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Klappenauspuff bald verboten? Was bei Sportwagen noch erlaubt ist


Neue EU-Verordnung
Der Sound des Klappenauspuffs soll gezähmt werden

Aktualisiert am 22.04.2015Lesedauer: 3 Min.
Per Tastendruck gibt's bei Porsche richtig kernigen Sound.Vergrößern des Bildes
Per Tastendruck gibt's bei Porsche richtig kernigen Sound. (Quelle: t-online.de/Hersteller-bilder)

Unlängst schreckte eine Schreckensmeldung die Fans des kernigen Auspuffklangs auf. Angeblich will die EU den Klang von Klappenauspuffanlagen ab 1. Juli 2016 neu regeln. Müssen die Sportwagen bald leiser sein?

Bei den Autofahrern ist die Götterdämmerung längst angekommen. Sätze wie "bald ist es vorbei" liest man in diversen Foren, wenn es um die Zukunft der Klappenauspuffanlagen geht. Der Grund für das Wehklagen der Endschalldämpfer-Jünger ist die EU-Verordnung 540/2014 "über den Geräuschpegel von Kraftfahrzeugen und von Austauschschalldämpferanlagen sowie zur Änderung der Richtlinie 2007/46/EG und zur Aufhebung der Richtlinie 70/157/EWG."

In diesem 65-seitigen Dokument sind die Vorgaben zur Messung von Geräuschpegeln ebenso definiert, wie die einzuhaltenden Dezibel-Grenzen, die in drei Phasen bis zum 1. Juli 2026 reduziert werden.

Aktuell gilt eine Obergrenze von maximal 75 Dezibel. Bei den Messungen werden in der Regel die Klappen nicht nicht geschaltet. Werden sie allerdings aktiviert, übertreffen die meisten diese 75 Dezibel - vor allem natürlich Sport- und Supersportwagen.

Klappenauspuff gegen Aufpreis

Schlechte Nachrichten für die Fans von PS-potenten Automobilen, wie den Mercedes AMG C63, den Porsche 911 oder den Jaguar F-Type. Diese Klappenauspuffanlagen, die in der aufpreispflichtigen Sektion der Ausstattungsliste oft auch als "Sportabgasanlagen" geführt werden, sollen das Fahrerlebnis anreichern.

Dementsprechend blumig ist auch die Sprache in den Verkaufskatalogen. "Die optional erhältliche Sportabgasanlage sorgt für einen noch kernigeren Klang", bewirbt der Zuffenhausener Autobauer den Klappenauspuff für den Macan S. Mit 2403,80 Euro Aufpreis ist dieses akustische Vergnügen nicht gerade billig. Menschen, die Benzin im Blut haben, zahlen diese Preise aber allzu gern.

Geräuschbelästigung durch Klappenauspuff?

Ihnen geht das Herz auf, wenn sie auf den Knopf in der Mittelkonsole drücken, sich die Klappen öffnen und der Sound des Auspuffs das Umfeld zum Beben bringt. Doch nicht alle Zeitgenossen bekommen bei diesem satten Klang eine Gänsehaut, sondern fühlen sich durch das erhöhte Geräuschniveau belästigt. Genau da setzt die EU-Verordnung 540/2014 an.

Auf Nachfrage bringt das Bundesministerium für Verkehr mit einer sogenannten Sachinformation Licht in den Brüsseler Paragrafendschungel: "Schalldämpferanlagen und Austauschschalldämpferanlagen für Fahrzeuge unterliegen den Vorschriften der EU. Der angesprochene 'Klappenauspuff' ist von der Definition her ein Austauschschalldämpfer, wenn dieser das Stand- und/oder Fahrgeräusch verändern und für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen werden soll."

Und weiter: "Demnach dürfen Fahrzeuge mit Austauschschalldämpferanlagen nicht lauter als die entsprechenden Fahrzeuge mit Serienschalldämpferanlagen beziehungsweise nicht lauter als die zugrunde zu legenden gesetzlichen Grenzwerte sein. Wenn das Fahrzeug über verschiedene Betriebsarten verfügt, die die Geräuschemission beeinflussen, müssen alle Betriebsarten die Bestimmungen dieses Anhangs erfüllen. Austauschschalldämpferanlagen für bestehende Fahrzeugtypen sind nicht betroffen, da Richtlinien und Verordnungen grundsätzlich nicht rückwirkend gelten können."

Also können sich die Besitzer von Fahrzeugen in denen bereits entspannt zurücklehnen, da diese Verordnung nicht für bereits verbaute Anlagen gilt.

"Wir halten uns an die Gesetze"

Damit gelten auch für Klappenauspuffe bei Neuwagen die Grenzwerte der Serien-Abgasanlage. Für den österreichischen Nachrüsthersteller Remus gibt es eine klare Linie. "Wir halten uns an die Gesetze", macht Wolfgang Pernter, Marketing-Leiter bei der Unternehmensgruppe Remus-Sebring klar.

Auch Mercedes-AMG arrangiert sich scheinbar mit den neuen Gegebenheiten: "Beim Einsatz der Klappentechnologie muss zu jeder Zeit gewährleistet sein, dass die gesetzlichen Geräuschvorschriften eingehalten werden. Dies gilt auch, wenn der Klappentaster auf 'laut' gestellt ist", lässt die Pressestelle verlauten.

Für den Mercedes-Haustuner ist ein Klappenauspuff nicht nur ein simpler Krawallbruder, sondern auch eine Möglichkeit, die Spreizung verschiedener Fahrzustände akustisch zu untermalen. Also nicht nur reine Sportlichkeit, sondern auch eine Geräuschreduzierung bei längeren Autobahnfahrten.

Porsche: "Herausforderung annehmen"

Und Porsche? Auch der Zuffenhausener Sportwagenbauer stellt sich auf die neuen Vorgaben ein. "Porsche wird auch weiterhin Fahrzeuge entwickeln, die den Kundenwünschen nach emotionalen Fahrzeugen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten nachkommen. Dabei ist zu beachten, dass für Porsche nicht alleine die Lautstärke für sportlich-emotionalen Sound verantwortlich ist, sondern insbesondere die Geräuschzusammensetzung in Bezug auf Frequenzen und deren Verhalten. Insofern stellt die neue Gesetzgebung zwar eine Herausforderung dar, die wir aber gerne und zuversichtlich annehmen", erklärt ein Porsche-Pressesprecher.

Klingt ganz so, als ob die Klappenauspuffe auch weiterhin in sportlichen Autos zu finden sein werden.

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