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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vorsicht Warnzeichen Das sind die Anzeichen für Untreue
Plötzlich arbeitet der Partner länger, versteckt sein Handy, kauft sich ein neues Parfüm oder hat keine Lust mehr auf Sex. Steckt hinter dem neuen Verhalten wirklich eine Affäre, bricht für den anderen eine Welt zusammen. Trauer und Ungläubigkeit mischen sich: "Es war doch alles in Ordnung mit uns, warum tut mein Partner so etwas?", fragen sich viele dann. Doch der eigentliche Bruch in der Beziehung hat bereits viel früher stattgefunden, weiß der Diplom-Psychologe Robert Eckert. Er erklärt, welche Beziehungsmuster den anderen in eine Affäre treiben können.
Wenn ein Partner plötzlich von einem anderen Menschen angezogen wird, sich in der Partnerschaft nicht mehr aufgehoben fühlt oder die Beziehung generell in Frage stellt, kann das mehrere Ursachen haben. Fehlt das Vertrauen in den Partner und streitet das Paar oft, steigt das Risiko für einen Seitensprung, erklärt der Paartherapeut. Aber auch andauernde negative Gedanken in Bezug auf die Beziehung und Vergleiche des Partners mit potenziellen Nachfolgern würden das Risiko für einen Seitensprung oder eine Affäre erhöhen, sagt Eckert.
Jede Beziehung braucht Aufmerksamkeit
Einer der Hauptgründe, der für Frust in einer Beziehung sorgen kann, ist, wenn sich einer nicht richtig wahrgenommen fühlt: "Paare, die zu mir in die Beratung kommen, leiden häufig unter einem negativen Kommunikationsstil, bei welchem sie sich gegenseitig nicht richtig wahrgenommen fühlen. Die Folgen können permanente Streitigkeiten, Konflikte oder Auseinandersetzungen sein, bei denen beide das Gefühl haben, sich im Kreis zu drehen", beschreibt Eckert.
Ständige Kritik kratzt an der Beziehung
Auch wenn einer immer wieder Kritik, Verachtung und Ablehnung von Seiten des Partners erfährt, erschüttert das langfristig die Beziehung. Das Gefühl, nicht so angenommen zu werden, wie man ist und nicht liebenswert für den Partner zu sein, schafft eine große Distanz. Wer sich zudem ständig für sein Verhalten rechtfertigen muss und immer wieder das Gefühl hat, bei dem anderen weder auf Verständnis noch auf Gehör zu stoßen, wird sich emotional Stück für Stück aus dieser Beziehung entfernen, wie Eckert weiß.
Fremdgehen: Sexuelle Probleme nur selten Auslöser
Sexuelle Probleme und unerfüllte Wünsche im Bett seien in der Regel nicht der Hauptauslöser für Probleme in der Partnerschaft und meist auch nicht für einen Seitensprung. "Meistens sind aber sexuelle Probleme sozusagen das Ergebnis von anderweitig gelagerten Problemen in der Beziehung", erklärt der Beziehungsexperte. Allerdings sei es durchaus auch möglich, dass abgeflaute Leidenschaft und fehlender Spaß im Bett den Weg für eine Affäre ebnen.
Warnzeichen für einen Seitensprung erkennen
Ein Seitensprung passiert in der Regel nicht einfach so. Er hat seine Wurzeln meist in einer Schieflage der Beziehung. Doch wie erkennt man die Warnzeichen rechtzeitig und wie kann man dagegen steuern? "Wer immer wieder das Gefühl hat, dass seine Bedürfnisse in der Partnerschaft zu kurz kommen oder gar unausgesprochen bleiben, sollte dies nicht ignorieren", rät Eckert.
Am besten ist es, wenn man den anderen darauf anspricht und seine Wünsche äußert. Wichtig ist, zu kommunizieren, was einem in der Beziehung fehlt und was man gerne ändern würde. Nur so hat das Gegenüber die Möglichkeit, es besser zu machen.
Viele Frauen sind traurig, wenn der Begrüßungs- oder Abschiedskuss nicht mehr zum Liebesritual gehört. Eckert rät, dies nicht gleich als Warnzeichen für nachlassende Gefühle zu deuten. Viel wichtiger sei, was sich die Zwei in der Partnerschaft tatsächlich geben, wie eng ihre Bindung ist und ob Zärtlichkeiten generell genug Raum finden. Ein fehlender Begrüßungskuss allein lasse keine Deutung zu. Wichtig sei aber, wie sich beide dabei fühlen. Braucht einer den Begrüßungskuss nicht unbedingt, der andere legt aber großen Wert darauf, sollte man darüber sprechen und versuchen, eine Lösung zu finden, mit der sich beide wohl fühlen.
Affäre: Offene Gespräche senken das Risiko
Eckert empfiehlt Paaren, sich mindestens einmal in der Woche Zeit für ein ausführliches Gespräch zu nehmen - ohne Störungen und Unterbrechungen. "Wer mit seinem Partner in Kontakt steht und dabei achtsam, aufmerksam und offen für die Bedürfnisse und Gefühle des anderen bleibt, minimiert das Risiko für einen Seitensprung." Offene Gespräche, Aufmerksamkeit dem anderen gegenüber sowie gemeinsam verbrachte Zeit bilden somit das Fundament für eine stabile Beziehung.
Beide müssen an der Beziehung arbeiten
Legt der Partner keinen Wert auf diese Gespräche, nimmt er die Wünsche und Gefühle des anderen nicht ernst oder lässt sich keine Lösung finden, muss man sich die Frage stellen, wie wichtig diese Beziehung ist und welche Zukunft sie hat. Wer kämpfen möchte und das Gefühl hat, dass diese Partnerschaft es wert ist, kann sich Hilfe bei einem Paartherapeuten suchen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch der andere bereit ist, etwas für die Beziehung zu tun und aus alten Verhaltensmustern auszubrechen.
Seitensprung – und jetzt?
Ist der Seitensprung passiert und der andere erfährt davon, ist die Beziehung oft nur schwer zu retten. Der Betrug sitzt tief, das Vertrauen ist erschüttert. "Wer beichten möchte oder den Druck verspürt, dies zu tun, sollte sich darüber im Klaren sein, dass dies das Ende der Ehe oder Partnerschaft bedeuten kann", sagt der Paartherapeut. Eine Affäre, welche aufgedeckt werde, bedeute unter Umständen eine Traumatisierung für den Betrogenen – mit entsprechenden Symptomen. Diese zu heilen kann selbst erfahrene Paartherapeuten überfordern, weiß Eckert.
Nicht nur Männer gehen fremd
"Man kann sagen, dass eine Affäre bei dem betrogenen Partner ungefähr ein bis zwei Jahre benötigt, um wieder zu mehr emotionaler Stabilität zu gelangen. Das ist aber ein Erfahrungswert und die Schwankungsbreite ist sehr groß." Dabei sind es nicht nur Männer, die den Weg in andere Betten suchen: "Das Klischee besagt vielleicht, das Männer eher triebgesteuert sind. Die Statistik zeigt uns aber, dass Frauen mittlerweile fast so oft fremd gehen wie Männer."
Paartherapie kann letzte Rettung sein
Wollen beide die Beziehung retten und nach diesem Vertrauensbruch wieder zueinander finden, kann eine Paartherapie eine gute Stütze sein. Viele schaffen diesen schweren Weg nicht allein. "Meist suchen Menschen in einer Affäre Dinge, die sie in ihrer Beziehung nicht finden konnten oder gar vermeiden möchten. Da dieses Verhalten aber nicht immer bewusst abläuft, ist dieses Thema ein wichtiger Punkt in meiner Paartherapie. Idealerweise ist es ein Therapieziel, genau diese Dinge möglichst umfassend zu klären", erklärt Eckert.