Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mode & Beauty Nichts für Weicheier
In der US-Serie "Spartacus: Blood and Sand" fließt das Blut literweise, die Kampfhandlungen sind verbrämt mit viel Erotik. Was nach tumber Gewaltorgie klingt, überzeugt als perfektes Erwachsenen-Entertainment. Den deutschen TV-Zuschauern enthält ProSieben aber einiges vor.
"Töte sie alle", gibt die schöne Sura ihrem Mann noch mit auf den Weg, bevor der thrakische Krieger aufbricht, um zusammen mit dem ungeliebten Römern eine Barbarenhorde aufzuhalten. Der Gatte hält sich daran. Zunächst auf dem Schlachtfeld, dann in einer Arena in der römischen Provinz. Denn dort landet der wackere Kämpfer, weil der Bündnispartner eben einfach nicht vertrauenswürdig ist. Zuvor muss er allerdings noch ansehen, wie sein Heimatdorf niedergebrannt und seine Ehefrau versklavt wird.
Auch in der Arena zeigen sich die Römer eher unsportlich: Gleich vier Gladiatoren sollen den namenlosen Krieger niedermetzeln. Doch der drahtige Kerl dreht im wahrsten Sinne den Spieß um und richtet ein Blutbad an. Sehr zur Begeisterung des Publikums, dass ihm prompt einen Künstlernamen verpasst: Spartacus.
"Spartacus: Blood and Sand" ist purem Kalkül entsprungen. Der US-Kabelsender Starz wollte vor zwei Jahren endlich zu den Konkurrenten HBO, AMC und FX aufschließen und gab eine Serie in Auftrag, die laut Eigenwerbung die "mutigste Show im Fernsehen" sein sollte. >>
Das Maß für Mut definierten die Macher über die Anzahl von Hektolitern an vergossenem Sperma und Blut. Sex, Gewalt, Sex, Gewalt und noch ein bisschen mehr davon - fertig ist der Blutporno zur besten Sendezeit. Als prominenter Produzent wurde unter anderen Sam Raimi ("Tanz der Teufel", "Spider-Man") verpflichtet, die weibliche Hauptrolle übernahm "Xena"-Darstellerin Lucy Lawless, feuchter Traum aller Fantasy-Freunde.
Bei den Kampfszenen gingen die Macher gnadenlos vor: Sie kupferten bei modernen Sandalen-Klassiern wie "300" und "Gladiator" ab. Das Abhacken von Händen, Beinen und anderen Körperteilen, das Durchschneiden von Kehlen und die gelegentliche Enthauptung ist meist in Zeitlupe zu bestaunen - wunderschön inszeniert vor malerischen Hintergründen aus dem Computer.
In Sachen Sex geht's ähnlich deutlich zu. Wunderschöne Frauen paaren sich mit Männern, die muskulös sind und mit Frauen, die wunderschön sind - oder beides. >>
Die Männer erfreuen sich natürlich auch untereinander. Und selbst die in den USA verpönte "frontal nudity" ist hier kein Tabu - sehr zur Freude der "Xena"-Fanboys, denn auch Frau Lawless rutscht ihr Gewand bis auf die Knöchel.
Zu brutal für das deutsche Fernsehen
Für ProSieben, das die Serie in der deutschen Free-Premiere zeigt, ist so viel Mut allerdings ein Problem. Der TV-Sender ging in einigen Folgen mit der Schere ans Werk und schnitt allzu saftige Sequenzen hinaus, um "Spartacus" vor 23 Uhr ausstrahlen zu dürfen. So wurden die Kampfszenen in der Pilotfolge um knappe 60 Sekunden gekürzt. Das Abhacken wirkt daher bisweilen ein wenig abgehackt.
Damit das Gemetzel nicht komplett verstümmelt werden muss, läuft "Spartacus: Blood and Sand" bei Pro Sieben stets als Doppelfolge. Sprich: die zweite Episode startet jeweils nach 23 Uhr, wenn allzu zarte und junge Gemüter bekanntlich bereits im Bett liegen und schlafen.
Die Nächte werden dieses Jahr also bereits Ende April wieder länger - weil sich das Wachbleiben lohnt. Denn "Spartacus: Blood and Sand" ist kein tumber Trash, sondern handwerklich sehr gut gemachtes Erwachsenen-Entertainment. Die Story des Sklaven, der in der Arena erst zum Helden und dann zum Rächer reift, wird fesselnd und abwechslungsreich erzählt, die Actionsequenzen sähen selbst auf der großen Leinwand gut aus.
Gleiches gilt für die Darsteller, die an dieser opulenten Orgie beteiligt sind. Neben Lawless glänzen zum Beispiel der Schotte John Hannah ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall") als ehrgeiziger Besitzer eines Gladiatorenstalls und Peter Mensah, der bereits als Überbringer schlechter Nachrichten in "300" einen denkwürdigen Auftritt hatte. Allen voran überzeugt allerdings der charismatische Hauptdarsteller Andy Whitfield, dem dank seines "Spartacus"-Engagements wohl eine sehr ordentliche Schauspielkarriere bevorgestanden hätte. >>
Nach Abschluss der Dreharbeiten erkrankte der Australier jedoch an Krebs - und verstarb im September 2011 im Alter von 39 Jahren. "Spartacus" lebt dennoch weiter - nach einem Prequel, dass Starz bereits während der Krankheit von Whitfield ohne ihren Helden produzierte, lief jüngst in den USA die offizielle zweite Staffel mit neuer Besetzung, eine dritte wurde bereits in Auftrag gegeben. Sex und Gewalt - und kein Ende ist abzusehen.