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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erstes Modell kommt 2022 Das ist Deutschlands unbekannteste Automarke
Beinahe im Schatten der BMW-Konzernzentrale arbeitet ein Münchener Unternehmen an seinem ersten Modell. Den Namen der Firma kennt kaum jemand. Aber ihr Auto soll bald ganz groß rauskommen.
Neben Deutschlands Weltkonzernen BMW, Daimler und VW gibt es einen Autohersteller, von dem selbst viele Insider noch nicht viel gehört haben. Und fast wäre es dabei auch geblieben. Denn Sono Motors schien bereits erledigt, bevor das erste Auto der Münchener auf den Markt kommt. Nun hat das Start-up wieder Rückenwind.
Spendenaktion rettet den Autobauer
Lange sieht es denkbar schlecht aus für Deutschlands unbekanntesten Autobauer: Das Projekt Sono Motors droht zum Rohrkrepierer zu werden. Kleines E-Auto, große Pläne, leere Kassen – die Reise scheint beendet, noch bevor sie beginnt.
Aber dann kommt doch alles anders.
Anfang Dezember 2019 beginnt die Rettungsaktion: 50 Millionen Euro sollen her – per Crowdfunding eingesammelt von Spendern im Internet. Auf ihrer Website erklären die Münchener dazu. "Statt aufzugeben wer wir sind, kämpfen wir gemeinsam für das, woran wir glauben."
Doch einmal mehr sieht zunächst alles nach einer Bauchlandung aus: Schon Ende Dezember soll die Sammelaktion enden. Das ist zu knapp kalkuliert, zu viel Geld fehlt noch – also wird die Aktion verlängert. Mit Erfolg: Inzwischen sind mehr als 53 Millionen Euro zusammengekommen.
Emissionshandel könnte Geld bringen
Das soll einerseits genügen, um das lang geplante Solar-Elektroauto namens Sion nun endlich bauen zu können. Andererseits ist schon heute klar: Sono Motors braucht noch mehr Geld. Und zwar eine Menge. In den kommenden zwei Jahren werden weitere 205 Millionen Euro benötigt. Ein Großteil davon könnte aus dem Handel mit CO2-Zertifikaten kommen. Das große Vorbild Tesla verdient damit Milliarden. Weil deren Autos abgasfrei fahren, verkaufen die Amerikaner ihre Emissionsrechte an andere Autohersteller, die dadurch mehr Verbrennerautos bauen dürfen.
Hinzu kommt: Ob die bisherigen 53 Millionen Euro wirklich zusammenkommen, hängt von der Ehrlichkeit der Spender ab, wissen die Sono-Leute. Zu wünschen wäre es ihnen. Denn in ihrem Auto stecken einige schlaue Ideen, die selbst großen Herstellern gut zu Gesicht stünden.
Sion – das erste E-Auto von Sono
Das beginnt schon bei der Karosserie des Sion: Darin sind Hunderte Solarzellen verbaut. Kürzere Strecken (bis 34 Kilometer) kann das Elektroauto deshalb allein mit Sonnenenergie fahren. Danach geht es mit Batteriestrom weiter – bis zu 255 Kilometer weit. Für den Alltag sei das völlig ausreichend, sagen die Münchener.
Mit 4,29 Metern ist der Sono so groß wie ein VW Golf – und mit einem Preis von 25.500 Euro er kostet gerade einmal 1.000 Euro mehr als der Einstiegs-Golf – trotz E-Antrieb und Solarzellen. Sein Kofferraum fasst aber 650 bis 1.250 Liter. Alle Funktionen im Innenraum werden per Tablet gesteuert – genau wie in einem Tesla. Und: Sono verspricht geringe Reparaturkosten. Denn unter anderem können Kunden viele Ersatzteile selbst verbauen.
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Bislang haben 10.000 Interessenten das Auto vorbestellt, das ab 2022 in einem ehemaligen Saab-Werk entstehen soll. Zum Vergleich: Für sein erstes reines Elektroauto ID.3 nahm Volkswagen 30.000 Vorbestellungen entgegen. Vielleicht kommt ja Sono Motors noch ganz groß in Fahrt. So lange aber das nötige Geld dafür fehlt, bleibt es vorerst beim Vielleicht. Die Fotoshow zeigt den Sono Sion im Detail.
- Nachrichtenagentur Reuters
- Sono Motors
- Eigene Recherche