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Chantelle Brown-Young: Mit Weißfleckenkrankheit zum Ruhm


Model mit Vitiligo-Krankheit
Die Hautsache

Als Kind wurde Chantelle Brown-Young als Kuh und Zebra beschimpft, wegen einer Krankheit ist ihre dunkle Haut mit weißen Flecken übersät. Heute ist sie als Model erfolgreich.

Aktualisiert am 16.02.2015|Lesedauer: 3 Min.
spiegel-online, Anna-Lena Roth
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Chantelle Brown-Young ist trotzig. Zehn Interviews soll sie heute geben, sie ist aus Kanada nach Spanien geflogen und hat ganz offensichtlich keine Lust mehr auf Fragen. Das Model antwortet wahlweise mit "Ja", noch lieber mit "Nein" oder einem "Darüber rede ich nicht". Es dauert zehn Minuten, bis die 20-Jährige auftaut - und dann doch noch über das spricht, was sie international bekannt gemacht hat: ihre Haut.

Chantelle Brown-Young auf der Fashion-Week in New York. Sie präsentiert die neue Kollektion der Modemarke Desigual.Vergrößern des Bildes
Chantelle Brown-Young auf der Fashion-Week in New York. Sie präsentiert die neue Kollektion der Modemarke Desigual. (Quelle: reuters)

Körperstellen ohne Farbpigmente

Brown-Young hat gerade zwei große Jobs bekommen. Sie ist Teil der aktuellen Werbekampagne der Firma Diesel. Und sie ist neue Markenbotschafterin des spanischen Modelabels Desigual. Sie löst damit das brasilianische Topmodel Adriana Lima ab. Dass Brown-Young es so weit schaffen würde, hat sie selbst am wenigsten geglaubt. "Ich? Ein Model? Mit dem, was mir gegeben wurde?"

Als Brown-Young vier Jahre alt war, entdeckte sie auf ihrem Bauch den ersten weißen Fleck. Vitiligo heißt die Hautkrankheit, die dazu führt, dass an gewissen Stellen des Körpers keine Farbpigmente mehr gebildet werden und weiße Flecken entstehen. Weltweit sind zwischen 0,5 und 2 Prozent davon betroffen. Bei Brown-Young fallen die Flecken besonders auf, weil ihre restliche Haut dunkel ist.

Heute sagt sie: "Es gibt Menschen mit schwarzer Haut und Menschen mit weißer. Ich habe beides." Ihr tue nichts weh, mit ihr sei alles in Ordnung. "Es ist nur eine Hautsache."

Das Zebra, die Kuh

Was sie inzwischen nüchtern betrachten kann - und was ihr beruflich Möglichkeiten eröffnet hat - empfand Brown-Young früher als Belastung. Sie wuchs bei Toronto auf, "in einem Ghetto", wie sie selbst sagt. In der Schule war sie das "Zebra" oder die "Kuh", die man mit einem langgezogenen "Muuuh" begrüßte. Die Flecken wurden größer, sie bildeten sich an den Händen, an den Füßen, im Gesicht. Damit nahmen auch die Hänseleien zu. Brown-Young brach die Schule ab.

"Natürlich haben mich die Sprüche getroffen", sagt sie. Und erzählt, wie sehr ihre Mutter ihr dabei geholfen habe, nicht andere bestimmen zu lassen, wie sie sich selbst sieht. "Ich hatte zwei Möglichkeiten: Klarkommen oder Kaputtgehen."

Brown-Young kam klar. Sie veröffentlichte Fotos von sich in den sozialen Netzwerken, unretuschiert, und nannte sich fortan Winnie Harlow, es ist bis heute ihr Model-Name. Als sie 16 war, wurde die kanadische Journalistin Shannon Boodram bei Facebook auf die Selfies aufmerksam. Sie drehte ein Video über den Teenager und veröffentlichte es bei YouTube. Es wurde mehr als 150.000 Mal geklickt. Brown-Young ist bis heute auch ein Social-Media-Model.

"Ich bin die Superfrau der Underdogs"

Zu Beginn ihrer Karriere lehnte es jede Modelagentur in Toronto ab, die junge Frau mit der Hautkrankheit unter Vertrag zu nehmen. Aber die Aufmerksamkeit war da. Und sie wurde riesig, als Topmodel Tyra Banks beschloss, Brown-Young in ihre Castingshow zu holen. Banks moderiert in den USA das Gegenstück zu "Germany's Next Topmodel", in der vergangenen 21. Staffel war Brown-Young dabei.

In die Kamera sagte sie Sätze wie: "Amerika sollte für mich stimmen, weil ich die Superfrau der Underdogs bin." Für ein Fotoshooting wurde sie nackt auf ein geflecktes Pferd gesetzt. Sie bekam den Stempel der kühlen Kontrollsüchtigen verpasst, flog raus, durfte wegen ihres Erfolgs bei der Social-Media-Gemeinde zurückkehren. Und schaffte es bis auf Platz sechs.

Das war 2014. Es folgten die ersten großen Jobs. Brown-Young spielte in einem Musikvideo von Eminem mit, und wurde für eine Kampagne von Desigual gebucht. Dass sie jetzt offiziell zur Markenbotschafterin der Firma ernannt wurde, sieht sie als Triumph. "Beim ersten Mal haben sie mich engagiert, weil ich anders bin. Es ging um meine Geschichte", sagt Brown-Young. "Aber jetzt steht meine Arbeit im Vordergrund. Es geht um mich als Model." So sieht sie das. Desigual sieht es so: "Wir finden, dass Definition von Schönheit sich nicht aus etwas Exotischem, Eigenartigem oder anderem zusammensetzt, sondern als etwas Wesentliches gesehen werden soll. Chantelle ist unser Maßstab für Schönheit." Brown-Young sei eine Inspiration, ein Statement und der lebende Beweis, "dass Anderssein schön ist".

Unkonventionell, nicht zu verwechseln

Tatsächlich ist Brown-Young die Verkörperung des Firmen-Images. Das Label wurde 1984 in Spanien gegründet, das Motto lautet bis heute "La vida es chula", übersetzt: Das Leben ist cool. Desigual-Entwürfe sind flippig, eine kunterbunte Mischung aus Farben und Mustern, die oft selbst auf den dritten Blick nicht recht zusammenpassen wollen. Doch all das Unkonventionelle sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert.

Die neue Kollektion des Labels, entworfen von Designer Christian Lacroix, wurde am Donnerstagabend während der New Yorker Fashion Week vorgestellt. Brown-Young durfte die Schau eröffnen, eine besondere Ehre für ein Model, sie weiß das. Sie sagt: "Das hier ist meine Primetime."

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