Schlafen trotz Höhenluft Die höchstgelegenen Hotels der Alpen
Übernachtungen auf mehr als 3000 Metern Höhe - und dabei doch allen Komfort eines Hotels erleben. In den Alpen gibt es eine Reihe von Hotels in luftiger Höhe - doch die dünne Luft ist mit Vorsicht zu genießen. Sehen Sie die höchsten Alpen-Hotels auch in unserer Foto-Show.
Es ist ein erhabenes Gefühl, am frühen Morgen aufzuwachen, aus dem Fenster zu schauen und die Sonne am Matterhorn aufgehen zu sehen. Allerdings: Die Nacht vor dem Sonnenaufgang muss keine sonderlich erholsame gewesen sein. In Wahrheit ist sie oft schlaflos - auch wenn es im "Kulmhotel Gornergrat" äußerst gemütlich und schick ist, die Betten bequem und die Aussicht grandios. Dennoch: Die Luft auf 3100 Metern ist dünn, und das belastet den Körper. "Es gibt keine Regeln, wer betroffen ist und wer nicht", sagt Hoteldirektor Thomas Marbach.
Schlafen in der Höhe ist eine Herausforderung
Mann oder Frau, jung oder alt, höhenerfahren oder nicht - das Schlafen auf mehr als 3000 Metern kann für jeden zur Herausforderung werden. "Die einen stecken das weg, als wären sie unten im Tal. Die anderen liegen die ganze Nacht wach und sind die ersten, die den Sonnenaufgang sehen", sagt er. Einfacher haben es die Gäste, die sich mehr als eine Nacht auf dem Gornergrat eingebucht haben. "Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Höhe", erklärt Marbach. Und all jene, die mit der dünnen Luft und der damit einhergehenden Kurzatmigkeit, dem Kopfweh und der Schlaflosigkeit zu kämpfen haben, kommen trotzdem in das moderne Hotel.
"Sie nehmen das einfach in Kauf, weil es hier ein besonderer Ort ist", sagt der Hoteldirektor. Und das mache vor allem das Drumherum: "Es gibt in der Schweiz 46 Viertausender - 29 davon kann man vom Hotel aus sehen", sagt er. Eine solche Kulisse gibt es sonst wohl nirgendwo. Und dann die Ruhe. "Das Hotel steht für sich ganz alleine. Wenn die Bahn nicht mehr fährt, ist es einfach still." Und drinnen? Da haben die Innenarchitekten mit den Gegebenheiten der Umgebung gespielt: Alle Zimmer sind nach einem der imposanten Berge benannt, die Zimmernummer benennt die Höhe des Berges. "4478" steht zum Beispiel an der Tür der Suite "Matterhorn". An den Wänden finden sich die Höhenlinien, eine Gesteinsprobe des Gipfels und ein Zitat von einem, der den Berg bereits bestiegen hat.
Das Hotel mit seinen 22 Zimmern ist fast das ganze Jahr geöffnet, nur im November bleiben die Türen des markanten Gebäudes mit seinem Sattelwalmdach aus Kupfer, das bereits 1907 errichtet wurde, geschlossen. "Im Winter sind wir vor allem vom Wind abhängig, denn wenn der zu stark weht, darf die Zahnradbahn nicht hochfahren", sagt Hotelchef Marbach.
Hotels abhängig vom Wetter
Das ist auch das Problem des "Berghotels Grawand" im Südtiroler Schnalstal. Das Haus liegt mit 3212 Metern noch ein bisschen höher als das Kulmhotel und ist ausschließlich mit einer Seilbahn zu erreichen.
Auch von hier bietet sich ein imposantes Bild: Man sieht etliche Dreitausender, mit dem Piz Bernina den einzigen Viertausender der Ostalpen und bei schönem Wetter sogar den Gardasee. Wer auf den Gipfel steigt, kann sogar die gesamte Bergkette der Dolomiten bestaunen. Die 45 Zimmer des Hotels sind überwiegend von Stammgästen und Sportlern belegt, allerdings müssen die manchmal ins Tal - denn wenn man oben einfach nicht schlafen kann, nutzt die ganze Trainingseinheit nichts.
Hotel nur zu Fuß zu erreichen
Die beiden Hotels in der Schweiz und in Südtirol sind, abgesehen von einigen Schutzhäusern und Berghütten, die höchsten Quartiere in den Alpen - doch sie sind bei weitem nicht die einzigen Häuser in schwindelerregender Höhe. So liegen im Berner Oberland das "Berghaus Männlichen" und das "Berghotel Faulhorn" auf 2345 beziehungsweise 2684 Metern Höhe. Das "Berghotel Faulhorn" ist seit seinem Bau im Jahr 1830 nahezu unverändert - und kann bis heute nur zu Fuß erreicht werden. Fließendes Wasser gibt es nicht, stattdessen Waschschüsseln. Und einen unvergleichlichen Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Und den Start zur längsten Rodelstrecke Europas, 15 Kilometer sind es hinunter nach Grindelwald.
In Graubünden liegt das "Berghotel Diavolezza" auf 3000 Metern Höhe, umgeben von der mächtigen Berninagruppe - und wirbt mit dem höchstgelegenen Jacuzzi der Alpen. Viel beeindruckender allerdings: An ausgewählten Abenden kann man bei Vollmond, gänzlich ohne künstliche Beleuchtung, mit den Skiern vom Berggasthaus ins Tal fahren. Der Mond erleuchtet den Schnee derart, dass jeder Skifahrer gut über die Pisten gleiten kann. Ebenfalls im Engadin liegt das "Berghotel Muottas Muragl", ein Niedrigenergiehaus mit langer Geschichte, auf 2456 Metern Höhe.
Hochgelegene Hotels in Österreich
In Österreich liegen die meisten Hotels deutlich unter 2000 Metern Seehöhe - doch es gibt Ausnahmen. Auf 2621 Metern steht in Osttitrol die "Adler Lounge", ein schickes Lifestyle-Hotel, das moderne Architektur auf den Berg gebracht hat. 60 der umliegenden Dreitausender sieht man vom Hotel aus - und am Morgen ist, außer den anderen Skifahrern unter den Hotelgästen, niemand da, mit dem man die unberührten Hänge teilen muss.
Das Ötztal liegt mit seinen Orten allgemein recht hoch - von Obergurgl auf 1900 Metern Höhe bis Hochgurgl auf 2150 Metern Höhe sind hier verschiedenen Hotels, die Höhenfans besondere Möglichkeiten der Übernachtung bieten. Das höchstgelegene Vier-Sterne-Hotel Tirols ist das "Ski- und Golfresort Riml", das sich auf 2200 Metern direkt an der Skipiste befindet.
Luxus-Unterkunft auf 2350 Metern
Auf 2350 Metern ist im Hochzillertal die "Wedelhütte" Unterkunft für Luxus-Liebhaber. Das Fünf-Sterne-Haus hat nicht nur das höchstgelegene Tiroler Wirtshaus, sondern auch ein einzigartiges Weingewölbe. Fast auf gleicher Höhe liegt das "Berghotel Rudolfshütte" im Salzburger Land. Von hier aus kann man die Gipfel des Nationalparks Hohe Tauern sehen und ist umgeben von zahlreichen Gletschern. Besonders Tourengeher und Freerider finden hier ein kleines Paradies direkt vor der Hoteltür, Skifahrer können sich auf 23 Pistenkilometern austoben.
Wer es etwas exotischer mag, ist im "Alpengasthof Tibet" auf dem Stilfser Joch in Südtirol richtig. Das markante Turmgebäude in 2800 Metern Höhe wurde nach tibetanischem Vorbild gebaut - so wollte es Hotelier Fritz Angerer, der die Hütte vor mehr als 50 Jahren errichten ließ. Die Gäste allerdings erwartet auf dem Stilfser Joch ein echter Stilbruch - zwar ist die Architektur fernöstlich, doch die Einrichtung ebenso wie die Küche ist durch und durch heimisch.
Einen guten Wein haben die Südtiroler ebenso wie alle anderen Berghotels im Angebot. Offenbar hilft er einigen Höhengeplagten, doch die nötige Nachtruhe zu finden. "Die einen trinken mehr Wasser, die anderen mehr Wein", sagt der Schweizer Hotelchef Thomas Marbach. Allerdings: Die Probleme mit der dünnen Luft sind meist nach wenigen Tagen vorbei. Dann hat sich der Körper an die Gegebenheiten gewöhnt, produziert mehr rote Blutkörperchen - und der Höhenurlauber hat eine wahre Frischzellenkur hinter sich.
Weitere Informationen
Gornergrat Kulm http://www.gornergrat-kulm.ch
Grawand http://www.grawand.com
Berghaus Maennlichen http://www.berghaus-maennlichen.ch
Berghotel Faulhorn http://www.berghotel-faulhorn.ch
Diavolezza http://www.diavolezza.ch
Muottas Muragl http://www.muottasmuragl.ch
Adler Lounge http://www.adlerlounge.at
Ötztal http://www.oetztal.com
Hotel Riml http://www.hotel-riml.com
Wedelhütte http://www.wedelhuette.at
Alpinzentrum Rudolfshütte http://www.alpinzentrum-rudolfshuette.at
Alpengasthof Tibet http://www.tibet-stelvio.com