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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Forscher schlagen Alarm So sehr stressen Smartphones die Jugendlichen
Hausaufgaben, Sportwettkämpfe, Nachhilfe, Klavierstunde, Liebeskummer - das alles stresst Kinder von heute. Doch der größte Stress-Faktor ist das Smartphone. Die permanente Kommunikation setzt die Jugend unter Druck, das ergab eine Studie. Das macht Eltern machtlos.
Die internetfähigen Handys sind zum ständigen Begleiter von Kindern und Jugendlichen geworden. Die große Mehrheit von ihnen besitzt bereits solch einen mobilen Zugang zum Internet und wickelt ihre Kommunikation darüber ab. Wer keins hat, ist ausgeschlossen. Forscher schlagen deshalb Alarm.
Viele Eltern beobachten den Umgang mit gemischten Gefühlen. Mannheimer Forscher geben ihnen nun recht: Die ständige digitale Versuchung in der Hosentasche ist durchaus problematisch. Fast jeder zehnte junge Smartphone-Besitzer ist suchtgefährdet. Eine Verbannung der Multifunktionsgeräte halten die Wissenschaftler aber dennoch für keine gute Idee.
Fragwürdiger Umgang mit den mobilen Computern
Für die Studie im Auftrag der Landesmedienanstalt NRW haben die Forscher 500 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 14 Jahren, aber auch Eltern befragt. Die Studie sei damit repräsentativ für die Handybesitzer dieser Altersgruppe. Viele Kinder und Jugendlichen beurteilten gegenüber den Forschern durchaus selbstkritisch den Umgang mit den mobilen Computern als fragwürdig.
Fast die Hälfte gibt zu, durch das Handy abgelenkt zu werden, etwa von den Hausaufgaben (48 Prozent), oder unüberlegt persönliche Daten preiszugeben (43 Prozent). Mehr als jeder vierte junge Befragte gab an, schon einmal Nachrichten von Fremden erhalten zu haben. Jeder Vierte fühlt sich durch die permanente Kommunikation über Messenger-Dienste wie WhatsApp gestresst (24 Prozent).
Das sind die Probleme: Gewaltvideos und miese Noten
Jeder Fünfte (21 Prozent) ist schon auf nicht jugendfreien Seiten gelandet, gibt schulische Probleme durch seine starke Handy-Nutzung zu (20 Prozent) und hat via Smartphone schon Gewalt-Videos mit entwürdigenden Darstellungen bekommen (19 Prozent).
Jeder Siebte (15 Prozent) bemängelt, dass die echten Kontakte zu Freunden zu kurz kommen. Jeder Zehnte (11 Prozent) ist bereits Opfer digitalen Mobbings oder von Ausgrenzung aus WhatsApp-Gruppen geworden. Am geringsten scheint bei den Acht- bis Vierzehnjährigen noch das Problem des sogenannten Sextings: Nur knapp jeder zwanzigste Befragte (4 Prozent) gab an, bereits intime Fotos verschickt zu haben.
Die Forscher gehen davon aus, dass viele junge Befragte dazu neigen könnten, die Schattenseiten des geliebten Smartphones herunterzuspielen. Die Zahlen seien Mindestgrößen - eine Dunkelziffer nach oben hin könne nicht ausgeschlossen werden, sagt Karin Knop von der Uni Mannheim.
Permanenter Kommunikationsdruck ist suchtgefährdend
Die exzessive Nutzung der Smartphones durch Kinder und Jugendliche sei zu einem Teil durch die Angst getrieben, aus dem Kommunikationsprozess der Freunde ausgeschlossen zu werden. So entstehe ein "permanenter Kommunikationsdruck". "Acht Prozent müssen als suchtgefährdet eingestuft werden", sagt Knop.
Grundsätzlich bescheinigen die Wissenschaftler der Smartphone-Nutzung auch positive Effekte für Freundschaften, etwa durch das gemeinsame Anschauen von Fotos und Videos oder gemeinsame Handyspiele. Als Kommunikationsmittel stärke das Handy auch die Bindungen untereinander. Hier liegt nach Ansicht der Experten aber auch die Schattenseite in Form von Cybermobbing oder Sexting, also die Kommunikation über sexuelle Themen und das Verschicken erotischer Bilder. Auch das sogenannte Happy Slapping, bei dem Gewaltszenen mit dem Handy gefilmt und weiterverbreitet werden, stellten ein Risiko dar.
Eltern leiden unter Machtlosigkeit und Kontrollverlust
Die befragten Eltern sehen sich bei der "Handy-Erziehung" vor Schwierigkeiten gestellt: Sie leiden unter Machtlosigkeit, Kontrollverlust und Überforderung. Um das Ausmaß der Handynutzung der Kinder gibt es häufig Streit in den Familien. Viele Eltern kontrollieren heimlich, was ihre Sprösslinge mit dem Smartphone treiben.
Reglementierer oder Aktivisten - Eltern und Handys
Die Forscher fanden vier verschiedene Typen von Eltern: Ein Siebtel (15 Prozent) kapituliert vor den mobilen Multifunktionsapparaten und verzichtet auf erzieherische Vorgaben. Im Gegensatz zu dieser "Laissez-faire"-Gruppe stehen die "ängstlich-konservativen Reglementierer". Sie schränken den Umgang mit dem Smartphone ein und ignorieren die Nachteile, die ihren Kindern dadurch entstehen.
Die "freundschaftlichen Liberalen" setzen auf ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihren Kindern, können deren Handy-Begeisterung nachvollziehen und machen sich wenig Sorgen. Die "kindzentrierten Aktiven" setzen sich mit dem Handy-Konsum ihrer Kinder stark auseinander, sprechen viel darüber und bemühen sich, dass die Kinder die Regeln im Umgang mit dem Gerät auch verstehen udn akzeptieren.
Kaum medienpädagogisches Wissen
Technische Nutzungseinschränkungen sind den meisten Eltern unbekannt. Medienpädagogischen Rat aus dem Internet holen sich ebenfalls die wenigsten, fanden die Forscher heraus.
Praktische Tipps für Familien
Eltern müssen - je nach Alter - eine Balance zwischen Vertrauen und Kontrolle finden. Diese Tipps für einen altersgerechten Umgang sind einfach umsetzbar:
- Funktionen sperren: Wer nicht will, dass das Kind mit einem iPhone im Netz surft, kann unter "Einstellungen/Allgemein/Einschränkungen" den Browser Safari deaktivieren. Unter dem gleichen Menüpunkt lassen sich auch Kamera, App-Installationen oder In-App-Käufe sperren. Bei Androiden findet sich Ähnliches im Play Store unter "Einstellungen/Jugendschutzeinstellungen/Authentifizierung für Käufe" und in den Einstellungen des Geräts.
- Bewusstsein schaffen: Am besten richten Eltern und Kinder ein neues Smartphone gemeinsam ein. Das gibt Gelegenheit, die wichtigsten Punkte zu besprechen: Junge Nutzer sollten zum Beispiel wissen, wann GPS, WLAN oder Bluetooth besser ausgeschaltet bleiben, rät Kristin Langer von der Initiative "Schau hin". Kinder müssten auch lernen, wie ein sicheres Passwort aussieht.
- Abzocke vermeiden: "Statten Eltern ihre Kinder mit einem Gerät aus, das über eine Prepaid-Karte Gespräche und SMS abrechnet, können Kinder üben, sich das Guthaben einzuteilen und sich entscheiden, wofür sie es nutzen wollen", erklärt Langer. Unerwünschten Online-Käufen könne man vorbeugen, indem man Push-Nachrichten deaktiviert und mit den Kindern über Onlinewerbung spricht.
- Sparsam mit Daten umgehen: Kinder müssen wissen, was sie im Netz nicht preisgeben dürfen. "Vor- und Zuname, verbunden mit der Adresse sind tabu, ebenso die Angabe von Telefonnummern und Handykontakten", warnt Langer. Und so wie Kinder sorgfältig und zurückhaltend mit eigenen Fotos im Netz umgehen müssen, sollten dies auch Eltern mit Bilder von sich und ihren Kindern tun.
- Apps einschränken: Wer verhindern möchte, dass die Kleinen bestimmte Apps aufrufen, der kann Kindersicherungs-Apps wie Kids Place oder Kyte Phine installieren. "Diese Apps legen über die gewohnte Ansicht eine Art Maske, auf der nur die Apps zu sehen sind, die man vorher für sein Kind freigegeben hat", erklärt Susanne Onnen vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ).
- Sicher surfen: Jugendschutz-Apps für das mobile Surfen kontrollieren den Internetzugang so, dass nur der Zugriff auf kindgerechte Seiten möglich ist. Zwölf solcher Apps für Android hat das AV-Test-Institut geprüft, darunter acht reine Schutz-Apps und vier Security-Suites mit Schutz-Modulen. Unterm Strich machten fast alle geprüften Apps einen guten Job, so das Testfazit.