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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Liebe vor dem Aus? Diese Anzeichen deuten auf eine Beziehungskrise hin
Erst rosarote Brille dann nur noch Augenrollen: Viele Paare leben sich im Laufe einer Beziehung auseinander, haben sich nichts mehr zu sagen, sind voneinander genervt. Auch im Bett herrscht oft Flaute. Ein Paartherapeut nennt die häufigsten Warnzeichen für eine echte Beziehungskrise.
So manche Partnerschaft steht nach einigen Jahren vor einer Bewährungsprobe. Gehen oder bleiben, kämpfen oder aufgeben, lautet dann die Frage. Es ist nicht ein Risikofaktor allein, der die Beziehung gefährdet. Meist greifen mehrere Probleme ineinander. Das Tückische: Das Ende kündigt sich oft schleichend und fast unbemerkt an.
Die drei größten Gefahren
"Bei den Paaren, die zu mir in die Praxis kommen, gehören massive und hartnäckige Kommunikationsprobleme, andauernde sexuelle Probleme sowie letztlich auch Affären zu den größten Beziehungskillern", erzählt Psychologe Robert Eckert, Experte für Paartherapie und Eheberatung aus Hofheim am Taunus. "Können diese Probleme nicht mehr gemeinsam gelöst werden, droht das Beziehungsaus."
Fehlt die Lust, geht oft auch die Liebe
Nimmt die sexuelle Anziehungskraft ab, schwindet bei vielen Paaren auch die Lust auf die Beziehung. Dass die Leidenschaft abflaut, ist ein ganz normaler Vorgang, entscheidend ist, wie die Liebenden damit umgehen. "Es ist wichtig, dass das Paar seine Sexualität attraktiv gestaltet, um sie am Leben zu halten. Hierzu ist ein offener Austausch nötig. Auch um herauszufinden, ob die abgeflaute Lust vielleicht auch die Folge von anderen Problemen in der Beziehung ist", so der Paartherapeut. Doch über Wünsche im Bett zu reden, fällt vielen Paaren schwer.
Wenn der Kick einer Affäre lockt
Kritisch wird es, wenn zur Flaute im Bett auch noch der Wunsch nach erotischen Abenteuern wächst. Dann steht so manche Beziehung auf der Kippe. "Dass der Partner nach 20 Jahren kein so geheimnisvoller Mensch mehr ist wie in den ersten Wochen der, ist ganz natürlich. Die Frage ist: Könne beide das kompensieren oder holt sich einer doch den Kick einer Affäre?", so Eckert. Wer die Partnerschaft retten will, sollte hier offen sein, bevor er fremd geht.
Fehlendes Interesse ist immer ein Warnzeichen
Eine intensive Kommunikation ist die Basis für eine gute Partnerschaft. Hat das Paar sich nichts mehr zu sagen und hört der eine bei den Gefühlen und Wünschen des Anderen nicht mehr zu, deutet das auf fehlendes Interesse hin und das Paar driftet auseinander.
Freiraum braucht jeder - die Dosis entscheidet
Auch der Wunsch nach mehr Freiraum kann darauf hinweisen, dass etwas aus dem Lot geraten ist. "Etwas mehr Freiheit ist nicht zwangsläufig kritisch zu sehen. Jede Beziehung lebt auch von einer gewissen Unabhängigkeit beider Partner", erklärt Eckert.
Nimmt der Freiheitsdrang aber plötzlich stark zu und möchte der eine immer weniger Zeit mit dem Partner verbringen, sollte man hellhörig werden. Spätestens wenn sich in den Gedanken häufiger ein "Ich" als ein "Wir" zeigt, besteht Handlungsbedarf.
Wie viel Zweisamkeit braucht die Liebe?
Wie viel Freiraum und Zweisamkeit eine Beziehung braucht, ist individuell verschieden. "Wichtig ist, dass beide so viel Nähe zueinander haben, dass sie möglichst glücklich sind. Aber Achtung: Diese Größe ist nicht in Stein gemeißelt, sie verändert sich im Laufe einer längerfristigen Partnerschaft. Der Wunsch nach mehr Freiraum oder mehr Nähe ist also kein seltener."
Streit kann zermürben
Ständige Streitereien sollte das Paar ebenfalls ernst nehmen. Zwar gibt es laut dem Experten Paare, die von Anfang an viel Streit in ihre Beziehung bringen und sich über diesen Weg sozusagen "spüren". Auf lange Sicht seien die Auseinandersetzungen aber doch eher zermürbend. Vor allem, wenn ein Partner oder beide den Streit als bedrohlich erlebten.
Paartherapie kann Chance sein
Merkt das Paar, dass die Beziehung gefährdet ist und möchte es für die Liebe kämpfen, kann eine Paartherapie helfen, vor allem dann, wenn das Paar mit den eigenen Ideen am Ende ist. Eine Garantie für ein Happy End gibt es aber nicht. "Kein Paartherapeut sollte sich als Retter der Beziehung verkaufen. Das ist unrealistisch", sagt Eckert.
Paartherapeut kann auch das Ende begleiten
Der Paartherapeut kann beide lediglich einen Teil ihres Weges begleiten und unterstützen. Es ist das Paar, das letzten Endes über die Liebe entscheidet. "Gute Chancen hat die Beziehung, wenn es gelingt zu verstehen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist und es hierdurch möglich wird, die Beziehungsqualität in der Zukunft zu erhöhen." Und noch eine andere Möglichkeit bietet die Paartherapie: "Manche Paare wünschen sich auch eine therapeutische Begleitung im Trennungsprozess, den beide als Ziel anstreben."