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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kein Abstand Wie Österreichs Skigebiete die Corona-Regeln ignorieren
Die Skisaison in Österreich startet trotz steigender Corona-Infektionszahlen. Doch die Szenerie ist teils irritierend: Mancherorts drängen sich Skiurlauber an den Pisten dicht an dicht und ohne Maske.
Abgesehen von der Virus-Drehscheibe Ischgl, wo sich im März tausende Skiurlauber infiziert hatten, war Österreich bislang vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen. Nun allerdings verzeichnet auch Deutschlands südlicher Nachbar rasant steigende Infektionszahlen mit dem Coronavirus.
Doch obwohl das öffentliche Leben und auch der Reiseverkehr derzeit stark eingeschränkt sind, treibt es einheimische und ausländische Gäste mit dem Wintereinbruch derzeit massenhaft in bereits geöffnete Skigebiete in den Gletscherregionen – und führt dort mancherorts offenbar zu absurd wirkenden Situationen.
Risikogebiet Tirol: Menschen dicht an dicht und ohne Maske
Bereits vor einigen Tagen sorgte der Andrang der skilustigen Besucher in mehreren Regionen Österreichs für engstes Gedränge ohne Rücksicht auf Corona-Vorsichtsmaßnahmen. So berichtete das österreichische Nachrichtenportal Kurier.at kürzlich, der Besucherandrang am Hintertuxer Gletscher in Tirol im Zillertal sei derart groß, dass sich ein Rückstau bildete.
Tirol gilt in Deutschland bereits seit dem 25. September als Risikogebiet. Doch Fotos und Videos in den sozialen Medien zeigen an einigen Orten Hunderte Menschen, die sich dicht an dicht vor dem Lift drängeln – viele von ihnen ohne Maske.
Bilder, die Besucher vor einigen Tagen am Kaunertaler Gletscher aufgenommen haben, zeigen ähnliche Szenen.
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Der Zeitung "Welt" sagten Mitarbeiter der Seilbahnen am Kaunertaler Gletscher, der Andrang habe das Gebiet überrumpelt. "Weil die Deutschen wegen der Reisewarnung fehlen, haben wir nicht mit so vielen Leuten gerechnet." Im Twitter-Video sehe man die Bodenmarkierungen nicht.
Mehrere Bundesländer in Österreich sind Risikogebiet
Besonders irritierend wirkt das angesichts der strengen Corona-Maßnahmen, die wegen der wieder steigenden Infektionszahlen jetzt in Österreich gelten: Unter anderem müssen Menschen aus unterschiedlichen Haushalten auf der Straße einen Meter Abstand halten, draußen sind insgesamt nur noch Gruppen von maximal zwölf Menschen erlaubt.
Auch das Auswärtige Amt in Berlin stuft die Bundesländer Wien, Tirol (mit Ausnahme der Gemeinde Jungholz) und Vorarlberg (mit Ausnahme des Kleinwalsertals / der Gemeinde Mittelberg), Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark inzwischen als Risikogebiete ein.
Offiziell gelten ausgedehnte Schutzmaßnahmen
Österreichs Tourismusbranche, die für das Land ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, muss zunehmend um ihr wirtschaftliches Überleben bangen.
Damit der Skitourismus auch in der Corona-Pandemie nicht zum Erliegen kommt, hat die Regierung zahlreiche strenge Vorsichtsmaßnahmen angeordnet. Dazu gehören etwa ein Mund-Nasen-Schutz in Gondeln und Seilbahnen und ein Mindestabstand von einem Meter beim Schlangestehen.
Auch auf Aprés-Ski in der üblichen Form müssen Besucher diese Saison verzichten. "Ski-Vergnügen ja, aber ohne Après-Ski", hatte der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz bei der Vorstellung der Maßnahmen für den Wintertourismus gemahnt. Die Ansteckungsgefahr sei schlicht zu hoch.
- Nachrichtenportal Kurier.at: "Großer Andrang auf Gletscher und den Testbetrieb am Hochkar"
- Bericht in der "Welt"
- Auswärtiges Amt: Reise- und Sicherheitshinweise für Österreich (Stand: 25. Oktober 2020)
- Robert Koch-Institut