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Herrenschuhe: Maßschuhe


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Herrenschuhe: Das Maß macht's

Herrenschuhe gibt es viele, doch nur einer ist wirklich einzigartig: der Maßschuh. Angefertigt nach den Wünschen des Trägers und in Sachen Qualität jedem Industrieprodukt überlegen, schrecken dennoch viele vor dem zunächst hoch wirkenden Preis zurück. Dabei ist der richtige Schuh nicht nur komfortabler, sondern auch langlebiger. wanted.de hat mit Schuhmachermeister Jörg Koch darüber gesprochen, worauf es ankommt. In der Foto-Show zeigen wir außerdem, was in jedes Schuhregal gehört.

12.03.2012|Lesedauer: 4 Min.
Volker Bonacker
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Betritt man Kochs Ladengeschäft im Frankfurter Nordend, brüllt es einem förmlich "Handwerk" entgegen. In den Regalen nebst angrenzender Werkstatt stapeln sich die verschiedenen Leisten mit angeklebten Namensschildchen, Lederstücke hängen sauber angebracht neben diversen von Koch gefertigten Schuhen, Schuhcreme stapelt sich neben der Kasse.

Kunden wollen Geld sparen

Ein krasser Gegensatz zur nüchternen Atmosphäre im herkömmlichen Schuhgeschäft, wo die Ware eng gedrängt im Regal auf Käufer wartet. "Die Kunden kommen zu mir, weil sie nicht zufrieden sind mit dem, was es dort zu kaufen gibt", erklärt Koch. "Oder weil sie durchgerechnet haben, dass die längere Haltbarkeit eines handgemachten Schuhs letztlich Geld spart." >>

Maßschuhe von Jörg Koch.Vergrößern des Bildes
Maßschuhe von Jörg Koch. (Quelle: vb)

Denn Industrieschuhe sind nicht nur schnell durchgetreten, sondern auch meist nicht auf Langlebigkeit hergestellt. Woran der Käufer im Laden den schlechten vom guten Schuh unterscheiden kann? Lediglich an kleinen Details, führt Koch aus.

Etwa daran, ob Kunststoffteile verwendet werden, was man herausfindet, in dem man die Schuhkappe eindrückt.

Schwer zu unterscheiden

Oder von welcher Beschaffenheit das Leder ist, ob es robust wirkt oder billig. Abseits davon finden sich für das ungeschulte Auge jedoch kaum Möglichkeiten, Klasse von Masse zu unterscheiden. Kochs Schuhen dagegen sieht man ihre Qualität auf den ersten Blick an. >>

Drei Wochen braucht er, um ein Paar davon fertigzustellen, die Auftragsbücher sind die nächsten vier Monate über im Voraus voll. Und das, obwohl laut Koch ein üppig gefülltes Schuhregal gar nicht nötig ist. "Abhängig vom Geschmack reichen eigentlich drei Paar Schuhe", so der Meister.

Verwendung sollte klar sein

Was allerdings voraussetzt, dass man sich vor dem Kauf Gedanken über den geplanten Einsatzzweck macht: "Viele denken, ein Budapester wär ein eleganter Schuh, dabei ist es ein sportlicher Schuh. Wenn ich etwas elegantes will, brauche ich einen Smokingschuh." Glatte Schuhe ohne Verzierungen – bekannt als "Plain" – sind generell eleganter. Eine Lederkappe mit Lochverzierungen als Aufsatz auf der Schuhspitze ist bei einem Schuh im Grunde genommen nicht nötig und lediglich ein optisches Extra, wie Koch versichert.

"Wirkliche Klassiker gibt es wenige, das sind eine Handvoll Schnitte und Leistenformen, das war es dann", so Koch weiter. Tatsächlich gehen die meisten Variationen des am häufigsten gefragten Modelles - dem Halbschuh - auf ein im Grunde recht einfaches Modell zurück, das zwischen Schlupfschuhen wie dem Mokassin und Schnürschuhen wie Oxford, Derby oder Budapester unterscheidet. Die meisten Kunden von Koch greifen zu einem Schuh mit spitzer oder Carré-Form. Wer einen breiten Fuß hat, ist mit letzterer besser beraten, da sie den Schuh schlanker erscheinen lässt.

Wünsche werden mit Kunden geklärt

Ein weiterer Vorteil der Maßarbeit: Koch bespricht vor der Fertigung die Wünsche und Vorstellungen mit den Kunden, gibt Empfehlungen ab und fertigt erst anschließend. Bedeutend sind dabei Material und Aufbau des Schuhs: "Boxcalf ist das eleganteste Leder für normale Schuhe", so Koch. "Der handwerkliche Schuh ist der eingestochene, der ist wirklich genäht und hat eine doppelte Sohle, also eine, die aus dem gleichen Material ist wie die Brandsohle." >>

Diese Schritte des Fertigungsprozess übernimmt er selbst, das Obermaterial lässt er anfertigen, da man hierfür weitere Maschinen benötigt. Ebenso wichtig wie eine hochwertige Fertigung ist die Pflege des fertigen Produkts. Da Schuhe heute als Massenware gelten und sich oft dutzendfach im heimischen Regal finden, wird das oft vergessen. Dabei ist die richtige Pflege alles andere als zeitraubend oder kompliziert: "Man muss den Schuh nur eincremen, das geht ganz einfach", sagt Koch. Etwa mit Palmen-Wachsschuhcreme, die es für wenig Geld zu kaufen gibt.

So erhält man durchaus ein Leben lang einen Schuh, der nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Fußklima und Tragekomfort nicht zum Standard gehört. Eine Investition, die lohnt, weshalb der typische Kunde von Koch durchaus auch dem Mittelstand entstammt oder vorab auf einen guten Schuh gespart hat. Den er übrigens im Vergleich noch immer recht preiswert bekommt: "Anderswo kosten Maßschuhe schnell 1000 Euro und mehr, ich bin da verhältnismäßig günstig", so Koch. Er selbst besitzt übrigens nur wenige Paar Schuhe, schließlich kennt er den Aufwand der nötig ist, um einen zu fertigen.

Maßschuhe erst einlaufen

Ist der Schuh nach Maßnehmen und Absprache dann fertig, wundern sich viele zunächst über das neuartige Tragegefühl. Denn Maßschuhe wollen erst einmal eingelaufen werden, schließlich passen sie sich dem Fuß des Trägers an – und nicht wie beim Industrieschuh umgekehrt. "Wenn es anfangs ein wenig drückt, muss man ihn nur einlaufen. Ich empfehle daher den Kunden, den Schuh vier Wochen täglich zu tragen, auch um ein Gefühl dafür zu bekommen", erklärt Koch. Eine kleine Ironie zum Schluss: "Wenn man ihn das erste Mal trägt hat man oft das Gefühl, er sei zu klein und fühlt sich eingeengt. Hat man ihn aber eingelaufen und wechselt dann auf einen normalen Schuh, hat man das Gefühl, der sei viel zu groß."

Sehen Sie in unserer Foto-Show welche Modelle Sie im Schrank haben sollten.

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