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Vesper: So schmeckt der Bond-Drink mit Lillet


"Vesper"
So schmeckt der echte Bond-Drink

James Bond trinkt viel – vor allem echten Martini. In "Casino Royale" lässt 007 den Barkeeper seine eigene Variante mixen, die er "Vesper" nennt. Der Drink besteht aus Gin, Wodka und dem französischen Wein-Aperitif Lillet. Mittlerweile ist der wieder voll im Trend. wanted.de folgt den Spuren zum Originaldrink aus dem Jahr 1953. Alle Infos über Lillet erfahren Sie hier.

Aktualisiert am 21.07.2016|Lesedauer: 4 Min.
Uwe Kauss - wanted.de
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Wenn 007 James Bond einen Drink bestellt, dann ist klar: Er will kein moderat alkoholisches Getränk für bedachte Gourmets, und er muss aus ziemlich edlen Zutaten bestehen. Doch erst mit der Verfilmung von "Casino Royale" im Jahr 2006 kam ein lässiger Drink weltweit in die Bars, dessen Rezept der Autor Ian Fleming bereits im gleichnamigen ersten Roman aus dem Jahr 1953 seinen Agenten bestellen ließ: Einen trockenen Martini.

Wichtig: ein trockener Vermouth

Damit meinte er nicht den süßlichen Wermut aus Italien, also aufgespritten, mit Kräutern versetzten Wein. Sondern Gin oder Wodka mit ein wenig trockenem Vermouth. Fleming ließ Bond den Barkeeper des Casino Royale in Montenegro an den Spieltisch rufen und wies ihn an, einen in den Nachkriegsjahren sehr populären Drink in spezieller Version zu mixen. Im Roman heißt es:

"'Einen trockenen Martini', sagte er. 'Einen - in einem tiefen Sektkelch.' 'Oui, Monsieur.' 'Einen Moment. Drei Maß Gordon's (Gin), ein Maß Wodka und ein halbes Maß Kina Lillet. Gut schütteln, bis es eiskalt ist und dann ein langes dünnes Stück Zitronenschale dazu. Mitbekommen?' 'Gewiss, Monsieur.' Den Barmann schien das Rezept zu begeistern. 'Donnerwetter, das ist ein Drink', sagte (der CIA-Agent und Freund Felix) Leiter. Bond lachte. 'Wenn ich mich - äh konzentriere,' erklärte er, 'trinke ich vor dem Abendessen nie mehr als ein Glas - das aber muss groß, sehr kräftig, sehr kalt und ordentlich gemacht sein. Für mich gibt es nichts Schlimmeres als kleine Portionen von was auch immer, insbesondere wenn sie schlecht schmecken. Dieser Drink ist meine eigene Erfindung. Ich werde ihn patentieren lassen, wenn mir ein guter Name einfällt.'"

Mit der Verfilmung wurde der Name des Wein-Aperitifs aus dem Bordelais wieder weltweit bekannt, und seit ein, zwei Jahren ist er in den Bars wieder richtig im Trend: Lillet. Man spricht den Namen "Lilleh" aus, mit Betonung auf dem sehr kurzen "e".

Heute gibt es Lillet in den Varianten Blanc, Rosé und Rouge sowie, etwas edler, in zwei Jahrgangsvarianten als "Réserve". 1872 gründeten die Brüder Raymond und Paul Lillet, die mit Weinen, Likören und Spirituosen handelten, die 'Maison Lillet'. Aus Bordeaux-Weinen, Fruchtlikör und in Alkohol eingelegten Früchten entwickelten sie in der Kellerei ihres Heimatortes Podensac den "Lillet", den ersten und bis heute einzigen Wein-Aperitif aus dem berühmten Weingebiet.

Der Erfolg kam schnell: Lillet wurde bald bei großen Anlässen und offiziellen Empfängen ausgeschenkt, in den schicken Bars und Hotels kam er in Mode. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlossen die Eigentümer, sich auf die USA zu konzentrieren. Auch das funktionierte. In den trendigen Bars von New York und Washington wurde Lillet schnell ein Erfolg.

So kam der Dring nach Groß-Britannien, zu 007

Ab 1945 eroberten sie mit der Einführung von Lillet Dry auch den britischen Markt. Diese Variante wurde damals vor allem mit Gin serviert oder in Cocktails gemixt. Klar, dass Ian Fleming seinen Agenten-Hipster James Bond den in Großbritannien so modischen Aperitif auch für seinen Drink verwenden ließ. Ein einfacher, trockener Vermouth wäre ihm zu langweilig gewesen. Den gab es schließlich überall. Nichts für 007.

Kina Lillet: Heute nicht mehr auf dem Markt

Allerdings lässt ihn Fleming die sehr bittere Variante "Kina Lillet" bestellen, die viel Chinin enthielt und seit 1987 nicht mehr produziert wird. Das Film-Drehbuch von 2006 lässt Daniel Craig diesen Drink aber noch in der alten Chinin-Version bestellen und gibt dem Drink den Namen, der bis heute in den Bars zuhause ist: "Vesper". Vesper Lynd ist Mitarbeiterin des britischen Schatzamtes, in die sich der Agent verliebt und seinen Job aufgeben will, um mit ihr durch die Welt zu reisen. Doch alles kommt anders.

Ebenso anders ist der Drink "Vesper" wenn man ihn mit den heute erhältlichen Spirituosen mixt. Gin, Wodka und Lillet haben sich verändert.

Die deftige Originalversion aus dem Roman ist nämlich, wie passend, ein Drink für echte Männer. Er enthält viel mehr Alkohol und schmeckt deutlich bitterer als heute. 1953 hatte Gordon's Gin um 47 Prozent Alkohol, heute sind es nur noch 37,5 Prozent. Als Alternative bietet sich der ebenfalls britische Tanqueray oder der No.3 der Berry Brothers an, die beide immer noch mit der traditionellen Drehzahl produziert werden.

Der Drink Vesper ist alkoholisch, hart und ohne feine Balance

Der Wodka hatte damals ebenfalls einen höheren Alkoholgehalt. Heute liegt er meist bei 40 Prozent, damals waren es zehn Prozent mehr. Derzeit gehören der sehr weiche Absolut 100 und Smirnoff Blue Label No. 57 zu den wenigen Wodkas, die die Tradition der 50 Prozent fortführen.

Alternative für den Kina Lillet

Auch der "Kina Lillet" braucht für den echten Bond-Drink eine Alternative: Der italienische Vermouth "Cocchi Americano" wird bis heute nach dem Originalrezept von 1891 hergestellt - mit viel Chinin. Drei Teile Tanqueray, ein Teil Absolut 100, ein halbes Teil Cocchi Americano und eine schmales, langes Stück Zitronenschale, serviert in einer altmodischen, tiefen Champagnerschale - so schmeckt der 007-Originaldrink. Er ist aber nichts für Gourmets und Elegant-Trinker. Vesper ist alkoholisch, eher hart, ohne allzu feine Balance. Das passt. Manche Barmixer verwenden weiterhin Lillet Blanc und fügen eine kleine Menge Chinin-Pulver zu. Das gibt es im Barfachhandel zu kaufen.

Inzwischen haben die 007-Experten auch den wahren Urheber des Vesper-Drinks ausfindig gemacht: Es war nicht Ian Fleming, sondern dessen Freund Ivar Bryce. In Flemings Widmung seines Roman-Exemplars steht: "For Ivar, who mixed the first Vesper and said the good word." Übrigens lautet Bryces zweiter Vorname Felix - so wie im Roman James Bonds guter Freund Leiter. Im Film bestellt der seinen Vesper mit den Worten: "Ich nehme das Gleiche. Aber ohne dieses Gemüse."

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