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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Haare färben Gefährliche Allergien durch Haarefärben
Mal Blond, mal Braun, bald wieder Rot - Etwa jeder siebte Deutsche färbt oder blondiert sich die Haare. Das geschieht unter massivem Einsatz von chemischen, teils hochaggressiven Stoffen. Diese können Ekzeme und lebensbedrohliche Allergien auslösen, einige Stoffe stehen sogar in Verdacht Blasenkrebs zu verursachen. Wir klären, wie gefährlich Haarefärben wirklich ist und worauf Sie achten sollten.
Ammoniak bewirkt basische Veränderung der Haut
Gesundheitlich bedenklich sind die sogenannte Oxidationsfärbemittel, die zur dauerhaften Färbung der Haare verwendet werden. Sie bestehen aus zwei Komponenten - Ammoniak und einer Farbstoff-Vorstufe sowie Wasserstoffperoxid - die kurz vor der Anwendung vermischt werden. Das Ammoniak lässt das Haar aufquellen, so dass die Farbe besser eindringen und nicht mehr ausgewaschen werden kann. Das bewirkt eine Alkalisierung, also eine starke basische Veränderung der Haut. "Dadurch wird die Kopfhaut auch durchlässiger für andere Schadstoffe," erklärt Doktor Martin Miehe, Hautarzt in Berlin. Zwei chemische Stoffe sind besonders besorgniserregend: p-Phenylendiamin (PPD) und p-Toluylendiamin (PTD). Beide Stoffe können eine Kontaktallergie auslösen. "PPD sollte mittlerweile eigentlich nicht mehr in Haarfärbemitteln verwendet werden," sagt Miehe. Das Problem ist, dass der Erstkontakt nicht beim Haarefärben stattfinden muss. PPD steckt auch in Textilfarben oder etwa in Henna-Tattoos. Laut Miehe ist etwa ein Drittel der Bevölkerung gegen PPD sensibilisiert. Und wer gegen PPD sensibilisiert ist, reagiert auch auf den Ersatzstoff PTD.
Akute Gefahr durch Allergien
"Eine akute Gefahr sind schwere allergische Reaktionen, bei denen das Gesicht anschwellen und sich schmerzhaft entzünden kann. Schlimmstenfalls kommt es zu lebensbedrohlichen allergischen Schocks," warnt der Dermatologe. "Solche heftigen Reaktionen sind zwar die Ausnahme, aber sie sollten nicht unterschätzt werden," ergänzt er. Es kann aber auch erst zwei Tage später zu Reaktionen wie Juckreiz und starken Ekzemen und Ausschlägen am ganzen Körper kommen. In der Regel verursachen dunkle Farben häufiger Allergien, als helle Farben bzw. Blondierungen. Bei diesen wird allerdings Peroxid verwendet, das zu Hautirritationen führen kann. Zumindest was das Blasenkrebs-Risiko angeht, kann der Experte Entwarnung geben. "Die heutzutage verwendeten Haarfarben sind nicht krebserzeugend. Vor 20 Jahren gab es eine große Debatte zu dem Thema, in deren Folge die umstrittenen Substanzen vom Markt genommen wurden," sagt Miehe. Das größte Problem stellt also das Allergierisiko dar.
Warnhinweise auf Verpackung beachten
Seit Ende 2011 sind Hersteller und Vertreiber entsprechender Haarfärbeprodukte verpflichtet, bestimmte Inhaltsstoffe zu deklarieren und Warnhinweise auf die Verpackung zu schreiben. Es ist also ratsam, die Verpackungshinweise genau zu studieren um das persönliche Risiko einzuschätzen. "Wer schon Allergien hat, zum Beispiel auf Nickel oder auf Duftstoffe, sollte auf das Färben lieber verzichten," rät Miehe. Aber auch eine vermeintlich schonendere, weil ammoniakfreie, Tönung kann Allergien auslösen. Auch wenn die Alkalisierung der Haut wegfällt. "Vor allem Jugendliche sollten bei Haarfärbemitteln vorsichtig sein, da bei Ihnen das Sensibilisierungsrisiko größer ist," warnt der Arzt. "Schwangeren und stillenden Müttern rate ich grundsätzlich vom Haarefärben ab."
Kontaktallergien können sich jederzeit entwickeln
Auch für diejenigen, die sich seit Jahren problemlos die Haare färben, besteht ein Allergierisiko. "Kontaktallergien können sich jederzeit im Laufe des Lebens entwickeln," sagt Miehe. Er rät, sich die Haare professionell färben zu lassen. Der Frisör sorgt dafür, dass wesentlich weniger Farbstoff mit der Kopfhaut in Berührung kommt, als zu Hause beim Selberfärben. Das verringert die Sensibilisierungsgefahr. Wer dennoch selbst zu Hause färben möchte, sollte Folgendes beachten: Bei empfindlicher oder gereizter Kopfhaut besser aufs Färben verzichten. Tragen Sie fettige Hautcreme auf, damit die Gesichtshaut nicht mit gefärbt wird. Verzichten Sie vor dem Färben auf die Haarwäsche, so wird die Kopfhaut durch die natürliche Fett- und Schuppenschicht geschützt. Achten Sie darauf, dass die Kopfhaut möglichst wenig mit dem Färbemittel in Kontakt kommt. Tragen Sie immer Handschuhe und überschreiten Sie keineswegs die Einwirkzeit. "Wer unsicher ist, kann vorher vorsichtshalber einen Hautarzt zu Rate ziehen," rät Miehe. Dennoch möchte er das Haarefärben nicht verteufeln. "Ich halte es nicht für überproblematisch. Es gibt eben gewisse Risiken, die man kennen und für sich selbst richtig einschätzen sollte."