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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Klassische Rasur: Der James-Bond-Barbier
Wer möchte nicht mal von dem Mann rasiert werden, der bereits James Bond einen perfekten Bartschnitt verpasst hat? Wir hatten eine Audienz beim Meister-Barbier Mounir Damlkhi im Steigenberger Hotel Frankfurt. Erfahren Sie, worauf es bei klassischer Rasur wirklich ankommt und warum Sie sich dieses Erlebnis unbedingt gönnen sollten.
Eine scharfe Klinge, die bei falscher Benutzung oder einer unruhigen Hand, verletzen kann - das ist respekteinflößend. Doch Barbier Mounir Damlkhi macht seinen Job nicht erst seit gestern. Schon im Alter von sieben Jahren half er nach der Schule im väterlichen Frisörsalon im syrischen Aleppo beim Rasieren der Männer.
Präzise, ruhige Hand
“Einmal habe ich meinen Vater geschnitten, worauf er mir eine verpasst hat. Seit dem habe ich besser aufgepasst und nie wieder jemanden verletzt”, sagt Damklhi. “Die anspruchsvolle Kundschaft würde einen Fehlschnitt nicht verzeihen - und nie wieder kommen.” Sein Geheimnis ist deshalb auch seine Ruhe - oder besser: seine präzise, ruhige Hand.
Zu seinen Kunden gehört immerhin Daniel Craig alias James Bond, erzählt Damlkhi, der in “Skyfall” ja auch auf klassische Rasur setzt und sich vom Bond-Girl Naomi Harris vertrauensvoll das Messer >>
an die Kehle legen lässt. Damlkhi nutzt unter anderem eine 60jährige Klinge, die noch von seinem Vater stammt. Eine weitere besondere Klinge liegt im Safe des Steigenberger Hotels - für stolze 30.000 Euro, aus Platin und nur für den Verkauf gedacht, so der 39-jährige Vater von zwei Kindern.
Es geht aber auch günstiger: “Gute Klingen gibt es für 200 Euro“, erzählt der Meister. Das Messer, das mir den Gentleman-Look in Bond-Manier verpassen soll, kommt von dem Hersteller Hommage und kostet rund 700 Euro.
Messerscharfe Klinge
Das Ambiente des "Hommage Gentlemen Barber" von Mounir Damlkhi im Steigenberger Hotel Frankfurt ist dem Geheimagenten Ihrer Majestät würdig: Die Räumlichkeiten sind im Stil der 20er Jahre gehalten. Vier lederne Rasur-Fauteuils - wie früher noch mit Aschenbechern in den Armlehnen - stehen vor großen Frisörspiegeln. >>
Bei entspannter Lounge-Musik lebt hier eine Jahrhunderte alte Tradition neu auf, die mit Einführung des Elektrorasierers - zumindest in unseren Breitengraden - an Bedeutung verloren hat. In Damlkhis Heimat Syrien steht der regelmäßige Gang zum Barbier noch auf der Tagesordnung.
Die klassische Rasur - Vorbereitung
Bevor der Meister an die Arbeit geht, krempelt er nur noch vorsichtig sein Hemd hoch, um seinen feinen Zwirn nicht zu verschmutzen: Eine heiße Gesichts-Kompresse soll die Poren öffnen und die Haut beruhigen. Das sei äußerst wichtig, erklärt er - “genauso wie die kalte Kompresse zum Beruhigen der Haut nach dem Entfernen der Barthaare”, ergänzt Damlkhi.
Nun folgt ein Peeling, dass er mit sanften Bewegungen auf der Haut einmassiert und schließlich mit einem Handtuch entfernt. Danach geht es ans Einschäumen, für das ausreichend Zeit eingeplant werden sollte: “Nur wer den Bart mit dem Pinsel und warmen Wasser ausreichend behandelt, wird eine Rasur ohne Schmerzen haben. Denn die Haare müssen vor der Rasur weich werden.” Der Pinsel besteht aus hochwertigem Dachshaar: Die weichen Haare des Pinsels streicheln dabei sanft die Haut. >>
Es folgt die Rasur: Das Messer wird vor jedem Einsatz an einem so genannten Streichriemen, ein mit Leder überzogener Holzbalken, geschärft. “Hiermit könnte man problemlos fast alles ohne viel Druck durchtrennen“, erklärt Damlkhi mit der messerscharfen Klinge in der Hand.
Die Rasur
Mit der Ruhe eines Zen-Mönches lässt der Meister-Barbier die 700-Euro-Klinge über meine Haut gleiten. Für die Rasur spannt er mit den Fingern der linken Hand die Haut an der Stelle, an der er auch rasiert. Auf dem Hals schneidet er von unten nach oben, auf den Wangen in umgekehrter Richtung. >>
Nun richtet er seine Aufmerksamkeit auf die Stellen, an denen Wirbel die Haare in unterschiedliche Richtungen wachsen lassen. "Jetzt kommt der schwierigste Teil: das Schneiden der Konturen des Rundbartes”, erklärt der Meister, nachdem er zum wiederholten Mal den Schaum auf seinem Handrücken abgestreift hat. Mit akribischer Genauigkeit schneidet er den Bart in die gewünschte Form - schließlich könnte ein falscher Schnitt das Werk ruinieren - doch alles geht gut. Dann der Blick in den Spiegel: Der Bart ist akkurat und sauber geschnitten.
Ein paar überschüssige Haare rund um Augenbrauen und Wangenknochen entfernt Damlkhi dann noch mit der uralten, aber effektiven Fadentechnik: Gekonnt windet er dafür einen Faden um seine beiden Hände und setzt ihn am Gesicht an, um die störenden Haare zu umschlingen und dann mit einem festen Zug samt Wurzel rauszureißen - klingt brutal, ist es aber nicht: ein kurzes Zwicken, mehr nicht. Nach der Rasur folgt noch ein wenig Pflege: eine kalte Kompresse, eine Augencreme und schließlich noch eine beruhigende Gesichtscreme - fertig.
Bekommt jeder den Gentleman-Look auch zuhause hin?
“Mann kann sich auch selbst klassisch rasieren - so wie James Bond in Skyfall”, sagt der Meister. Jedoch sei das sehr schwer. Auch müsse man in Kauf nehmen, sich das ein oder andere Mal zu schneiden. “Es lohnt sich aber", ergänzt Damlkhi. Schließlich sei die klassische Rasur viel besser als die Haarentfernung mit modernen Nass- und Elektrorasierern. “Sie ist gründlicher und geht teilweise sogar bis an die Haarwurzeln.”
Diverse Stammgäste geben Damlkhi - der mehrere Sprachen spricht - recht: Viele seiner Kunden aus der Region Frankfurt lassen sich wöchentlich von ihm rasieren. “Ein Kunde kommt sogar regelmäßig aus Moskau zu mir in den Salon", so Damlkhi. Und James Bond höchstpersönlich hatte sich ja auch schon 50 Minuten Zeit bei ihm für eine klassischen Rasur genommen - Zeit, die auch Sie sich hin und wieder gönnen sollten. Denn eine klassische Rasur lässt Sie nicht nur perfekt aussehen, sie dient auch der intensiven Entspannung in angenehmer Atmosphäre.