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BMW 2002 Turbo: Deutschlands erster Serienturbo


BMW 2002 Turbo
Deutschlands erster Serienturbo

t-online, Ulrich Feld

24.07.2012Lesedauer: 3 Min.
BMW 2002 TurboVergrößern des Bildes
BMW 2002 Turbo (Quelle: Hersteller-bilder)
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Der BMW 2002 Turbo war schon politisch unkorrekt, als es dieses Wort noch gar nicht gab. In der Welt der Kleinwagen wirkte er wie Deep Purple und Black Sabbath in der Hitparade der Volksmusik. Nur wenige Wochen nach seiner Premiere auf der IAA 1973 folgten Ölkrise und Sonntagsfahrverbote. Und der BMW 2002 Turbo schoss mit seinen 170 PS seine 1125 Kilo Leergewicht in 7,4 Sekunden auf hundert. Damit konnte er es sogar mit dem 2,4 Liter-Porsche 911S aufnehmen - damals das schnellste Serienauto in Deutschland.

BMW 2002 Turbo: Bis zu 20 Liter Verbrauch

Seine Aerodynamik entsprach noch der eines Backsteins, deswegen war er nicht schneller. Dafür verheizte Deutschlands erster Serienturbo richtig scharf gefahren bis zu 20 Liter auf hundert Kilometer. Allerdings fiel ein solcher Verbrauch zu dieser Zeit noch nicht wirklich aus dem Rahmen. Weit mehr als durch die schiere Leistung provozierte der BMW 2002 Turbo durch sein Äußeres: Die angenieteten Kotflügel, den wuchtigen Frontspoiler und die blau-rote Kriegsbemalung hätten ihm Kritiker vielleicht noch durchgehen lassen.

Ärger mit Turbo-Schriftzug

Genau fünf Buchstaben brachten indessen das Fass zum Überlaufen: Der Turbo-Schriftzug, den BMW spiegelverkehrt auf dem Frontspoiler angebracht hatte. Damit ihn der Fahrer des vorausfahrenden Fahrzeugs im Rückspiegel lesen konnte. Der BMW 2002 Turbo sorgte für Aufregung und eine Anfrage im Bundestag zu den Auswüchsen der Motorisierung. BMW machte einen Rückzieher und der Turbo-Schriftzug entfiel. Dabei hatte der Turbo sich schon erhebliche motorsportliche Verdienste erkämpft: Der Rennfahrer Dieter Quester gewann 1969 mit einem BMW 2002, der dank Turbolader gewaltige 280 PS leistete, die Tourenwagen-Europameisterschaft.

Motor des BMW 2002 Turbo im BMW Turbo-Coupé

Über den gleichen Motor verfügte auch das spektakuläre BMW Turbo-Coupé, das BMW 1972 auf verschiedenen Autoausstellungen präsentierte. Aufgrund der extrem aerodynamischen Form war das Turbo-Coupé satte 250 km/h schnell. Im Fall einer Serienfertigung wäre es Deutschlands schnellstes Auto gewesen - so wie es 1979 der aus dem Turbo-Coupé abgeleitete BMW M1 war.

Ein Turbo alter Schule

Beim Fahren zeigt sich der BMW 2002 Turbo noch ganz als Turbo alter Schule. Er ist milde und unspektakulär bei niedrigen Touren, aber wehe, wenn die Nadel des Drehzahlmessers die 4000 überschreitet. Untermalt vom Zischen des Turboladers knallt dem Fahrer unversehens der volle Schub aus 0,55 bar Ladedruck in den Rücken. Damals kam erstmals die Redewendung vom anfänglichen "Turbo-Loch" und anschließendem "Turbo-Hammer" auf.

Heutige Turbos können natürlich alles besser

Es ist genau diese Leistungscharakteristik, die den BMW 2002 Turbo heute schneller wirken lässt, als er eigentlich ist. Längst sind die Turbo-Löcher mit Drehmoment zugepflastert und die Turbos nicht nur gezähmt, sondern haben sich dank Diesel und Direkteinspritzung sogar das Trinken abgewöhnt. Der Turbo ist quasi in der Mitte der Gesellschaft abgekommen.

BMW 2002 Turbo bietet dennoch viel Spaß

Aber Spaß macht der Alte heute wie selten zuvor. Fahren lässt er sich nämlich ähnlich problemlos wie ein modernes Auto. Die Instrumentierung gibt keine Rätsel auf, das Sportlenkrad liegt bestens zur Hand, die Sitze geben bequemen Seitenhalt. Lenkpräzision und Straßenlage lassen keine Wünsche offen, nur der Federungskomfort könnte einen Tick besser sein. Aber was soll's - auch Black Sabbath hören wir schließlich auch mal gerne etwas lauter als nötig. Nur mit dem Gasgeben bei der Kurvenfahrt im BMW 2002 Turbo sollte man vorsichtig sein. Wenn in der Kurve der Lader einsetzt, kann es kritisch werden.

Heikle Technik

Der Lader sorgt auch sonst gerne einmal für Probleme. Der Turbo ist empfindlich, bei Überhitzung wird schnell Ersatz fällig - Kostenpunkt 5000 Euro. Wer nicht auf Originalität Wert legt, wird mit dem Einbau eines moderneren Turboladers wesentlich besser fahren. Auch die Kugelfischer-Einspritzanlage beim BMW 2002 Turbo ist heikel, allerdings nicht nur dort: Auch im Ford Capri RS 2600 lief sie oft nicht optimal und sorgte für Verbrauchswerte um die 20 Liter. Empfehlenswert ist auf jeden Fall, den starken Münchner immer besonders ausgiebig und schonend warm zu fahren.

BMW 2002 Turbo als teures Vergnügen

Insgesamt nur 1672 Exemplare baute BMW von Ende 1973 bis Ende 1974 vom 2002 Turbo, weswegen manchmal behauptet wird, das Auto sei ein Flop gewesen. Falsch, ursprünglich waren sogar nur 1000 Exemplare geplant. Lange Zeit wurde der BMW 2002 Turbo für kleines Geld gehandelt, aber diese Zeiten sind vorbei: Mit Preisen bis jenseits der 40.000 Euro ist der BMW ein teures Auto geworden.

Positive Wertentwicklung

Die Wertentwicklung sieht allerdings auch für die Zukunft positiv aus, mit dem Kauf eines BMW 2002 Turbo macht man in der Regel nichts falsch. Gerade sein fröhlich-halbstarkes Auftreten ab Werk wirkt bis heute ungemein verführerisch. Und wer so viel Geld nicht ausgeben will oder kann: Es gibt den BMW 2002 auch ohne Turbo mit Leistungen von 100 bis 131 PS für weniger Geld.

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