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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kollision mit der Erde? Esa gibt neue Risikoeinstufung für Asteroid 2024 YR4 heraus
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Asteroid 2024 YR4 beschäftigt derzeit Menschen in aller Welt. Schlägt er 2032 auf der Erde ein oder fliegt er an uns vorbei?
Die Risikobewertung für den Asteroiden 2024 YR4 ist von 2,8 auf 1,4 Prozent heruntergestuft worden. Das teilte Richard Moissl, Physiker und Leiter des Planetary Defense Office bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), t-online mit. Ein Einschlag des Asteroiden am 22. Dezember 2032 auf der Erde werde damit unwahrscheinlicher.
"Durch kontinuierliche Messungen haben wir nun mehr Sicherheit. Wir haben definitiv keine Krise mehr", sagte der Wissenschaftler. Während die Esa das Einschlagsrisiko für den Asteroiden von 2,8 auf 1,4 senkte, ging die Nasa von 3,1 auf 1,5 hinunter. "Die jüngsten Beobachtungen haben die Ungewissheit über die Flugbahn des Asteroiden weiter eingeschränkt", schreibt auch die Nasa. Die überschrittene Ein-Prozent-Schwelle sei aber immer noch ein Wert, bei dem die Experten für planetare Abwehr wachsam bleiben.
"Ein schöner Tag"
"Für mich ist das ein schöner Tag", sagte Moissl, der in den vergangenen drei Wochen mit den Kollegen des Internationalen Netzwerks zur Warnung vor Asteroiden (IAWN) Tage und Nächte durchgearbeitet hatte.
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Asteroid 2024 YR4 war am 27. Dezember 2024 vom Observatorium El Sauce in Chile gesichtet worden. Aufgrund seiner Helligkeit schätzen Astronomen, dass er zwischen 40 und 90 Meter breit ist. Am 29. Januar dieses Jahres wurde dann "die Welt erstmals darüber informiert, dass die Risikoeinstufung auf ein Prozent steigt", sagt Moissl. Seitdem seien die Informationen regelmäßig aktualisiert worden. Die kontinuierlichen Updates der vergangenen Tage, mit zuletzt ständig steigender Risikoeinschätzung, waren "keine Folge des öffentlichen Interesses", erklärt der Experte, sondern ein offizieller Workflow.
Asteroid 2024 YR4 steht trotz des gesenkten Risikolevels noch immer an der Spitze der Risikoliste der Esa und hält den Rekord für die längste Zeit eines Einschlagrisikos über einem Prozent. In der jüngeren Geschichte der Astronomie hat nur ein anderer Asteroid einen ähnlichen Schrecken ausgelöst: 2004 bereitete der erdnahe Asteroid mit der Bezeichnung "(99942) Apophis" mit einer Risikoeinschätzung von 2,7 den Wissenschaftlern Sorgen. Erste Berechnungen hatten ergeben, dass der Brocken mit einem Durchmesser von rund 350 Metern im April 2029 auf der Erde einschlagen würde.
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Zur Person
Richard Moissl ist Physiker und Leiter des Planetary Defense Office bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa). Er ist für die Überwachung und Erforschung erdnaher Objekte (Near-Earth Objects, NEOs) zuständig, die eine potenzielle Gefahr für die Erde darstellen könnten. Moissl arbeitet daran, Bedrohungen durch Asteroiden und Kometen frühzeitig zu erkennen und mögliche Abwehrmaßnahmen zu entwickeln. Dabei gehört es zu seinen Aufgaben, das Risiko von Kollisionen zu bewerten und Strategien zur Ablenkung von Asteroiden zu erforschen.
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Wie schlimm wäre ein Einschlag von YR4?
Eine Kollision eines Asteroiden mit der Erde könnte schwerwiegende Folgen nach sich ziehen – abhängig von der Größe des Objektes. "Ein 80-Meter-Asteroid würde mit achtmal mehr Energie einschlagen als ein 40-Meter-Asteroid, da sich bei einer Verdoppelung des Durchmessers das Volumen und die Masse um das Achtfache erhöhen", sagte James O’Donoghue, Planetenforscher der University of Reading n-tv. Ein 40-Meter-Asteroid hätte bereits die Energie von einigen Megatonnen TNT, vergleichbar mit einem Atomsprengkopf.
- telefonisches Gespräch mit Richard Moissl, Physiker und Leiter des Planetary Defense Office bei der Europäischen Weltraumorganisation (Esa)
- nasa.gov: "Planetary Defense Blog" (Englisch)