Alternativen zu Sylt Sommerurlaub in Deutschland: Diese Nordseeorte sind wahre Idyllen
Strand und Entspannung bieten nicht nur Sylt, sondern auch viele andere ruhige Küstenorte. An diesen fünf Orte können Sie dieses Jahr Sommerurlaub machen.
Wellen und Wind, weiße Strandkörbe und dieses ganz besondere Licht: Die deutsche Nordseeküste lädt auf den Inseln und im ruhigen Hinterland zum Sandburgenbauen und Wattwandern ein. Dabei gibt es viele Alternativen zu Sylt, wo kürzlich junge Leute mit rassistischen Parolen auffielen. Wir geben Tipps für Urlaub in anderen, ebenso schönen deutschen Küstenorten.
Borkum: 26 Kilometer Strand
Ruhe, Robben, Radwege: Borkum, die größte der ostfriesischen Inseln, ist eine ungezwungene Alternative für meeressüchtige Großstädter. 30 Kilometer vor dem Festland liegt sie, weiter als alle Inselnachbarn. "Wir haben Hochseeklima", strahlt die Dame vom Verkehrsbüro und erklärt: "Die Luft ist allergenfrei, das Salz tut Nase, Lunge und Haut gut." Bereits bei der Landung auf der Insel kann man die putzige Borkumer Inselbahn bestaunen und im Ort selbst dann einen imposanten Walknochenzaun.
Die meisten Urlauber werden aber magisch angelockt vom 26 Kilometer langen und bis zu 500 Meter breiten Strand. Direkt zu Füßen der Inselpromenade tummelt sich das Volk vor den für Borkum so typischen, bunt gestreiften Strandzelten. Bester Platz für den Sundowner mit Sanddorn-Spritz und Espresso sind dann die Bars und Cafés an der Promenade.
Wem Borkum-Stadt zu quirlig ist, der wandert eine halbe Stunde hinaus zu den Seehundbänken oder radelt durch Wiesen und prächtige Dünen an der Inselnordseite entlang bis nach Ostland, zur Aussichtsdüne Steerenklipp und zum einsamen Hooge Hörn. Da kann man stundenlang barfuß durch den Sand laufen, Muscheln suchen und sich zwischen den Dünen in die Sonne legen.
Extratipp: Ostfrieslands Teezeremonie ist Unesco-Welterbe. Und was man in England Teatime nennt, heißt auf ostfriesisch Teetied. Wie die stilgerecht abläuft, erfahren angemeldete Besucher bei einem liebevoll geführten Event jeden Mittwoch im Turmwärterhaus neben dem alten Leuchtturm.
Wangerland: Idylle am Wattenmeer
Nordsee ohne Hektik: Das ist Ostfriesland. Das Festland mag nicht so berühmt sein wie die ostfriesischen Inseln davor. Dafür ist es gut erreichbar und super kinderfreundlich. Die Orte heißen Hooksiel, Horumersiel, Schillig. Zu sehen gibt es da malerische Fischerstädtchen, saftige Wiesen bis zum Horizont und schwarzbunte Kühe, gewohnt wird in Backsteinhäusern mit gemütlichen Ferienwohnungen und auf einem wirklich großen Campingplatz.
Weiße Klappbrücken überspannen hunderte Kanäle, das weite Land bietet Idylle pur für Fahrradfahrer und Menschen, die in Ruhe Urlaub machen wollen. Ja, und Strand findet sich auch, am Kap der Guten Erholung, wie die Friesen selbst den Küstenknick namens Wangerland nennen.
Zum Meer steigt man nur einmal kurz über den Deich, auf dem wie hingemalt die Schafe weiden, eine Strandeintrittsgebühr gibt es seit vergangenem Jahr auch nicht mehr. Und an der Kapspitze Schillighörn ist sogar eine ursprüngliche Dünenlandschaft wie auf den Inseln zu entdecken. Aber wo ist das Wasser? Bei Ebbe zieht es sich kilometerweit zurück und gibt den Blick frei auf den Nationalpark Wattenmeer. Doch keine Angst: Zur Flut kommt es zuverlässig zurück. Und der feine weiße Sand samt den bunten Strandkörben bleibt sowieso stets da.
Extratipp: Echte Naturfreunde mieten sich für eine unvergessliche Nacht am Wasser einen von drei zusammenklappbaren Luxus-Schlafstrandkörben. Die stehen direkt auf dem Deich mit freiem Blick aufs Meer.
Bremerhaven: Fischbrötchen im 200-Jahre-alten Stadtviertel
Wer kennt die größte Stadt an der Nordsee? Und wer möchte da Urlaub machen? Bremerhaven wird regelmäßig unterschätzt. Vor 200 Jahren gegründet, als die immer größeren Schiffe es nicht mehr weseraufwärts bis Bremen schafften, hat sich die Stadt seit der Jahrtausendwende noch mal komplett neu erfunden. An Stelle eines alten Hafenbeckens entstanden die "Havenwelten" – ein ganzes Stadtviertel voller maritimer Attraktionen.
In diesem Erlebniszentrum kann man an einem einzigen Tag im Klimahaus die Welt umrunden, danach vom 90 Meter hohen öffentlichen Dach des Sail-City-Hotels große Schiffe schauen, den Nordseedeich entlang spazieren, im Zoo am Meer Eisbären schwimmen sehen und die Fischbrötchen vom Kult-Kutter im neuen Hafen probieren.
Aber keine Sorge, für die kommenden Tage bleibt noch genug zu sehen: Im Auswandererhaus verwandelt sich der Besucher für ein paar Stunden in Herbert Hinzer oder Freide Eisenberg, die vor hundert Jahren in die USA auswanderten. Auf dem Segelschulschiff Deutschland kann sich der Gast in die Welt der alten Rahsegler versetzen und in der Letzten Kneipe vor New York stilgerecht Labskaus bei Seemannsmusik probieren. Sogar einen Sandstrand gibt es – nur Baden ist dort der Strömung wegen (noch) verboten, erst 2026 soll da eine Lagune entstehen.
Extratipp: Thieles Garten. Zwei Künstlerbrüder schufen den verwunschenen Park mit antiken Tempelruinen und tanzenden Nymphen in den 1920er-Jahren. Das grüne Kleinod zieht auch heute noch alle an, die Ruhe und Entspannung suchen.
St. Peter-Ording: Badespaß für die ganze Familie
Dünen, Meer und Strand: St. Peter-Ording ist genau richtig für Badeferien mit der Familie, der Ort nennt sich nicht umsonst Deutschlands größte Sandkiste. Der feinsandige Strand reicht zwölf Kilometer lang und (bei Ebbe) bis zu zwei Kilometer breit um die Spitze der Halbinsel Eiderstedt, das ergibt auch im Hochsommer genug Platz für alle.
Familien finden nicht weniger als zehn Spielplätze und zusätzlich das neue Erlebnis-Hus mit Indoor-Spielplatz, Rutsche und Aussichtsplattform. Sportskanonen zieht es in den Ortsteil Ording, dort treffen sich die Surfer und die bis zu 90 km/h schnellen Strandsegler – wer mag, der kann einen Kurs buchen. Typisch für St. Peter-Ording sind die originellen Pfahlbauten. Insgesamt 13 stehen am Strand, sie beherbergen Restaurants, Toiletten und die Badeaufsicht. Bis zu acht Meter über dem Sand kann der Gast sich da in die Weite träumen.
In SPO, so die liebevolle Abkürzung der Stammgäste, gibt es vier Ortsteile, fünf bewachte Strände, eine 1.600 Meter lange Seebrücke, sogar zwei Strandparkplätze und einen FKK-Abschnitt. Wenn das Wetter mal nicht mitspielt, dann ist da immer noch die Dünen-Therme mit Meerwasser-Wellenbecken, Rutschen und Sauna in den Dünen.
Extratipp: Der Bier-Leuchtturm Westerheversand zehn Kilometer nördlich von St. Peter-Ording wirbt auf zig Plakaten für das Land und für ein Bier. Hin marschieren kann man nur zu Fuß, Karten für die Leuchtturmbesteigung gibt es im Infohus vor dem Deichübergang.
Pellworm: Frische Milch an grünen Stränden
Sand? Den gibt es auf Pellworm nicht. Dafür besitzt die nordfriesische Marschinsel südlich von Amrum und Föhr mehrere "grüne Strände" mit Strandkörben auf saftigen Wiesen. Wie ein riesiger grüner Teller liegt Pellworm in der Nordsee, umgeben von einem acht Meter hohen und 28 Kilometer langen Deich, auf dem geruhsam die Schafe weiden.
Als Gast macht man auf Pellworm gern Urlaub auf dem Bauernhof und zwar auf ganz speziellen Höfen. Die liegen hoch oben auf einer Warft, das sind Hügel, die gegen Sturmfluten schützen. Wer da Logis genommen hat, der hat es nicht weit zu frischer Milch, Butter, Eiern und sogar Inselkäse.
Gebadet wird auch: Bei Flut steigt man über kleine Treppen ins Wasser, bei Ebbe wird das Wattenmeer erkundet. Oder man radelt über die Insel. Zum Beispiel zu den Krabbenkuttern im Hafen von Tammensiel. Wenn die Fischer ihre Kisten ausladen, holen sich die Urlauber an der Pier eine Tüte fangfrischer Nordseekrabben.
Die weiteren Sehenswürdigkeiten sind schnell erkundet: die Alte Kirche aus dem 11. Jahrhundert und der 1906 gebaute, 38 Meter hohe Leuchtturm. Bei Flut lohnt sich der Weg raus zu den Seehundbänken. Selbst im Hochsommer ist herrlich wenig los. Und genau das ist es ja, was die Stammgäste so lieben.
Extratipp: Mit dem kleinen Schipperboot MS Gebrüder geht es durch die Insel- und Halligwelt in die Nationalpark-Schutzzone nach Norderoogsand. Das Nordsee-Wattenmeer ist eine weltweit einzigartige Naturlandschaft, die sich unter Einfluss der Gezeiten immer wieder verändert.
- Reiseredaktion SRT