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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hautalterung Kollagen für eine jüngere Haut: Was können die Mittel leisten?
Mit fortschreitendem Alter wird das Bindegewebe schwächer und verliert an Elastizität. Kollagenprodukte sollen diesem Prozess entgegenwirken.
Im Alter büßt die Haut an Spannkraft ein. Kollagenprodukte, erhältlich unter anderem in Pulver- und Kapselform, sollen dem entgegenwirken und das Erscheinungsbild der Haut verjüngen. Doch was können Kollagenprodukte wirklich – und was sind leere Versprechungen?
Was ist Kollagen?
Kollagen gehört zu den Eiweißen (Proteinen) im Körper. Proteine übernehmen vielfältige Aufgaben. Sie dienen unter anderem als Gerüst- und Strukturgeber. So gewährleistet das Eiweiß Kollagen unter anderem, dass die Haut straff und elastisch ist, es verleiht Muskeln ihre Struktur und gibt Knochen, Gelenken und Sehnen Halt. Kollagen macht etwa ein Viertel der Gesamtproteinmenge im menschlichen Organismus aus und ist der wichtigste Faserbestandteil von Haut, Knochen, Sehnen, Knorpeln, Blutgefäßen und Zähnen. Nimmt die Kollagenproduktion mit dem Alter ab, zeigt sich das unter anderem an der Haut. Sie bekommt Linien und Fältchen und wirkt schlaffer und müder.
"Die Hautalterung setzt recht früh ein. Bereits mit Mitte 20 wird sie trockener und erste feine Linien sind erkennbar. Mit Mitte 30 nimmt die Elastizität des Bindegewebes ab. Die Haut verliert an Elastizität und die Fältchen werden tiefer. Je älter wir werden, desto stärker wird die Faltenbildung, da der Feuchtigkeitsgehalt, die Durchblutung und die Talgproduktion nachlassen und die verminderte Kollagenbildung die Spannkraft der Haut herabsetzt", sagt Dr. Uta Schlossberger, Dermatologin aus Köln.
Kollagen gegen Falten: Funktioniert das?
Kollagenpräparate sollen die Lösung sein – versprechen zumindest deren Hersteller. Sie sollen die Haut verjüngen, die Haut frischer und straffer erscheinen lassen und der Faltenbildung entgegenwirken. Erhältlich sind Kollagenprodukte als Kapseln, Pulver und Trinkampullen zum Einnehmen. Auch vielen Cremes ist Kollagen zugesetzt. Anti-Aging-Cremes mit Kollagen gegen Falten: Kann man Falten einfach wegcremen? Die Dermatologin lässt den Traum zerplatzen.
"Die Idee hinter Kollagen-Cremes ist, die obere Hautschicht, die Epidermis, mit dem Protein zu versorgen und so das Hautbild zu verbessern. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht. Die Verbesserung, die viele feststellen, liegt schlichtweg daran, dass die Haut durch die Creme mit Fett und Feuchtigkeit versorgt ist, was Trockenheit vermindert und kleine Linien aufpolstert.
Die Haut erscheint frischer und glatter. Das funktioniert aber nur bei Trockenheitsfältchen. Tiefe Falten können Sie nicht wegcremen, auch nicht mit Kollagen", sagt Schlossberger. "Wenn Sie allerdings ein Produkt gefunden haben, mit dem Sie sich wohlfühlen, spricht nichts gegen die Verwendung – ob mit oder ohne Kollagen."
Zur Person
Dr. Uta Schlossberger ist Hautärztin mit eigener Praxis in Köln. Neben der Dermatologie und Venerologie gehören die Bereiche Allergologie, Lasermedizin, Ästhetische Dermatologie und Anti-Aging zu den Schwerpunkten der Fachärztin.
Kollagen zum Trinken: Hautalterung vorbeugen?
Hersteller von Kollagen-Pulvern, -Kapseln und -Trinkampullen argumentieren, dass durch das Einnehmen das Kollagen vom Körper besser verwertet werden könne und dahin gelange, wo es gebraucht wird – also auch in tiefere Hautschichten. Doch das Kollagen, das häufig aus Schlachtabfällen wie Hühnerhaut und Schweineschwarte gewonnen ist, wird nicht direkt in Haut, Muskeln und Gelenke eingebaut – einfach, weil der Körper es in seine einzelnen Bausteine zerlegt.
"Das Kollagen wird vom Körper in Glycin, Prolin und Hydroxyprolin zersetzt. Was davon dann tatsächlich in der Haut ankommt und ob das eine glättende und verjüngende Wirkung hat, ist nicht abschließend nachgewiesen", sagt Schlossberger.
"Das ist ein bedeutender Punkt: Kollagen wird als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Die Hersteller müssen eine Wirkung nicht in Studien nachweisen. Aussagekräftige Belege fehlen bislang. Da können Sie mit einem guten Sonnenschutz, dem Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie einer gesunden Ernährung nachweislich mehr für ein straffes und junges Hautbild tun."
Ergebnis der Stiftung Warentest: "keine Wirkung"
Die Stiftung Warentest hatte im November 2022 Trinkampullen getestet. Das Ergebnis der Warentester ist ebenfalls ernüchternd. Die 15 Trinkampullen im Test konnten nicht überzeugen: Ein Anti-Aging-Nutzen sei nicht belegt. Die Trink-Kuren würden vor allem ins Geld gehen. Auch "Klartext Nahrungsergänzung", ein Angebot der Verbraucherzentrale, äußert sich kritisch: Eine Wirksamkeit von Kollagenprodukten sei nicht belegt.
Über Nahrungsergänzungsmittel lasse sich die Hautalterung nicht aufhalten. Ein Risiko würden allerdings mögliche Allergien und Unverträglichkeiten darstellen, so das Fazit der Verbraucherschützer.
"Mit einem gesunden Einkauf können Sie viel für Ihre Haut tun. Wichtig für die Haut sind unter anderem Biotin, das in Eiern, Haferflocken und Sonnenblumenkernen enthalten ist. Hülsenfrüchte sind reich an Mangan. Vollkornprodukte liefern reichlich Zink. Obst und Gemüse versorgen die Haut mit Vitamin C und sekundären Pflanzenstoffen.
Selen ist unter anderem in Fisch, Kartoffeln und Linsen enthalten", erklärt Schlossberger – und hat für Neugierige nach einen abschließenden Tipp: "Wer dennoch Kollagenpräparate zu sich nehmen möchte, sollte die Verzehrempfehlung der Hersteller nicht überschreiten und mit einer kleinen Menge anfangen, um die Verträglichkeit zu testen. Über die Langzeitwirkung der Produkte sowie mögliche Risiken von Überdosierungen ist bislang noch nichts bekannt."
- klartext-nahrungsergänzung.de: "Kollagendrinks für die Schönheit – Beauty aus der Büchse?" Online-Information von Klartext Nahrungsergänzung, einem Angebot der Verbraucherzentrale. (Stand: 19. Oktober 2022)
- test.de: "Sich schön trinken? Teure Ampullen sind nicht die Lösung". Online-Information der Stiftung Warentest. (Stand: 19. Oktober 2022)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Haut?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 23. Februar 2022)
- Hartmut Fröleke, Ute Fehnker, Kathrin Sebastian: "Einführung in die Ernährungslehre". 14. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2018. Neuer Umschau Buchverlag.
- doccheck.com: "Kollagen". Online-Information von DocCheck Flexikon. (Stand: 14. März 2022)