TÜV Ältere Autos sollen bald jährlich zum TÜV
Autobesitzern droht zusätzlicher Aufwand: Ältere Autos und Autos mit hoher Kilometerzahl sollen künftig häufiger zum TÜV. Nach übereinstimmenden Berichten des "Focus" und der Online-Ausgabe der "Financial Times Deutschland" will die EU-Kommission für diese Wagen eine jährliche TÜV-Untersuchung. Eine entsprechende Verordnung solle Anfang Juli vorgelegt werden, der Zeitpunkt für ihr Inkrafttreten sei aber noch offen.
Neue Prüfpraxis ab 2015?
Bisher müssen Autos in Deutschland alle zwei Jahre zum TÜV. Nun will die EU den Berichten zufolge die Prüfpraxis in Europa vereinheitlichen. Die Mehrzahl der Autofahrer in Deutschland wäre davon betroffen. In Kreisen des Europa-Parlaments wird damit gerechnet, dass der Vorschlag noch vor der Sommerpause kommt, die Ende Juli beginnt. Die EU strebt dem "Focus" zufolge an, bis 2015 die Prüfpraxis in ihren Mitgliedstaaten zu vereinheitlichen.
Jährliche Prüfpflicht auch bei hoher Kilometer-Leistung
Die "FTD" berichtet unter Berufung auf den vertraulichen Entwurf von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas, dass neue Autos nach diesen Plänen spätestens vier Jahre nach der Erstzulassung eine Hauptuntersuchung machen müssen, die zweite Prüfung soll zwei Jahre später sein. Ab dem siebten Jahr soll es dann eine jährliche TÜV-Pflicht geben. Falls Autos schon nach vier Jahren über 160.000 Kilometer auf dem Tacho haben, solle die jährliche TÜV-Pflicht direkt greifen.
Auch Motorräder betroffen
Die neuen Vorgaben sollen anscheinend für alle Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen gültig sein. Außerdem sieht Kallas' Entwurf vor, dass die jährliche TÜV-Pflicht künftig auch für ältere Motorräder gilt.
Sicherheit im Straßenverkehr gefährdet
Die EU begründet ihre Initiative den Berichten zufolge damit, dass ältere Autos häufiger technische Mängel haben. Es gebe eine "klare Korrelation zwischen dem Niveau an Sicherheit im Straßenverkehr und der Zahl der technischen Mängel bei Fahrzeugen", zitierte die "FTD" aus dem Entwurf. Deshalb sei es angemessen, für die Pkw die Prüffrequenz zu erhöhen. "Wir müssen das Thema ältere Autos unbedingt angehen", hieß es aus Kommissionskreisen.
Hohe Mehrkosten
Laut "Focus" wären in Deutschland rund 25 Millionen ältere Autos von dem Entwurf betroffen. Das Durchschnittsalter eines deutschen Pkw beträgt demnach 8,5 Jahre. Der Automobilclub ADAC rechne mit Mehrkosten von insgesamt weit über einer Milliarde Euro (bei Prüfgebühr von 60 Euro), die pro Jahr auf deutsche Fahrzeughalter zukommen könnten. Der ADAC hält kürzere Prüfintervalle für ältere Autos für überflüssig. Er verwies darauf, dass es keine Untersuchung gebe, die eindeutig beweise, dass ein höheres Fahrzeugalter auch ein höheres Unfallrisiko bedeute. Betroffen wären vor allem sozial schwache Bevölkerungsgruppen, da diese in der Regel ältere Autos besäßen.
Andererseits ist man beim ADAC auch nicht überrascht. "Die Forderung ist nichts Neues, jetzt kommt sie eben von der EU. Damit ist aber nicht gesagt, dass die Zahl der Unfälle reduziert wird", sagte eine Sprecherin des Automobilclubs. Technische Defekte seien weder bei neuen noch bei alten Modellen eine häufige Unfallursache.
Politiker: "Bürokratischer Quatsch"
Deutlicher wurde der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, Florian Pronold. "Eine jährliche TÜV-Pflicht für sieben Jahre alte Autos ist ein unsinniger, bürokratischer Quatsch", sagte Pronold in München. Die Verkehrssicherheit sei in Deutschland mit den bisherigen Regeln gewährleistet. Der bayerische SPD-Landeschef rief Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) auf, den "TÜV-Irrsinn aus Brüssel" zu stoppen. Aus dem Ministerium hieß es am Wochenende, man habe von solchen Plänen noch keine Kenntnis.
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