 eine besondere Bedeutung zu: Der italienische Allradler hat seine 290 Liter Tankvolumen nicht ohne Grund. Bei jedem Gasstoß, dem ein lustvolles Grollen des Zwölfzylinders folgt, bewegt sich der Zeiger Richtung Neige.
455 PS starker Motor für das Gelände
Dementsprechend bullig dringen die bis zu 502 Newtonmeter Drehmoment an die Ohren. Man kann nur raten, wie viel sich der 455 PS starke Motor unter heftigem Krafteinsatz im Gelände einschenkt. Selbst unter günstigen Bedingungen steht beim Durchschnittsverbrauch eine "30" vor dem Komma. Eine eigene Ölquelle nebst Raffinerie scheint daher eine sinnvolle Anschaffung. Eine Getriebeautomatik sucht man vergebens. Und die fünf einzelnen Fahrstufen für den Vortrieb wollen mit Genauigkeit und Bedacht eingelegt sein. Die akustische Isolierung des Sportwagen-Triebwerks ist allenfalls sporadisch
Vor dem ebenfalls unmotiviert in den ledernen Innenraum hineinragenden Ganghebel liegt eine wilde Batterie an Plastikschaltern – montiert auf einem Holzbrett. Licht, Zentralverriegelung, Klimaanlage und Zusatzfunktionen lassen sich nach Fisher-Price-Manier hier mit festem Druck wählen.
Von 0 auf 100 km/h in 7,8 Sekunden
Der Aufmerksamkeitswert des Geländewagens ist ungeschlagen. Einige schauen verwirrt. Andere mit Verwunderung. Doch bei manchen scheint beinahe schon Furcht in den Augen zu stehen. Der LM 002 macht den Eindruck, er könnte über alles hinwegrollen, was sich ihm in den Weg stellt. Fette 345er Breitreifen vom Typ Pirelli Scorpion unterstreichen den visuellen Eindruck und sorgen dafür, dass die 444 PS auch standesgemäß auf die Straße kommen. Von 0 auf 100 km/h vergehen gerade mal 7,8 Sekunden.
Ein gepflegten LM 002 bekommt man zwischen 80.000 und 130.000 Euro
Auf schmalen Landstraßen fühlt man sich im LM 002 kaum wohl. Die Hitze des Motors dringt nach wenigen Minuten deutlich spürbar in den Innenraum. Der Fahrer sollte das Lenkrad mit beiden Händen fest greifen: Der Urwald-Lambo ist anfällig für Spurrillen und verlangt auch wegen der Lastwagenlenkung nach einer gefühlvollen Hand. Die US-Armee fand nach dem Einmarsch der Amerikaner auch einen Lamborghini LM002 in der Garage von Saddam Husseins Sohn Udai. Der Großteil der 301 gebauten Fahrzeuge dürfte auch heute noch in den Garagen der Reichen und Mächtigen weilen. Denn einen wie dieses Urtier gibt man nicht wieder her. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist das Angebot rar. Für einen gepflegtes Modell muss man zwischen 80.000 und 130.000 Euro kalkulieren. Was die Amerikaner indessen nicht daran hinderte, den Lamborghini LM 002 aus Udais Garage ohne Grund in die Luft zu sprengen.