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Lustlosigkeit im Bett: Wege aus der Sexflaute für Frauen und Männer


Drei Paare berichten
"So haben wir den Weg aus der Sexflaute gefunden"

Fast jedes Paar kennt die typischen Lustkiller: Arbeitsstress, Familie und Alltagsroutine verbannen die Leidenschaft aus vielen Schlafzimmern – oft dauerhaft. Was also tun gegen die Sexflaute? Drei Paare haben ihr Geheimnis verraten.

Aktualisiert am 27.06.2016|Lesedauer: 4 Min.
Ann-Kathrin Landzettel
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Die Ursachen für eine Sexflaute sind vielfältig, denn auf jede Beziehung wirken andere Einflussgrößen. Familiengründung, Stress auf der Arbeit und Alltagsprobleme zählen dabei zu den häufigen Lustkillern. Zudem lässt mit den Jahren die Lust auf den Partner automatisch nach.

Fantasie ist bei Sexproblemen kein Allheilmittel. Die Partner sollten aber über ihre Wünsche sprechen.Vergrößern des Bildes
Fantasie ist bei Sexproblemen kein Allheilmittel. Die Partner sollten aber über ihre Wünsche sprechen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

"Der Kopf ist das steuernde Sexualorgan"

"Unser Kopf ist das steuernde Sexualorgan", erklärt Beziehungsexperte und Buchautor Eric Hegmann. Das Gehirn erzeuge die Bilder, die wir aufregend finden. Vertrautheit sei jedoch ein Gegenspieler von Begehren. "Das Unbekannte, das 'Was wäre möglich' zieht uns sexuell mehr an, so Hegmann. "Daher braucht es für eine ausgewogene Beziehung die Mischung aus Vertrautem und Neuem."

Sex zum Hobby machen

Am besten steuern Paare der Sexflaute also entgegen, wenn sie kreativ werden und neuen Ideen Platz in ihrem Sexualleben einräumen. "Pflegen Sie Sex als gemeinsames Hobby. Haben Sie Spaß dabei, investieren Sie Zeit dafür. Es ist günstiger als Golf und deutlich verbindender", lautet der Rat des Paarberaters.

Peitsche sorgt für das gewisse Etwas

Wie wichtig Abwechslung ist, weiß auch Karin*: "Als mein Freund und ich frisch zusammengekommen sind, hatten wir ständig und überall Sex. Doch mit den Jahren schlich sich Langeweile ein. Wir haben mehr über schmutzige Wäsche und übervolle Mülleimer gesprochen, als über unsere Bedürfnisse. Sex hatten wir nur noch selten, waren mehr wie Bruder und Schwester", erinnert sie sich. Nach einem handfesten Streit setzte sich das Paar endlich zusammen und redete.

"Wir haben viel über unsere Wünsche und Fantasien gesprochen und festgestellt, dass wir beide uns nach Abwechslung und Aufregung sehnten. Da habe ich mich endlich getraut und ihm meine dunkleren Wünsche verraten", erzählt sie. Zu ihrer Überraschung stand ihr Freund diesen Experimenten offen gegenüber. "Wir haben viel ausprobiert und plötzlich war die alte Lust wieder da. Auf Peitschen, Klammern und Fesselspiele wollen wir seitdem nicht mehr verzichten."

Zu hohe Erwartungen führen zu Leistungsdruck

Laut Hegmann profitieren die meisten Paare davon, die Komfortzone des Bekannten zu verlassen und Neues auszuprobieren. Variationen von dominantem und devotem Verhalten seien dabei nur eine mögliche Spielart. "Wichtig ist, dass der Wunsch nach dem neuen Kick nicht allein durch die Medien motiviert ist und als Ziel den perfekten Sex und den noch besseren Höhepunkt hat. Denn zu hohe Erwartungen führen leicht zu Leistungsdruck – und der macht nicht glücklich", betont er.

Erotische Massagen schaffen Nähe und Lust

Auch bei Marc* und Claudia* hielt die Sexflaute irgendwann Einzug. "Es war alles perfekt zwischen uns, bis auf den Sex. Der kam viel zu kurz", erzählt Marc. "Ich hatte öfter Lust als sie und sie hat mich oft abgewimmelt. Das war frustrierend." Eine Zeitlang versucht er über Pornos seine Lust zu befriedigen. Doch das war auch keine Lösung. "Ich wollte meine Lust ja mit meiner Frau teilen und nicht still in einem Kämmerlein sitzen. Und eine Affäre kam für mich nicht in Frage."

Da Marc wusste, dass Karin Massagen mag, versuchte er es irgendwann mit einer Offensive: "Ich habe online ein Buch über erotische Massagen bestellt und es beim Abendessen einfach auf den Tisch gelegt. Claudia hat sich fast an ihrem Bissen verschluckt", erinnert sich Marc und lacht. Zuerst herrschte Stille, dann begannen beide in dem Buch zu blättern und sich ganz zwanglos über die Techniken zu unterhalten. Die Neugier wuchs und das Paar probierte Stück für Stück die verschiedenen Varianten aus. Und mit der körperlichen Nähe und der Zärtlichkeit kam schließlich auch die Lust zurück. "Wir nehmen uns seitdem regelmäßig Auszeiten für uns und die Massagen. Und selbst wenn auf die Berührungen mal kein Sex folgt, weil wir beide zu erschöpft sind, ist es total schön", sagt Claudia.

Nur wer sich geschätzt fühlt, hat Lust auf Sex

Eine gute Einstellung, findet Hegmann. "Vergessen Sie den Leistungsdruck von höher, besser, weiter, tiefer. Damit werden Schlagzeilen verkauft, aber keine echte Befriedigung. Denn Lust entsteht nicht unter selbst gemachtem Stress", betont der Paarexperte. "Bestätigen Sie sich auch gegenseitig durch Achtsamkeit, Lob und Komplimente. Denn wer sich nicht geschätzt und anerkannt fühlt, hat keine Lust auf Sex", rät der Beziehungscoach.

Sex an verbotenen Orten: "Man darf sich nicht erwischen lassen"

Etwas mutiger als Marc und Claudia sind Tanja* und ihr Mann. Die beiden reizt vor allem der Sex außerhalb ihrer Wohnung. "Im Bett kam bei uns irgendwann einfach keine rechte Stimmung mehr auf", erinnert sie sich. "Eines Nachts nach einer Party habe ich meinen Mann spontan in einem kleinen Park verführt. Das hat uns beide dermaßen angetörnt, dass wir mehr davon wollten." Seitdem probieren die beide immer wieder Sex an neuen Orte aus.

"Für unser Liebesleben ist das der absolute Kick. Man darf nur nicht erwischt werden, sonst wird es unangenehm. Daher sind wir meist unterwegs, wenn es dunkel ist", verrät sie. Auf die Frage, ob sie denn schon erwischt wurden, lacht sie und sagt: "Die Gefahr, erwischt zu werden, macht zwar den Reiz beim Sex aus. Passiert das dann aber wirklich, ist das einfach nur peinlich."

Gute Planung ist alles

Und nicht nur das. Der Grat zwischen dem Reiz des Verbotenen und Erregung öffentlichen Ärgernisses ist schmal. Hegmann rät Paaren daher, Verbote zu beachten. "Dennoch muss Sex nicht nur zuhause passieren. Gut ist, vorab zu planen und daraus ein gemeinsames Abenteuer zu machen. Vielleicht ein kleines Rollenspiel. Das gegenseitige Erleben der Partner in neuen Situationen ist sehr verbindend."

Offen über Fantasien reden

Egal für welche Spielarten sich das Paar entscheidet: Kommunikation ist dabei das A und O. "Nur wenn Fantasien offen angesprochen werden, können sie auch gemeinsam erlebt werden", weiß Hegmann. "Das erfordert Mut. Aber geschieht dies nicht, dann werden sie im schlimmsten Fall außerhalb der Beziehung nachgeholt. Und: Eine Fantasie ist zunächst nichts Bedrohliches. Ob sie ausgelebt wird, ist letzten Endes Verhandlungssache."

*Namen auf Wunsch der Befragten von der Redaktion geändert.

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