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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Mallorca per Rad: Auf den Spuren der Profis
Wohl bekannt ist, dass die spanische Insel, so berühmt und berüchtigt sie auch für den Ballermann sein mag, von Radprofis zur Vorbereitung auf die kommende Saison genutzt wird. Doch schon länger ist Mallorca im Frühjahr kein Geheimtipp für Leistungssportler mehr, sondern wird auch von Hobbyradlern Stück für Stück erobert. Und die Baleareninsel arrangiert sich meist gut mit den Gestalten in engen Hosen, die auf ihren Rennrädern vorbeiflitzen oder mit Sonnenhut auf Tourenrädern gemütliche Stopps in Tapas-Bars machen. Sehen Sie in der Foto-Show, wie Radfahren auf Mallorca aussehen kann.
Professionelle Vorbereitung fürs Hobby
Ihr Fahrerlager konzentriert sich an Mallorcas längstem Strand in der Bucht von Alcudia. Dort herrscht an jedem Frühlingsmorgen Stimmung und Gewusel wie im Olympischen Dorf während der Spiele: Fahrrad checken, Proviant bunkern, Trinkflasche füllen, Radcomputer einstellen, noch etwas die Muskeln dehnen. Auch Hobby-Radrennfahrer schätzen die professionelle Vorbereitung im Sporthotel Playa de Muro. Die angeschlossene Radstation ist angeblich die größte der Welt. Rund 2200 Leihräder warten auf sportliche Urlauber, die meisten davon Rennräder, dazu ein paar äder und eine Handvoll Mountainbikes.
Mit dem Ex-Weltmeister Max Hürzeler on Tour
Dann beginnt die hektische Suche nach der richtigen Gruppe. Das ist nicht immer so einfach, denn meist fährt man beim ehemaligen Steher-Weltmeister Max Hürzeler, dem mit Abstand größten Radsport-Veranstalter der Insel, in sechs oder sieben verschieden schweren Levels. Die "Einsteiger" begnügen sich mit 30 bis 50 Kilometer am Tag bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 bis 18 Stundenkilometer. Die Cracks schwitzen in der Speed-Gruppe und legen stolze 100 bis 190 Kilometer zurück bei durchschnittlich mehr als 27 km/h. Wahre Racer halten dabei nur zum Pinkeln oder bei einer Panne.
Top ausgebaute Straßen auf Mallorca erhöhen Frauen-Anteil
Alle Radler schätzen die Atmosphäre, die Gruppendynamik und die tollen Strecken - auch die Frauen. Als vor mehr als 20 Jahren die ersten Radsportgruppen in Mallorca auf holprigen Straßen ihre Trainingsrunden drehten, waren das reine Männerveranstaltungen. Heute beträgt der Frauenanteil bis zu 35 Prozent - was wohl auch an den verbesserten Rahmenbedingungen liegt. "Jetzt sind auf Mallorca die Straßen sensationell. Und die Autobahn entlastet zudem die Landstraßen. Vor einigen Jahren noch waren die Radler von den Schlaglöchern kaputt und nicht von den Trainingskilometern", erklärt Max Hürzeler. "Der Radboom wird weitergehen, obwohl schon jetzt mehr als 80.000 im Jahr hierher kommen."
Radfahren nie ohne Helm, aber mal gemütlich
Deshalb wundert es nicht, dass sich die Insel inzwischen gut mit den Fahrradfahrern arrangiert. Einheimische Autofahrer und die Polizei zeigen sich meist sehr rücksichtsvoll. Nur die spanische Helmpflicht sollte nicht vernachlässigt werden. Doch längst nicht alle Radurlauber auf Mallorca wähnen sich im Massen-Trainingscamp. Es geht auch gemütlich. Der Tipp dazu lautet "Plausch- oder Capuccino-Gruppe". Nomen est omen. Der Guide wählt die Geschwindigkeit gerade so hoch, dass seine Schäflein on tour auch noch etwas Smalltalk halten können. Mindestens ein Café-Stopp ist obligatorisch. Und es darf auch mit dem etwas langsameren, aber bequemeren Tourenrad gefahren werden.
Tapas, Café con leche und Fincas laden zu Pausen ein
Hans "Silberfuchs" Bösch zählt zu den besonders erfahrenen Tourguides im Hürzeler-Team. Sein Spitzname rührt, wie sollte es anders sein, vom gelockten, schneeweißen Haupthaar her. Der Pensionär und ehemalige Schweizer Radmeister macht den Neulingen Appetit auf mehr durch eine gemütliche Tour zur Cala Sant Vincenc. Hauptsächlich auf kleinen Sträßchen vorbei an Olivenbaumreihen, grasenden Schafen, dicken schwarzen Schweinen und alten Fincas geht's ins alte Städtchen Pollenca. An der langen Treppe hinauf zum Kalvarienberg wartet ein sonniges Plätzchen zum Cafe-con-leche-Stopp. Hans stoppt lieber hier gemütlich, denn oft besetzen schon genügend andere Radler die wenigen Plätze im schnuckeligen Strandcafé an der Cala. Nach einer Runde an der kleinen Felsbucht rollt die Gruppe zu der von Palmen gesäumten Strandpromenade in Puerto Pollenca, das bedeutet Tapas-Stopp mit Meerblick. An der Bucht von Pollenca entlang führt der Radelausflug zurück zum Playa de Muro.
Auf das Rad gekommen? Am besten von September bis Mai!
Viele Teilnehmer kommen dabei wirklich erst richtig auf den Geschmack und nehmen sich für den folgenden Tag gleich eine Steigerung vor - etwa die landschaftlich sehr lohnende Berg-und-Tal-Tour zum Cap Formentor am nördlichen Ende Mallorcas. Spätestens im Mai wandelt sich aber das Bild auf der Insel: Dann werden die Radler deutlich weniger. Surfer, Segler und die Badegäste übernehmen das Regiment. Und die großen Radstationen schließen von Juni bis Anfang September zum Sommerschlaf. Die Hitze und den starken Urlauberverkehr verkraften dann nur noch die hart gesottenen Radfahrer. Vielleicht erfreut sich dann zumindest der noch relativ neue 30-km-Radweg von El Arenal nach Palmanova steigernder Beliebtheit bei den Strandurlaubern?!
Weitere Reiseinformationen:
Wichtiges und Interessantes zum Radfahren auf Mallorca: www.rad-mallorca.de, www.mallorca-radsport.de
Schnupper-Runde: Puerto Alcudia - Alcudia - Puerto Pollenca - Cala Sant Vicenc - Pollenca - Club Pollentia - Alcudia - Puerto Alcudia - Alcudia = 46 km und 180 Höhenmeter)
Restaurant-Tipp (nicht nur für Radler): Bodega D'es Port in der Teodoro Canet 8 in Puerto Alcudia. Hervorragende Tapas und authentische mallorquinische Küche in uriger Atmosphäre.
Radsport-Stationen und -Reisen: Zu den größten und bedeutendsten Anbietern auf Mallorca zählen Bicycle Holidays Max Hürzeler mit neun Stationen und mehr als 2200 Mieträdern (www.huerzeler.com) sowie Easy-Tours mit drei Stationen und mehr als 500 Mieträdern (www.easy-tours.de)
Literatur/Landkarten: Radsportkarte Mallorca im Maßstab 1:150.000 (gegen Schutzgebühr von 5 Euro in den Hürzeler-Boutiquen vor Ort), Kompass Radkartenset Mallorca, RK 3500, 1:75.000 zu 12,95 Euro, Allgemeine Reiseinfos und dazu ausgewählte Tourentipps bietet der Reiseführer "Mallorca" aus dem Michael Müller Verlag "Mallorca", 264 Seiten, 15,90 Euro.