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Brennende E-Autos auf Frachter: Dürfen Stromer bald nicht mehr auf Fähren?


Frachter steht in Flammen
Ist die Brandgefahr von E-Autos zu hoch?

Von t-online, dpa, ccn

Aktualisiert am 28.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Rauch steigt von der "Fremantle Highway" auf: Auf dem Frachter war in der Nacht zum Mittwoch ein Brand ausgebrochen.Vergrößern des BildesRauch steigt von der "Fremantle Highway" auf: Auf dem Frachter war in der Nacht zum Mittwoch ein Brand ausgebrochen. (Quelle: Flying Focus BV/imago-images-bilder)

Der Brand auf der "Fremantle Highway" mit mehreren Hundert E-Autos ist schwer unter Kontrolle zu bringen. Konsequenzen drohen aktuell jedoch kaum.

16 Kilometer nördlich der niederländischen Nordseeinsel Terschelling steht seit mehreren Tagen ein Autofrachter in Flammen. Mit an Bord sind auch mehrere Hundert E-Autos. Das Löschen gestaltet sich schwierig, weil zu viel Wasser das Schiff zum Kentern bringen könnte – und dies wird zum Löschen von brennenden Batterien in großen Mengen benötigt.

Erstmals nach Ausbruch des Großbrandes haben Bergungsexperten mittlerweile das Schiff betreten. Das teilte die Küstenwache am Freitag mit. Den Spezialisten sei es gelungen, den Frachter "Fremantle Highway" mit einem Schlepper gut zu verbinden. Es ist noch nicht bekannt, wohin das brennende Schiff geschleppt werden soll. Die Spezialisten seien wieder von Bord gegangen.

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Brandursache noch unklar – 500 E-Autos an Bord

Der unter der Flagge von Panama fahrende Frachter war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur, als in der Nacht zum Mittwoch das Feuer ausbrach. Die Brandursache ist noch unklar. Möglicherweise war der Brandherd in der Batterie eines elektrischen Autos.

Das Schiff soll etwa 500 elektrische Autos geladen haben und damit weitaus mehr als die bisher gemeldeten 25. Das berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP am Freitag. Sie beruft sich auf Angaben des Unternehmens K Line, das die "Fremantle Highway" vom japanischen Reeder gechartert hat. Ein Elektrofahrzeug soll dem niederländischen Sender RTL zufolge auch explodiert sein, aber keinen Schaden am Rumpf verursacht haben.

Sind E-Autos gefährlicher als Verbrenner?

Experten haben dazu eine klare Haltung: Elektroautos seien nicht anfälliger für Brände als Modelle mit Verbrennungsmotor. Weder Dekra noch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sehen, dass von Elektroautos eine höhere Brandgefahr ausgehe. Auch aus Statistiken geht kein erhöhtes Brandrisiko für Stromer hervor.

Aus Sicht der Feuerwehr sind Fahrzeugbrände von Elektrofahrautos nicht besonders gefährlich. Das Löschen kann zwar etwas schwieriger sein als bei einem Verbrennerauto, aber nicht komplizierter oder riskanter als bei Autos mit Gasantrieb. Eine Herausforderung besteht darin, das Löschwasser schnell an die Batteriepakete zu bringen, die geschützt im Unterboden verbaut sind – das kann sich auf Schiffen zum Problem entwickeln.

Mehr dazu lesen Sie hier.

Akku-Verbote? Branche bleibt gelassen

Im Februar 2022 hatte eine norwegische Reederei nach dem Untergang des Frachters "Felicity Ace" den Transport von E-Autos, aber auch von Wasserstofffahrzeugen und Hybriden, auf ihren Schiffen verboten.

Doch das bleibt ein Einzelfall: Auf Anfrage von "Bild" sagte beispielsweise ein Sprecher der Stena Line, man sehe aufgrund strenger Sicherheitsvorkehrungen kein erhöhtes Risiko.

Akkus auf Schiffen – eine steigende Brandgefahr?

Erst kürzlich hatte der Industrieversicherer der Allianz (AGCS) vor erhöhtem Brandrisiko durch den Transport der Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen gewarnt: Die Zahl der gesunkenen großen Schiffe sei zwar auf einem historischen Tiefstand, aber "Brände waren 2022 die Hauptursache für Totalverluste: Auf ihr Konto gingen acht (von 38) Schiffsverluste und über 200 Unfälle – seit zehn Jahren der höchste Wert."

Und eines der Hauptrisiken für Brände: der Transport von batteriebetriebenen Gütern mit Lithium-Ionen-Akkus wie Smartphones, Laptops – und E-Autos. Produktionsdefekte, beschädigte Batteriezellen oder Geräte sowie eine Überladung oder Kurzschlüsse könnten ein Feuer auslösen, schreibt der Versicherer in seiner neuesten Schifffahrtsstudie.

Brände von Akkus seien tückisch, weil sie schwer zu löschen seien und sich spontan wiederentzünden könnten. "Die meisten Schiffe verfügen weder über ausreichenden Schutz noch über ausreichende Frühwarn- oder Löschfähigkeiten, um solche Brände auf hoher See zu bekämpfen", sagte Schifffahrtsexperte Justus Heinrich.

Auch in Flugzeugen ist die Gefahr durch brennende Smartphone- und Tablet-Akkus zu einem wichtigen Sicherheitsthema geworden – die Airlines schulen ihr Personal regelmäßig, Passagiere werden in den Sicherheitsunterweisungen darüber aufgeklärt, dass sie überhitzte Akkus unbedingt melden müssen.

Auch bei Schiffen fordert der Experte: Die Branche solle sich auf vorbeugende Maßnahmen und Notfallpläne konzentrieren, um dieser Gefahr zu begegnen. Crews müssten geschult, Frühwarnsysteme verbessert werden. Idealerweise müssten Spezialschiffe zum Transport von Gütern mit Akku zum Einsatz kommen. Doch ein flächendeckendes Verbot von E-Autos auf Schiffen scheint aktuell kein großes Thema zu sein.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • bild.de: "Dürfen E-Autos nie wieder auf Schiffe?" (kostenpflichtig)
  • spiegel.de: "Wir können nichts weiter tun als zuschauen"
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