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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Abends einsteigen, morgens am Ziel Die besten Tipps für die neuen Nachtzüge
Nachtzüge nehmen wieder Fahrt auf: In Zeiten des Klimawandels und angesichts hoher Spritpreise gibt es für den kommenden Sommer zahlreiche Neuigkeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Green Citytrip: Holländer gehen aufs Gleis
- European Sleeper: Brüssel – Berlin – Prag
- ÖBB Nightjet: Zehn Strecken durch Deutschland
- Euronight: Auf nach Budapest und Rijeka
- Alpen-Sylt-Express: Von Salzburg an die Nordsee
- Urlaubs-Express: Von München an die Ostsee
- Snälltåget: Von Dresden über Hamburg nach Stockholm
Vom Abstellgleis ins Rampenlicht: Gerade mal sechs Jahre ist es her, dass die Deutsche Bahn ihre Schlafwagen eingemottet hat. 2016 stellte sie mangels Nachfrage die City Night Lines ein – offenbar zum verkehrtesten Zeitpunkt. Denn die österreichische Bahn, die die verwaisten Nachtzugstrecken mit moderneren Zügen und marktgerechten Preisen übernahm, verzeichnete in der Folge einen echten Boom. Mittlerweile ist die ÖBB längst nicht mehr allein: Ein halbes Dutzend privater Unternehmen hat das Potenzial erkannt und geht mit weiteren Strecken und pfiffigen Angeboten an den Start. Wir geben einen Überblick:
Green Citytrip: Holländer gehen aufs Gleis
Der neueste Einsteiger in die Branche ist der niederländische Anbieter Green Citytrip. Ab 25. Mai will er die deutschen Nachtzuglinien aufmischen. Ab Köln soll es nach Mailand, Bologna, Florenz sowie nach Bozen, Verona, Venedig, Salzburg, Linz und Wien gehen. Von Bad Bentheim steuert Green Citytrip Kopenhagen, Malmö und Göteborg an, ab Dortmund Prag. Die Preise beginnen bei 159 Euro in der günstigsten von drei Klassen. Auf ein Restaurant oder Bistro müssen die Reisegäste verzichten. Stattdessen gibt es zwei Ausgabestellen für Getränke und Snacks. Bereits im Bau sind neue Waggons, bis dahin fährt Green Citytrip mit Wagen von Euro Express, die zum Beispiel auch Müller-Touristik für seine Party-Touren nutzt. Für die Zukunft geplant sind Pauschalreisen, wie sie die holländische Mutter bereits gemeinsam mit Tui aufgelegt hat.
European Sleeper: Brüssel – Berlin – Prag
Für den Sommer plant ein weiterer Mitbewerber, an den Start zu gehen: Dann soll für das belgische Start-up European Sleeper der Startschuss für die Strecken Prag – Dresden – Berlin und Berlin – Amsterdam – Brüssel fallen. Gefahren wird zunächst dreimal die Woche, geplant sind tägliche Fahrten. Als Nachtzugbetreiber kooperiert European Sleeper mit dem tschechischen Anbieter Regiojet, der die Zuggarnituren stellt sowie für den Betrieb zuständig ist. Firmen-Mitgründer Elmer van Buuren rührt die Werbetrommel: "Nachtzugreisen ist nicht der schnellste Weg, sondern der, bei dem man Zeit für sich hat oder für die Dinge, die man erledigen möchte."
ÖBB Nightjet: Zehn Strecken durch Deutschland
Klarer Marktführer in Deutschland und Europa aber bleiben die ÖBB-Nightjets. Nicht weniger als zehn Strecken führen durch Deutschland – unter anderem nach Breslau, Mailand, Rom, Venedig, Wien und Zürich. Neu waren zuletzt zum Jahreswechsel die Strecken Zürich – Köln – Amsterdam und Wien – München – Paris. Für Ende 2023 sind dann die Strecken Berlin – Brüssel und Berlin – Paris geplant. 2024 soll zudem Zürich – Barcelona folgen. Oft ist der Nightjet gleichzeitig Autoreisezug. Komfortmäßig haben Reisende die Wahl zwischen Schlafwagen, Liegewagen und nächtlichem Sitzwagen. Außer mit der Deutschen Bahn kooperiert die ÖBB auch mit den Schweizer und französischen Bahnen. Eine Reise im Nightjet mit Dusche und WC kostet ab 190 Euro, ohne sind es gut 140 Euro. Für die neuen Strecken kosten Tickets im Liegewagen ab 59,90 Euro und im Schlafwagen ab 89,90 Euro pro Strecke. Wer früh bucht, der ergattert oft sogar Sparpreise ab 30 Euro.
Euronight: Auf nach Budapest und Rijeka
Unter dem Namen Euronight vermarktet die ÖBB weitere Schlafwagenangebote, nämlich die Strecken, die sie nicht allein betreibt, sondern bei denen sie sich mit diversen mittel- und osteuropäischen Bahngesellschaften zusammengetan hat. Auf diese Weise lassen sich Nachtzüge nach Budapest, Rijeka oder Zagreb buchen – auf den kroatischen Strecken auch mit Autoreisezug. Die Preise bewegen sich auf der Höhe der Kurse bei den ÖBB-Nightjets. Von München nach Rijeka oder von Berlin nach Zagreb rollt man zum Beispiel ab 119 Euro im Liegewagen.
Den Traditionsnamen Euronight gibt es bereits seit 1993. Damals wurde er als Nachtvariante des EuroCity eingeführt. Er steht für die klassische Bahnreise mit erster und zweiter Klasse, klimatisierten Wagen und teilweise auch mit Zugrestaurants; ein Frühstück ist immer im Preis inbegriffen. Den Personalausweis kann man dem Schaffner geben, dann wird man in der Regel bei Grenzkontrollen nicht geweckt. Die Qualität der Züge ist allerdings unterschiedlich, weil die Wagen von verschiedenen Gesellschaften betrieben werden.
Alpen-Sylt-Express: Von Salzburg an die Nordsee
Neben den Newcomern und den Staatseisenbahnen tummeln sich auch weitere private Firmen in dem Geschäft. So rollt der Alpen-Sylt-Nachtexpress von 20. Mai bis 23. Oktober durchgängig jedes Wochenende von Sylt nach Salzburg und zurück. Der US-amerikanische Betreiber RDC hat während des Corona-Lockdowns 2020 dieses Angebot kurz entschlossen aufgelegt, nachdem er zuvor für den Flixtrain gefahren war, der aber coronabedingt den Betrieb unterbrach. Im Ticketpreis ab 129 Euro (Single-Abteil inkl. einem Kind bis 14 Jahre) bzw. ab 349 Euro (Privatabteil für bis zu fünf Personen) enthalten ist das gesamte Zugabteil samt Bettzeug und Handtüchern. Für alleinreisende Frauen gibt es spezielle Damen-Abteile im Liegewagen. Das Auto mitnehmen kann man beim Alpen-Sylt-Express nicht.
Urlaubs-Express: Von München an die Ostsee
Schon seit 2002 im Geschäft ist der "Urlaubs-Express", der zum Beispiel auf der Linie Basel - Binz die Schweiz und die Ostsee verbindet und auf vielen Strecken auch Autos transportiert. Schon seit Jahren gibt es die Strecken Düsseldorf - München - Innsbruck - Verona, Hamburg - Lörrach und Hamburg - Wien. Neu in diesem Sommer ist ein direkter Nachtzug von München nach Rügen. Betrieben wird der Urlaubs-Express vom Unternehmen Train 4 You, hinter dem mit der MSM-Gruppe (früher "Müllers tolle Kegeltouren") Europas führender Partyreise-Veranstalter steht. Da wundert es nicht, dass die Züge im Winter auch einen Clubwagen mitführen. Die Preise für die einfache Fahrt beginnen bei 59 Euro für die einfache Fahrt im Liegewagen, für den doppelten Preis reist man mit mehr Abstand und mehr Stauraum im hochwertigeren "Liegewagen Max 2".
Snälltåget: Von Dresden über Hamburg nach Stockholm
Eine erfolgreiche Saison hinter sich hat der erste Nachtzug von Berlin über Kopenhagen nach Stockholm. Nun wird der Snälltåget im Mai und September sogar verlängert bis Dresden. Der auch als Berlin-Night-Express vermarktete Zug startet um 20.58 Uhr in Berlin und erreicht Stockholm am Folgetag gegen 14.15 Uhr. Zwei Stunden später fährt er zurück nach Berlin, wo er am nächsten Morgen eintrifft. Dazwischen gibt es Stopps etwa in Hamburg, Malmö und bei Kopenhagen. Der Zug verkehrt durchgehend mit "grünem Strom". Betrieben wird der Nachtzug von einer Tochter der französischen Transdev-Gruppe, die mit einem Dutzend Bahn- und etwa 50 Buslinien in Deutschland am Markt vertreten ist. Liegeplätze gibt es ab 75 Euro, ein Privatabteil ab 300 Euro.
- Reiseredaktion srt