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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutschlandweiter Vergleich Dieses Bundesland hat das stärkste Bildungssystem
Viele Kinder in der Ganztagsbetreuung und gute Leistungen der Schüler – Sachsen belegt unter anderem aus diesen Gründen den ersten Platz im bundesweiten Bildungsvergleich. Wie schneiden die anderen Bundesländer ab?
Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben Sachsen und Bayern. Zu diesem Schluss kommt der INSM-Bildungsmonitor 2019. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Bayern seine Position noch verbessern und rückt vom dritten auf den zweiten Platz vor. Mit etwas Abstand folgen dahinter Thüringen, das Saarland und Hamburg. Die hinteren Plätze des Rankings belegen Bremen, Brandenburg und Berlin.
Die Studie führt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) jährlich im Auftrag der Initiative der Neuen Sozialen Marktwirtschaft (INSM) durch. Für das Ranking spielt nicht nur der Leistungsstand der Schüler eine Rolle, sondern auch andere Faktoren aus sämtlichen Bereichen des Bildungssystems – von der Betreuungsquote in der Kita bis zur Anzahl der Hochschulabsolventen.
INSM-Bildungsmonitor: Mehr Rückschritte als 2018
Die Durchschnittsbewertung für Deutschland als Ganzes liegt im Bildungsmonitor 2019 auf dem Niveau des Vorjahres. Dennoch zeigt der Report im Vergleich zu 2018 in mehr der untersuchten Bereiche Rückschritte als Fortschritte auf. Die größten Herausforderungen gibt es beim Thema Integration. So ist etwa die Schulabbrecherquote unter ausländischen Schulabsolventen innerhalb eines Jahres von 14,2 auf 18,1 Prozent gestiegen. Aber auch bei der Forschungsorientierung, Ausgabenpriorisierung und Bildungsarmut nahmen die Schwierigkeiten im Vergleich zu 2017 zu.
Vergleicht man die Ergebnisse des Bildungsmonitors mit jenen von 2013, für die erstmals die aktuelle Methodik verwendet wurde, ist zudem eine Verschlechterung im Bereich der Schulqualität zu erkennen.
Verbesserung in der beruflichen Bildung
Aber es gibt auch Positives zu vermelden: Die größte Verbesserung zeigt sich bei der beruflichen Bildung. Die Ausbildungsstellenquote etwa ist zwischen den Jahren 2017 und 2018 von 64,8 auf 67,7 Prozent gestiegen. Zudem gab es anteilsmäßig mehr Menschen, die eine Fortbildung absolviert haben.
Darüber hinaus verbesserten sich die Betreuungsbedingungen und die Förderinfrastruktur. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Anzahl der Ganztagsplätze in Schulen deutschlandweit ausgebaut wurde.
Das Bundesländer-Ranking
- Sachsen
- Bayern
- Thüringen
- Saarland
- Hamburg
- Baden-Württemberg
- Rheinland-Pfalz
- Mecklenburg-Vorpommern
- Niedersachsen
- Hessen
- Schleswig-Holstein
- Sachsen-Anhalt
- Nordrhein-Westfalen
- Bremen
- Brandenburg
- Berlin
Hier die Ergebnisse der ersten fünf Plätze im Detail:
Platz 1: Sachsen
Sachsen konnte seinen ersten Platz vom Vorjahr verteidigen. Das Bundesland punktet dem Monitor zufolge mit einer hohen Ganztagsquote in den Kindertageseinrichtungen und Grundschulen. Zudem erreicht es den Spitzenplatz in Sachen Schulqualität: Die Schüler verfügen über hohe Kompetenzen und nur wenige von ihnen erreichen die Mindeststandards in Mathe und Lesen nicht. Sachsen weist außerdem Stärken beim Thema Internationalisierung und bei der Vermeidung von Bildungsarmut auf.
Vorjahresplatzierung: 1. Platz
Platz 2: Bayern
Der Übergang von der Schule in den Beruf gelingt in Bayern sehr gut. Das Angebot an Ausbildungsstellen ist generell sehr hoch. Mit 80,2 Prozent lag die Ausbildungsstellenquote im Jahr 2018 deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 67,7 Prozent. Eine weitere Stärke des Bundeslandes ist die Vermeidung von Bildungsarmut: Der Anteil der Schulabsolventen ohne Abschluss war im Jahr 2017 mit 5,5 Prozent der drittniedrigste in ganz Deutschland.
Vorjahresplatzierung: 3. Platz
Platz 3: Thüringen
In Thüringen sind die Betreuungsbedingungen besonders gut. Auf eine Lehrkraft kommen vergleichsweise wenige Schüler: In Grundschulen sind das im Schnitt 14,8, im Sekundarbereich I (ohne Gymnasien) 11,0. Es gibt ein gutes Ganztagsangebot für Kita-Kinder und Grundschüler. Darüber hinaus weist Thüringen Bildung im öffentlichen Ausgabeverhalten im Vergleich der Bundesländer die höchste Priorität zu.
Vorjahresplatzierung: 2. Platz
Platz 4: Saarland
Am stärksten im Vergleich zu 2018 hat sich das Saarland verbessert. Dementsprechend rückte es vom sechsten auf den vierten Platz vor. In dem Bundesland wiederholen nur wenige Schüler eine Klasse. Die Grundschulen weisen eine gute Schüler-Lehrer-Relation auf. Zudem sind die Bildungsausgaben je Grundschüler hoch, die sonstigen Gesamtausgaben des Landes vergleichsweise niedrig. Das Saarland punktet auch damit, dass der Einfluss der sozialen Herkunft der Schüler auf ihre Bildung gering ist.
Vorjahresplatzierung: 6. Platz
Platz 5: Hamburg
Hamburg besitzt Stärken im Bereich der Internationalisierung. Dort werden zum Beispiel fast alle Grundschüler in Fremdsprachen unterrichtet. Auch die Förderinfrastruktur überzeugt. In Hamburg gibt es eine starke Steuerung über Vergleichsarbeiten, durch die die Schulen und Schüler ermittelt werden, die besondere Unterstützung benötigen.
Vorjahresplatzierung: 5. Platz
Die Schlusslichter: Bremen, Brandenburg, Berlin
Bremen gibt seinen letzten Platz vom Vorjahr an Berlin ab. Das Bundesland landet auf Platz 14. Probleme gibt es trotzdem noch einige: Dort schneiden die Schüler in Kompetenztests im Durchschnitt schlecht ab. Außerdem sind die Bildungsausgaben pro Schüler vergleichsweise gering, die Schulabbrecherquote dafür hoch.
Der Nachholbedarf Brandenburgs zeigt sich unter anderem bei der geringen Habilitations- und Promotionsquote. Kein Wunder, schließlich ist auch die Zahl der Studienabsolventen gemessen an der akademischen Wohnbevölkerung sehr niedrig.
Berlin hingegen hat mit der Herausforderung zu kämpfen, dass in den Schulen viele lernschwache Schüler sitzen. Der Anteil der Schulabbrecher ist ebenfalls hoch, besonders bei den ausländischen Jugendlichen. Viele junge Menschen brechen in Berlin auch ihre Ausbildung vorzeitig ab.
Teilhabe an der Bildung muss gesichert werden
In den kommenden Jahren sei die Sicherung von Teilhabechancen die zentrale Herausforderung der Bildungspolitik, resümiert das INSM. Dafür müssten auch die finanziellen Mittel erhöht werden. "Aktuell werden von Staat und Privat in Deutschland gut neun Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung ausgegeben. Diese Marke sollte auf zehn Prozent steigen", sagt Studienautor Axel Plünnecke vom IW. "Durch gezielte Ausgaben in Forschung und Bildung können Wirtschaftswachstum und Teilhabe gestärkt und dadurch der Wohlstand langfristig gesichert werden."
Die Vergleichsstudie des IW im Auftrag INSM bewertet anhand von insgesamt 93 Indikatoren in zwölf Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert. Die Daten stammen von verschiedenen statistischen Einrichtungen wie beispielsweise den Statistischen Landesämtern. Es handelt sich um die aktuellsten Zahlen, die jeweils zur Verfügung standen (in der Regel aus dem Jahr 2017 oder 2018). Sie werden zum besseren Vergleich in Punkte umgerechnet.
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Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Die INSM wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert.
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