Wasserbahnhof und Echtzeitzählung Massenansturm: Urlaubsparadies Amalfi zählt bald Gäste
Die Amalfiküste ist für ihre Schönheit berühmt und zieht Touristen aus aller Welt an. Auch Deutsche lieben das Flair am Meer – werden aber bald beobachtet.
Die italienische Amalfiküste gilt als Traumziel für Urlauber: Hier kann man am Mittelmeer relaxen, ist aber auch schnell in Neapel, Pompeji, Herculaneum, Salerno oder am Vesuv. Die Anziehungskraft ist so groß, dass die Einheimischen den Massenansturm der Besucher immer schlechter bewältigen können. Drei Zahlen zeigen anschaulich das Problem: Die Stadt Amalfi verfügt eigenen Angaben nach über 4.512 Hotelbetten, die Zahl der Einwohner ist seit 2002 aber von 5.530 auf 4.653 geschrumpft.
Bürgermeister Daniele Milano und seine Abgeordneten haben deshalb nun einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, mit dem der Tourismus verträglicher organisiert werden soll. "Wir wollen nicht, dass es zu einer Anti-Tourismus-Stimmung kommt", sagte Milano. "Weder die Einheimischen noch der Tourismus sollen leiden." Um die richtige Balance finden zu können, benötige man vor allem verlässliche Zahlen, damit nicht weiterhin nur "nach Gefühl" gehandelt werde.
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Überwachung und Wasserbahnhof
Deshalb wird ab jetzt gezählt. Das heißt: Ein System zur Überwachung der Fußgängerströme in der Innenstadt und an Verkehrsknotenpunkten wird installiert, "das mithilfe von Technologie Personen und Fahrzeuge erkennen kann". Diese Technologie werde es ermöglichen, in Echtzeit zu wissen, wie viele Menschen sich zum Beispiel im historischen Zentrum aufhalten. Daraufhin könne dann auch angepasst werden, wie viele Polizisten, Ersthelfer und Feuerwehrleute zur Sicherheit der Menschen im Einsatz sein müssen.
Weiterhin sollen die Ankünfte per Wasser oder Land geregelt werden. Dazu werde der Cassone-Pier, an dem pro Jahr eine Million Reisende abgefertigt werden, in einen echten Wasserbahnhof verwandelt. Ein elektrisches Leitsystem und Gates sollen es hier ermöglichen, die vielen Reisenden flüssig im Terminal abzufertigen. Außerdem möchte die Stadt die vielen Bushaltestellen an der Strandpromenade abschaffen. Ein System mit Zeitslots zum Aus- und Einladen von Besuchern soll das Abfertigen der Massen entzerren.
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Wichtig ist den Stadtoberen auch, dass Touristen sich vernünftig benehmen. Um zu ermitteln, welche Etikette den Einheimischen wichtig ist und was sie am meisten (hauptsächlich an den Tagestouristen) stört, wird eine Umfrage unter den Anwohnern in Auftrag gegeben. Hier können Einheimische ihrem Ärger Luft machen, aber auch konstruktiv mitarbeiten.
- Pressemitteilung der Stadt Amalfi: "Amalfi lancia le sue azioni per un turismo più sostenibile" (italienisch)
- Nachrichtenagentur Ansa: "Overtourism? Amalfi lancia 11 azioni per un turismo sostenibile" (italienisch)