Zu viel versprochen? Behörde verklagt Tesla
Klage gegen Tesla: Täuscht das Unternehmen seine Kunden beim Autopilot-System?
Die kalifornische Fahrzeugbehörde DMV hat Klage gegen Elon Musks E-Auto-Unternehmen eingereicht: Sie beschuldigt Tesla, die Verbraucher über das Autopilot-System seiner Fahrzeuge zu täuschen.
Tesla habe in seiner Werbung Angaben gemacht, die "falsch oder irreführend sind und nicht auf Tatsachen beruhen", heißt es einem Bericht der "Los Angeles Times" zufolge.
Darstellung besser als die Realität
Unter anderem geht es um Formulierungen wie diese, die in den USA verbreitet werden: "Alles, was Sie tun müssen, ist einzusteigen und Ihrem Auto zu sagen, wohin es fahren soll. Wenn Sie nichts sagen, schaut Ihr Auto in Ihrem Kalender nach und fährt Sie dorthin. Ihr Tesla findet die optimale Route und navigiert durch städtische Straßen, über komplexe Kreuzungen und Autobahnen."
Die Behörde wirft Tesla vor, seine Fahrerassistenzsysteme besser darzustellen, als sie eigentlich sind: Die Pkw funktionierten laut Klage bis heute nicht "als autonome Fahrzeuge".
Und tatsächlich handelt es sich in der höchsten Ausbaustufe des Autopiloten, dem "Full Self Driving", lediglich um ein Paket an Assistenzsystemen, der Fahrer muss jederzeit eingreifen können. Tesla weist darauf sowohl im Internet als auch auf dem Display des Autos hin, doch das reicht der Behörde angesichts der Werbeversprechen nicht.
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Klage kann schwerwiegende Folgen haben
Ein Erfolg der Klage könnte dem Bericht zufolge bis hin zum Widerruf der Lizenzen führen, die Tesla zur Herstellung und zum Verkauf seiner Autos in Kalifornien berechtigen.
Laut der "Los Angeles Times" will die Behörde mit der Klage aber eigentlich nur erreichen, dass der Autobauer seinen Kunden genauere Informationen zur Verfügung stellen muss.
Tesla-Chef Musk hatte noch im Juni gesagt, wie wichtig selbstfahrende Autos für sein Unternehmen sind. Ohne Autopiloten tendiere der Wert von Tesla "gegen Null".
Autopilot: Im Kreuzfeuer der Kritiker
Tesla steht wegen der Bezeichnung "Autopilot" schon lange unter Rechtfertigungsdruck: Kritiker finden, dass der Name eine Übertreibung ist, die zu fahrlässiger Nutzung einladen könnte.
Das einflussreiche US-Verbrauchermagazin Consumer Reports hat im vergangenen Jahr Mängel beim Autopiloten festgestellt. Auf einer Teststrecke war es Ingenieuren beim Model Y gelungen, den Autopiloten trotz leeren Fahrersitzes zu aktivieren. Eigentlich soll die Software das bemerken und Warntöne abgeben.
In der Vergangenheit hatten immer wieder Unfälle von Teslas mit Autopilot für Schlagzeilen gesorgt. Laut US-Verkehrsbehörde NHTSA waren von Autopiloten gesteuerte Teslas binnen eines Jahres an 273 Unfällen in den USA beteiligt.
In 16 Fällen hat die NHTSA festgestellt, dass der Autopilot kurz vor dem Aufprall die Kontrolle übers Auto abgegeben hatte – und zwar weniger als eine Sekunde vorher. Dem Fahrer bliebe also überhaupt keine Zeit, den Crash abzuwenden. Untersuchungen dazu laufen.
- Nachrichtenagentur AFP
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