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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gemessen statt geschummelt Die wirklich längsten Ski-Pisten der Welt
Wen wundert's: Wie bei der Gesamtpistenlänge schummeln die Skigebiete auch bei der Angabe zu ihren längsten Abfahrten - wir haben nachgemessen und von etlichen Kilometern fehlte jede Spur. Trotzdem beeindrucken viele Skipisten in den Alpen und anderswo mit Strecken für die man einschließlich Bergfahrt schon mal einen halben Tag benötigt. Hier sind unsere fünf Top-Tipps, die wir Ihnen auch in unserer Foto-Show vorstellen.
Rang 1: Dôme de la Lauze - Mont de Lans
Volle 17,0 Kilometer misst die Abfahrt vom Dôme de la Lauze im Skigebiet von Les 2 Alpes im französischen Ecrins-Massiv. Das ist genauso Weltrekord für präparierte Abfahrten wie die ununterbrochene Höhendifferenz von 2288 Metern. Startpunkt ist in 3568 Meter Höhe. Die ersten drei Kilometer geht es über herrlich aussichtsreiche und sanfte Gletscherhänge. Den steilen Hang oberhalb der Station von Les 2 Alpes umgeht man auf dem Skiweg Demoiselles. Wer dort die schwarze Piste Valentin hinabstaubt, hat am Ende einige Kilometer weniger auf dem GPS-Track. Beide Varianten führen auf den letzten 300 Höhenmetern über eine rote Piste durch den Wald hinunter in das kleine Dorf Mont de Lans.
Rang 2: Klein Matterhorn - Zermatt
Mit 15,3 Kilometer Länge ist die Abfahrt vom Klein Matterhorn nach Zermatt in der Schweiz nicht ganz so lang, aber sie kommt ganz ohne Skiwege aus. Man müsste allerdings sehr weite Bögen fahren, um hier tatsächlich die offiziell angegebenen 25 Abfahrtskilometer zurückzulegen. Der Startpunkt ist auf 3820 Metern an der höchsten Seilbahnstation Europas. Der erste Abschnitt führt durch Eisbrüche hinab zum Plateau Rosa. Flach geht es über den Theodulgletscher. Unterhalb des Gletschers wird das Terrain variantenreicher, ab Furgg folgt sogar ein Stück schwarzer Piste. Man muss aber kein Experte sein, um hier gut hinunterzukommen. Ab Furi führt die Abfahrt durch Arvenwälder und vorbei an einladenden Restaurants und sonnengegerbten Stadeln die letzten zwei Kilometer hinunter nach Zermatt.
Rang 3: Kamenny Stolb - Krasnaya Polyana
Das Skigebiet Rosa Khutor liegt unweit von Sotschi im Kaukasus. Im Februar fanden hier die alpinen Rennen im Rahmen der Olympischen Winterspiele statt. Zur Saison 2014/15 wurde das Areal mit den benachbarten Hängen von Alpica Service verbunden. Startet man an der 2468 Meter hoch gelegenen Bergstation mit Schwarzmeerblick und wählt den Zickzackkurs der Piste Horizont, quert via Labirint und Triton hinüber zum Plateau, um schließlich in den Skiweg Richtung Alpica einzuschwenken und vorbei an der Bobbahn die Station des Hochgeschwindigkeitszugs anzusteuern, dann hat man am Pistenende 14,9 Kilometer auf der Uhr. Fahren konnte man sie im vergangenen Winter schon, bloß die Lifte waren da noch nicht fertig.
Rang 4: Schilthorn - Lauterbrunnen
Die Strecke des legendären Inferno-Rennens, das vom Schiltorn bei Mürren hinab nach Lauterbrunnen führt, wird mit 14,9 Kilometer Länge angegeben, wobei der Startschuss sogar etwas unterhalb des Schilthorngipfels fällt, die Totale geben die Schilthornbahnen mit 15,8 Kilometer an. Aber selbst von ganz oben gemessen kommt die Strecke nur auf 13,5 Kilometer, wobei das natürlich auch noch ganz schön lang ist. Der Streckenrekord liegt übrigens bei etwas mehr als 13 Minuten, aber selbst gute Durchschnittsfahrer sind üblicherweise 45 Minuten unterwegs - ohne Pausen.
5: Vorab - Flims
Auf keiner anderen Piste der Alpen überwindet man eine größere Entfernung zwischen Start und Ziel, als bei der Abfahrt vom Vorab nach Flims in Graubünden: 11,3 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der in knapp 3000 Meter Höhe gelegenen Bergstation des Schlepplifts am Vorabgletscher und der Busstation in Flims Dorf. Auf diesem Weg macht die Abfahrt keine großen Umschweife, sie misst 13,4 Kilometer (vom Skigebiet werden 17 angegeben) und kommt fast ohne Skiwege aus. Ein Manko hat die Riesendistanz: Die Bergfahrt nimmt ziemlich viel Zeit in Anspruch.
Skigebiete mit deutlich weniger Pistenkilometer
Und was ist mit den Pisten, die den Werbebotschaften zufolge ebenfalls länger sind, als 13,5 Kilometer? Da ist zuallererst die mit 20 Kilometern angegebene Reine Blanche, die vom Kleinen Matterhorn Richtung Süden ins italienische Valtournenche führt. Sie misst tatsächlich zwar immerhin 13,9 Kilometer, aber ein 250 Meter langer Zwischenanstieg, der per Lift überwunden werden muss, kegelt sie aus der Liste der längsten ununterbrochenen Skipisten. Die angeblich 22 Kilometer messende Abfahrt von der Aiguille du Midi durch das Vallée Blanche nach Chamonix fehlt in der Übersicht, weil sie keine gesicherte Skipiste, sondern eine hochalpine Tourenabfahrt ist, die man nur mit Bergführer unternehmen sollte.
Die angeblich 16 Kilometer messende Piste de Sarenne im französischen Alpe d'Huez kommt in direkter Linie faktisch auf 10,6 Kilometer und ist nicht mal die längste des auch durch die Tour de France bekannten Skiortes bei Grenoble. Die ebenso wie die Sarenne am 3330 Meter hohen Pic Blanc startende Abfahrt nach La Villette misst 11,8 Kilometer und hat mit 2040 Metern auch mehr Höhendifferenz als die Sarenne. Die jeweils mit 15 Kilometern beworbenen längsten Pisten von La Plagne und Sölden kommen tatsächlich auf 12,9 bzw. 11,4 Kilometer Länge. Die offiziell 14 Kilometer messenden Abfahrten Cascade in Flaine und Mittelallalin in Saas Fee kommen in direkter Linie gemessen auf 10,9 bzw. 12,0 Kilometer.
Weitere Informationen:
www.les2alpes.com
www.zermatt.ch
www.rosaski.com
www.schilthorn.ch
www.laax.com
www.cervinia.it
www.compagniedumontblanc.com
www.alpedhuez.com