Edelsüß, aber belastet "Öko-Test" findet Pestizid-Cocktail in Paprikapulver
Einen "traurigen Rekord" bescheinigt "Öko-Test" zwei mit Pflanzenschutzmitteln belasteten Paprikapulvern. Aber es gibt auch mit "sehr gut" bewertete Produkte.
Paprikapulver hat in Deutschland fast jeder im Küchenschrank. Das aromatische Gewürz, das vielen Pfannengerichten und Soßen einen rauchigen Geschmack verleiht, ist aber zugleich eines der am meisten mit Pestiziden belasteten Gewürze, wie "Öko-Test" (Ausgabe 05/2024) jetzt bestätigte. Bei einem Test von 33 verschiedenen Produkten fiel nahezu die Hälfte der konventionellen durch. Die Produkte mit Bio-Siegel überzeugten.
Besonders negativ fielen die Paprikapulver Carat Paprika edelsüß von Netto und Gut&Günstig Paprika edelsüß (Edeka) auf, die jeweils mit sage und schreibe 23 verschiedenen Pestiziden belastet waren.
Nachgewiesen wurden im Labor zahlreiche Spritzmittel, die die Experten als besonders bedenklich für Mensch oder Umwelt einordnen – darunter der Unkrautvernichter Glyphosat. Einige der gefundenen Pestizide seien in der EU verboten, beispielsweise das hoch bienentoxische und vermutlich krebserregende Insektizid Bifenthrin. Von den Verbraucherschützern gibt es für beide Paprikapulver nur die Note "ungenügend".
"Sehr gute" Noten für sehr gute Preise
Gute Nachrichten für Verbraucher in Sachen Bio-Produkte. 14 der getesteten Pulver erhielten die Note "sehr gut", zwei kamen auf "gut". Dabei bestechen einige der Artikel auch noch durch ihren niedrigen Preis, zum Beispiel der dm Bio Paprika edelsüß Naturland (Drogeriemarkt dm) für 1,25 Euro pro 50 Gramm. Nur vier Cent mehr muss man für den K-Bio Paprika edelsüß (Kaufland) und den Kania Bio Paprika edelsüß (Lidl) ausgeben
Das einzige konventionelle Paprikapulver, dem die Tester das Prädikat "sehr gut" verliehen, heißt Edora Paprika Edelsüß (Edora Gewürze).
Warum stecken gerade in Paprikapulver so viele Pestizide?
Paprika wächst in der Regel in Monokulturen und benötigt im Anbau sowohl hohe Temperaturen als auch vergleichsweise viel Wasser. Unter diesen Bedingungen könnten sich Krankheitserreger stark vermehren und entsprechend hoch kann "der Bedarf an Pflanzenschutzmaßnahmen" ausfallen, so das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Paprikapulver bei "Öko-Test": die Gesamtergebnisse
Insgesamt fiel der Test wie folgt aus:
- 15-mal Paprikapulver mit der Gesamtnote "sehr gut"
- 2-mal Paprikapulver mit der Gesamtnote "gut"
- 2-mal Paprikapulver mit der Gesamtnote "ausreichend"
- 1-mal Paprikapulver mit der Gesamtnote "mangelhaft"
- 13-mal Paprikapulver mit der Gesamtnote "ungenügend"
So wurde getestet
Die Verbraucherschützer von "Öko-Test" kauften 33 verschiedene Produkte, 16 davon mit Bio-Siegel. In Super- und Drogeriemärkten, beim Discounter, im Reformhaus, im Bio-Laden oder im Onlinehandel bezahlten die Tester für 50 Gramm Paprikapulver zwischen 79 Cent und 5,21 Euro. Die Pulver wurden daraufhin in einem spezialisierten Labor ausschließlich auf rund 700 verschiedene Pestizide untersucht – darunter der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat, dessen Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure (AMPA) sowie Glufosinat.
Auf dem Prüfplan standen ebenfalls Wachstumsregulatoren wie Chlormequat, Mepiquat und Etephon, die zum Beispiel eingesetzt werden, um die Standfestigkeit oder Reifeprozesse von Pflanzen zu beeinflussen.
Transparenzhinweis
Laut Vereinbarungen darf t-online ein Viertel der getesteten Produkte namentlich nennen. Bei der Auswahl orientiert sich t-online an der Markenbekanntheit, besonderen Auffälligkeiten und/oder dem Preis. t-online wird für die Nennung der Hersteller und Marken nicht bezahlt.
- oekotest.de "Testergebnis Paprikapulver" (Ausgabe 05/2024)