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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Flirten, Liebe, Sex Was Teenager von Dr. Sommer wissen wollen
Mit der "Sprechstunde bei Dr. Jochen Sommer" erschien die Jugendzeitschrift Bravo zum ersten Mal im Oktober 1969. Seitdem begleitete das Team von "Dr. Sommer" Generationen von Heranwachsenden durch die Pubertät und beriet in Fragen der Liebe und Sexualität. Nun geht bei "Bravo" mit der Umstrukturierung der Zeitschrift und der Kündigung der langjährigen Leiterin des Aufklärer-Teams, Jutta Stiehler, eine Ära zu Ende. Wir blicken zurück und verraten die häufigsten Fragen an Dr. Sommer.
Weil die Jugendzeitschrift unter großen Auflagendruck geraten ist, wird inzwischen am "Dr. Sommer"-Team gespart. Künftig soll ein Team aus festen und freien Mitarbeitern die Fragen der Leser beantworten.
"Bravo" landete zweimal auf dem Index
Erster "Dr. Sommer" war der Düsseldorfer Psychotherapeut Martin Goldstein. Die erste "Sprechstunde" gab es im Jahr 1969. Damals hatte sich eine 13-Jährige in den Busfahrer verliebt. "Was soll ich tun?" 15 Jahre lang leitete Goldstein die Rubrik, die das Heft 1972 zweimal auf den Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften brachte.
In den letzten Jahren leitete Jutta Stiehler die Aufklärungs-Rubrik. In einem Interview von 2012 hatte die Elternredaktion von t-online.de die Sozialpädagogin Stiehler gefragt, welche Sorgen Jugendliche beschäftigen.
Neue Teenies, alte Sorgen und Fragen in der "Bravo"
"Ich glaub, ich bin verliebt", "wie spreche ich sie an?", "er liebt eine andere!", "mein Freund will mit mir schlafen" - auch nach mehr als vier Jahrzehnten wenden sich viele Teenager mit solchen Problemen an die Bravo und an Dr. Sommer. "Jugendliche, die uns schreiben, stellen Fragen zu allen Bereichen ihrer Lebenswelt. Dazu gehören die körperliche Entwicklung, Freundschaft, Eltern und Schule ebenso wie alles, was mit Gefühlen zu tun hat", erklärte Jutta Stiehler.
Typischerweise drehen sich aber die häufigsten Fragen, die die Pubertierenden an das Dr. Sommer-Team richten, rund um Themen wie Liebe, Sex, Flirten und Verhütung - das gilt für heute genauso wie vor 40 Jahren. "Die Fragen haben sich zwar sprachlich, aber kaum thematisch verändert." Warum das so ist: "Es stellen sich alle Jugendlichen irgendwann zum ersten Mal die gleichen Fragen", so Stiehler. Die Sorgen der Teenager seien dabei vor allem unglückliche Liebe, Schulprobleme wie schlechte Noten oder Mobbing, Stress mit den Eltern oder den besten Freunden sowie familiäre Probleme. "Außerdem kommen des Öfteren auch Anfragen von Mädchen und Jungen, denen sexuelle Belästigung im Web oder im 'echten Leben' widerfahren ist und die davon verunsichert sind", ergänzte die Jugend-Expertin.
"Bravo"-Expertin: Jugendliche wissen heute mehr
Doch es gibt auch Dinge, die sich seit den Anfängen von Dr. Sommer verändert haben. Gerade was Sexualität betrifft, sind Jugendliche heutzutage größtenteils besser informiert als damals. "Die Aufklärung beginnt nun früher als noch vor drei oder vier Jahrzehnten und Jugendliche haben durch Internet und Medien Zugang zu allen Themen, die sie interessieren." Zudem sei die Aufklärung laut Stiehler inzwischen "überwiegend enttabuisiert".
Eltern sollten allerdings nicht davon ausgehen, dass ihre Kinder durch das große Angebot an Information bereits alles wüssten. Das treffe nicht zu, schließlich gebe es Unterschiede zwischen sachlicher Information und dem tatsächlichen Umgang mit dem Wissen, sagte Stiehler. Als Beispiel fügt die Sozialpädagogin an: "Mädchen wissen meist genau, wie ein Kondom übergerollt wird. Aber sind sie bei ihrem ersten Mal auch emotional in der Lage, darauf zu bestehen, dass eines verwendet wird?"
Nicht alles lässt sich mit den Eltern besprechen - dafür gibt es auch Dr. Sommer
Deshalb sind bei der Aufklärung auch weiterhin die Eltern gefordert - einer Aufgabe, der sich die meisten auch bewusst sind. Wie die Dr.-Sommer-Studie von 2009 ergab, sprechen mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Teenager in Deutschland mit ihren Eltern offen über Liebe und Sexualität. 23 Prozent haben zudem ein Gesprächsangebot der Eltern, wollen es jedoch nicht nutzen oder haben es noch nicht genutzt. Jutta Stiehler ist klar, dass es aber auch Dinge gibt, bei denen es Jugendlichen sehr schwer fällt, sie mit ihren Eltern zu diskutieren. In diesen Fällen sind dann die besten Freunde die Ansprechpartner Nummer eins - oder eben Dr. Sommer: "Viele Fragen können oder wollen sie nicht mit den Eltern besprechen, beispielsweise wenn es um das Thema Selbstbefriedigung geht. Da fällt es den Jugendlichen leichter, sich bei uns zu erkundigen."
Verbot und Zensur sind der falsche Weg
Dass Eltern die Ängste und Unsicherheiten ihrer pubertierenden Kinder meistens ernst nehmen, lässt sich auch daran erkennen, dass nicht nur Teenies zwischen elf und 16 Jahren an das Dr.-Sommer-Team schreiben, sondern gelegentlich auch Post von sorgenden Eltern in der Redaktion eintrifft. Grundsätzlich stehen Eltern der Bravo heute deutlich wohlwollender gegenüber als das früher der Fall war. Schließlich sind sie selbst mit der Jugendzeitschrift aufgewachsen.
Trotzdem gibt es auch Eltern, die ihren Kindern verbieten die Zeitschrift zu lesen, bestimmte Seiten ausschneiden oder auf andere Weise zensieren. Meist geschieht das aus Furcht, die Tochter oder der Sohn könne zu früh mit bestimmten Themen in Kontakt geraten. Die langjährige Leiterin der Dr.-Sommer-Redaktion hält dies allerdings für wenig sinnvoll. Erstens wird die Bravo dann einfach bei der besten Freundin gelesen und zweitens sollten Eltern statt zu zensieren, vielmehr offen und altersangemessen mit ihren Kindern über die entsprechenden Themen reden - "aber das tun heute die meisten Eltern ja auch", so Stiehler.
Einige der häufigsten Fragen an "Dr. Sommer"
- Flirten
- Liebeskummer:
- Chatten:
- Fehlende Erfahrung:
- Liebe
- Körperliche Entwicklung:
- Sozialer Druck:
- Selbstbefriedigung:
- Petting:
- Sexuelle Reife:
- Erster Sex:
- Sexuelle Ängste:
- Verhütung:
- Teenager-Schwangerschaft:
- Mobbing:
- Eltern:
- Elternstreit:
- Aussehen:
- Essstörungen:
- Ritzen:
- Freundschaft: