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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neuvorstellungen & Fahrberichte Mehr Renn- als Sportwagen: Der BMW M1
Genau aus diesen Stoffen sind Traumwagen gemacht: extrovertierter Auftritt, rasante Fahrleistungen und hoher Preis. Noch interessanter werden sie, wenn sie wenigstens einen Hauch Pistenatmosphäre mitbringen - ein bisschen Rennwagen auf dem Boulevard schadet nie. Der BMW M1 erfüllt alle diese Voraussetzungen perfekt, vielleicht sogar zu gut. Er war bei seinem Debüt im Jahr 1978 das schnellste je in Deutschland gebaute Serienauto und kostete damals astronomische 100.000 DM. Ein Jahr später verlangte BMW sogar 113.000 DM.
Die Geschichte des BMW M1 beginnt 1972 mit der Gründung der BMW Motorsport GmbH unter der Leitung von Ex-Rennfahrer Jochen Neerpasch, der unter anderem den Ford Capri RS 2600 mitentwickelt hatte. Sie sollte die Entwicklung und den Bau von Rennwagen vorantreiben. Als besonders geeignete Ausgangsbasis sah Neerpasch die BMW Turbo-Studie von 1972 aus der Feder des Designers Paul Bracq. Der BMW Turbo war der erste BMW mit Mittelmotor. Er besaß ABS, Abstandswarner und die Pfosten seiner Flügeltüren bildeten im Dach einen Überrollkäfig.
Lamborghini als Geburtshelfer des BMW M1
Der BMW M1 war somit ein Rennwagen, der nicht auf einer Serienversion basierte. Bei seiner Entwicklung arbeitete BMW zeitweise mit Lamborghini zusammen. Nach damaligen Homologationsregeln musste BMW 400 Autos in 24 Monaten bauen, um mit dem BMW M1 gegen die Tourenwagen in der Gruppe 4 starten zu können. Damit war eine Straßenversion des M1 unumgänglich, um diese Anzahl bauen und verkaufen zu können
Mehr Renn- als Sportwagen
Die Nähe zum Rennsport merkt man dem BMW M1 in vielen Details an. Nur einen Meter und 14 Zentimeter hoch und radikal keilförmig scheint er mit dem Asphalt verschmelzen zu wollen. Designlegende Giorgetto Giugiaro hatte sich beim Entwurf des BMW M1 zwar sichtlich von dem BMW-Turbo-Prototypen inspirieren lassen, die Grundform aber viel eckiger und kantiger interpretiert und die Flügeltüren der Studie durch konventionelle Türen ersetzt.
Ziviler als erwartet
Die schmucklose Rennwagen-Ästhetik setzt sich nahtlos im Innenraum fort, wo nur ein Radio und eine Klima-Anlage für etwas Behaglichkeit sorgen. Unerwartet zivil gibt sich der Motor beim Drehen des Zündschlüssels. Mit einem hellen Sirren nimmt der 3,5-Liter-Sechszylinder dicht hinter dem Fahrer die Arbeit auf und überrascht im unteren Drehzahlbereich durch seinen BMW-typisch ruhigen und seidigen Lauf. Aber schließlich stammt die Basis der Maschine aus dem vergleichsweise zivilen BMW-Coupé 635 CSI, die BMW-Motorenpapst Paul Rosche allerdings einem intensiven Fitnessprogramm unterzogen hatte.
Kraft und Gebrüll des BMW M1
Bei einem energischen Tritt auf das Gaspedal explodiert der streichelweiche Klangteppich zu einem Dröhnen, das energisch unterstreicht, was der Fahrer hinter sich fühlt: Kraft, Kraft und noch einmal Kraft. Ohne jedes Ruckeln oder Leistungsloch legt der BMW M1 mit solcher Gewalt an Tempo zu, dass der Fahrer alle Mühe darauf verwenden muss, mit der fummeligen Gangschaltung zurecht zu kommen. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 265 km/h zeigte der BMW M1 im Jahr 1980 selbst einem Porsche Turbo die Rücklichter. Wer diese Temporegionen aufsuchen will, sollte sich zuvor aber einen Gehörschutz zulegen. Der BMW M1 beschleunigt nicht nur wie ein Düsenjäger, über 5000 Touren klingt er auch so.
Super-Auto ohne Zicken
Sehr viel sinnvoller als das Radio ist darum die Klima-Anlage. Der dicht hinter dem Fahrer arbeitende Motor und der breite Getriebetunnel zwischen Fahrer und Beifahrer heizen den Innenraum schnell auf, und durch die extrem flache Windschutzscheibe spürt man bei sommerlichen Temperaturen jeden Sonnenstrahl wie einen Feuerstrahl. Die Klima-Anlage vollzieht ihren Dienst mit bester Zuverlässigkeit, wie überhaupt das gesamte Auto. Die Lenkung artet auch ohne Servo-Unterstützung nicht in Body-Building aus und funktioniert überaus präzise. Die Federung ist für einen gezähmten Rennwagen sehr komfortabel.
Vorsicht bei Nässe
Bei höheren Geschwindigkeiten saugt sich das Auto regelrecht auf der Straße fest, was allerdings niemanden dazu verlocken sollte, sich im öffentlichen Straßenverkehr an den Grenzbereich heranzutasten. Der BMW M1 legt zwar ein sehr gutmütiges Fahrverhalten an den Tag, aber wer es übertreibt, riskiert ein Ausbrechen des Hecks. Besonders bei Nässe ist Vorsicht geboten. Auch in Hinsicht auf den Wert des Wagens.
BMW M1 als gute Investition
Dem BMW M1 blieb zu seiner Bauzeit ein größerer Erfolg versagt. Seine teutonisch strenge Form und der karge Innenraum passten für viele potentielle Käufer nicht wirklich zu einem hochkarätigen Traumwagen. BMW verkaufte viele Autos nur über Preisnachlass, die letzten BMW M1 liefen 1981 vom Band und wurden mit noch größeren Rabatten an Werksangehörige mehr oder weniger verschleudert. Wer immer sich vor dreißig Jahren einen BMW M1 aufdrängen ließ, machte indessen ein gutes Geschäft: Wenn überhaupt, ist ein BMW M1 heute nicht mehr unter 250.000 Euro zu bekommen.