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Polyamorie: Liebe in der Mehrsamkeit


Partnerschaft
Polyamorie: Kann man mehrere Partner lieben?

Während die zweisame Liebe an Valentinstag wieder umjubelt wird, finden andere Menschen ihr Glück in der Mehrsamkeit. Sie lieben zwei, drei, vier Partner parallel: Polyamore Beziehungen werden in Deutschland immer bekannter. Doch das neue Beziehungsmodell ist nicht für jeden geeignet.

Aktualisiert am 08.02.2012|Lesedauer: 2 Min.
Von dpa
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Polyamorie - Liebe mit Mehreren

Wenn Michael ein paar Tage verreist, trifft sich seine Freundin mit anderen Männern. Danach ruft Elisabeth ihn an und erzählt, wie das Treffen war - und der Sex. Die beiden aus dem Raum Stuttgart leben polyamor, das heißt sie lieben mehrere Partner gleichzeitig. Damit passen sie nicht ins oft konservativ geprägte Ländle. Weil die offene Lebens- und Liebesbeweise dort manchem aufstößt, wollen viele "Polys", wie sie sich selber nennen, lieber anonym bleiben. Das Beziehungsmodell gibt es etwa seit den 1990er Jahren. Zahlen für Deutschland gibt es nicht, sagt Christopher Gottwald vom Verein PolyAmores Netzwerk (PAN). "Polyamorie ist eine Philosophie, die auf Ehrlichkeit, Offenheit und Selbstverwirklichung basiert."

Polyamorie: Liebe mit mehreren PartnernVergrößern des Bildes
Polyamorie: "Polys" liebe mehrere Partner parallel. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Polyamore Liebe braucht Vertrauen

Die Polyamoriegemeinde in den USA ist mit geschätzt mehreren 100.000 Mitgliedern deutlich größer als hierzulande. In Deutschland bildeten sich immer mehr Stammtische, sagt Gottwald. Jedoch fehle es noch an Toleranz. Dabei basieren polyamore Verhältnisse auf Offenheit und Vertrauen: Alle Beteiligten wissen von den anderen. Akzeptanz und Verständnis wie gegenüber der Schwulenbewegung gebe es in Deutschland im Bezug auf Polyamorie aber kaum. Daher bleiben die Polys meist unter sich.

Eifersucht ist ein Problem

Das unterschätzte Problem dieser Beziehungsform sei die Eifersucht, sagt der Heidelberger Paar- und Sexualtherapeut Ulrich Clement. "Die sexuelle Transparenz ohne eine Geheimhaltungspolitik wie bei Seitensprüngen gelingt nicht immer." Eifersucht spielt auch bei den Polys eine große Rolle. Wichtig sei dabei, die Gründe bei sich zu suchen. Sobald eifersüchtige Gefühle aufkommen, empfehlen sie, mit dem anderen darüber zu sprechen. Ein Vorteil der Polyamorie ist auch, dass sie mit anderen Männern über den Partner sprechen kann, mit dem man ein Problem hat, findet Maria aus Stuttgart. "Die kennen ihn auch und wertschätzen ihn. Dann muss ich nicht wieder in die alten Beziehungsmuster fallen." Nach einer Scheidung hat sie in der Polyamorie wieder ihr Glück gefunden.

Polyamorie ist nicht gleich Hippie-Liebe

Bei Maria wird deutlich, dass es den Polys nicht nur um wildes Austoben geht. Nach gut 20 Jahren Ehe, als die Kinder das Haus verließen, habe sie gemerkt: "Ich bin alleine. Das will ich nicht." Das betont auch Paartherapeut Abbas Schirmohammadi: "Polyamorie ist nicht gleichzusetzen mit der freien Liebe der 60er Jahre.". Es sei vielmehr ein "vom Denken gesteuertes Konzept". Über Sorgen, Ängste, Wünsche und Bedürfnisse müsse man mit den Partnern viel verhandeln. "Das macht nur Sinn, wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Wer noch Minderwertigkeitskomplexe mit sich schleppt, kann das nicht."

"Offizielles" Fremdgehen?

Kritisch könne Polyamorie nicht nur aus Sicht der Kirche hinterfragt werden, sagt Schirmohammadi: "Ist es überhaupt möglich, mehreren Partnern hundertprozentige Liebe zu schenken? Oder wird das Beziehungsmodell nur dafür genutzt, um offiziell fremdzugehen?" Zudem seien polyamore Ehen nicht legal - "mit dem Thema wird sich die Politik auseinandersetzen müssen". Eine Sorge räumt der Partnerschaftsexperte aber aus: Studien hätten nachgewiesen, dass Kinder, die in polyamoren Verhältnissen aufwachsen, nicht geschädigt würden.

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