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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Reisen Mauritius: Paradies mit dunkler Vergangenheit
Schon von weitem sieht man den Felsen 556 Meter in die Höhe ragen. Schroff, steil, unwirtlich. Am Le Morne im Südwesten von Mauritius weht immer eine steife Brise, weshalb das Wasser um den Berg längst zum heiß umkämpften Ort von Wind- und Kitesurfern geworden ist. Was Sie auf Mauritius erwartet, sehen Sie in unserer Foto-Show.
Nun sind für Wassersportler und Sonnenanbeter schon allein die mit Palmen gesäumten Strände aus Korallensand und ihren vorgelagerten Riffs Grund genug für einen Besuch. Doch mögen jetzt auch immer mehr Kulturfreunde dem Reiz von Mauritius erliegen: Der Le Morne wurde in diesem Jahr offiziell auf die Liste des Unesco-Weltkulturerbes gesetzt.
Nur 50 mal 60 Kilometer groß
"Zuerst wurde Mauritius erschaffen, dann das Paradies", sagte einst Mark Twain, "aber das Paradies war nur eine Kopie von Mauritius." Das sagt eigentlich alles über die Schönheit des nur 50 mal 60 Kilometer großen Eilands im Indischen Ozean. Türkisfarbenes Wasser, bewaldete Hügel und Menschen aller Kulturen und Hautfarben prägen die Insel. Nur konnten diese Schönheit nicht immer alle Menschen genießen, die hier lebten. Und genau daran will der Le Morne erinnern. >>
Während des 18. und frühen 19. Jahrhundert suchten viele Maroon-Sklaven in den schwer zugänglichen, zerklüfteten und bewaldeten Klippen des Le Morne Zuflucht. Heute besteigen nur Menschen den Berg, die gut zu Fuß sind und bestens ausgerüstet.
Vier Stunden müssen für den Aufstieg einkalkuliert werden. Wer schlechter Kondition ist und schnell ins Keuchen gerät, der mag sich kaum vorstellen, wie sich die flüchtenden Sklaven vor mehr als einhundert Jahren durch die gleißende Sonne kämpften, in Höhlen und auf dem höchsten Gipfel des Berges siedelten.
In den mündlich überlieferten Geschichten und Legenden galt der Berg schon seit Jahrhunderten als ein Sinnbild kreolischer Kultur und Symbol der Sklaverei für die Menschen aller betroffenen Länder, aus denen die Sklaven kamen: Afrika, Madagaskar, Indien und Südostasien. Mauritius war ein wichtiger Zwischenstopp im östlichen Sklavenhandel. >>
Wegen der geflüchteten Sklaven, die sich auf dem Le Morne versteckt hielten, nannte man es auch die "Maroon-Republik".
Seit 1834 "moderne Arbeit" ohne Sklaverei
Bereits 2006 wurde Aapravasi Ghat in die Unesco-Liste aufgenommen, ein ehemaliges Auffanglager für Kontraktarbeiter in der mauretanischen Hauptstadt Port Louis, in der heute 200.000 Menschen leben, das ist jeder sechste Bewohner der Insel. Hier wurde im Jahr 1834 als einer der ersten Orte weltweit die "moderne Arbeit" ohne Sklaverei eingeführt.
Eine halbe Millionen Menschen erreichten das Lager bis 1920 und arbeiteten auf den mauretanischen Zuckerfeldern. Noch heute stehen ein paar Gebäudereste aus jener Zeit: das Eingangstor und die Krankenstation sowie Teile der Kaimauer, die damals jeder Ankömmling passieren musste.