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Allgemeinwissen für Schüler: Das sollten Kinder wissen


Allgemeinbildung
Was Kinder wissen sollten

Der Spruch "Wissen ist Macht. Nichts wissen macht auch nix" dürfte so alt sein wie die vielen unrenovierten Schultoiletten, wo er zigfach an den Wänden verewigt ist. Heute können Schüler jede Frage dank Internet in Sekunden beantworten. Wie ist es dann um das schulische Allgemeinwissen bestellt? Das können Sie hier mit Ihren Kindern testen.

Aktualisiert am 21.11.2015|Lesedauer: 4 Min.
t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli
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Wozu sollte man sich die Mühe machen, die eigenen grauen Zellen über Gebühr zu strapazieren, wenn Schulwissen bei Wikipedia & Co per Klick frei Haus geliefert wird? Auf der Strecke bleibt bei dieser "Fast-Food-Methode" oftmals das Verständnis für komplexe Zusammenhänge - vor allem bei Geisteswissenschaften und den schönen Künsten wie Geschichte, Ethik, Musik, Kunst oder Literatur, die ohnehin von vielen Schülern als "unnütz" erachtet werden, weil man sie ja später im Beruf sowieso nicht mehr braucht.

Allgemeinbildung: Was müssen Kinder heute noch wissen?Vergrößern des Bildes
Was müssen Kinder heute noch wissen? (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Doch welche Rolle spielt heute eine breite schulische Allgemeinbildung? Hat sie noch eine Bedeutung oder ist sie überflüssig geworden - in einer schnelllebigen Zeit, in der es immer mehr auf aktuelle Spezialkenntnisse ankommt?

Wachsender Wissendurst und weniger Bildung

Googelt man den Begriff "Allgemeinwissen" beziehungsweise "Allgemeinbildung", so werden mehr als eine Million Treffer angezeigt, seien es Tests, Buchrezensionen, Vorträge oder pädagogische Aufsätze. Beim digitalen Lexikon "Wikipedia" findet man über 1,7 Millionen Artikel. Das Angebot und die Präsenz von Informationen ist so groß wie noch nie. Das zeigt sich auch in anderen Medien: Vor allem Fernsehsender - und hier nicht nur die öffentlich-rechtlichen Anstalten mit einem gesetzlichen Bildungsauftrag - wetteifern mit Wissensshows von "Willi will‘s wissen" über "Galileo" bis zu Günther Jauchs "Wer wird Millionär" um die Gunst kleiner und großer Zuschauer. Bildung boomt.

Doch Untersuchungen des Publizisten Thomas Petersen vom Allensbacher Institut für Demoskopie ergaben 2009, dass Bildung deutlich zurückgeht, "trotz eines stark gewachsenen Bevölkerungsanteils von Personen mit hohem Bildungsabschluss". Gerade bei den Befragten mit Abitur hätten sich die Kenntnisse seit den Siebzigerjahren "dramatisch verschlechtert", so die Studie.

Wissen zerfällt in spezialisierte Teilgebiete

Als Ursache für diesen Wissensschwund sehen Experten paradoxerweise die Zunahme des Wissens. Denn die Aneignung von einer breiten Bildung wird immer komplizierter, da das Volumen der Informationen ständig steigt und darüber hinaus immer schneller in immer kleinere, immer komplexer verwobene Teilgebiete zerfällt. Die Entwicklung verläuft so rasant, dass Fachleute sich nicht einig sind, ob sich öffentlich zugängliche Informationen mittlerweile in drei, vier oder fünf Jahren verdoppeln.

Gegen eine solche Woge können auch Bildungshungrige nur schwer anschwimmen. Doch wie ist es möglich, in diesem Fakten-Dickicht noch die Orientierung zu behalten und eine Auswahl zu treffen, um zu entscheiden, welches Wissen heute allgemeinbildend und unverzichtbar in der Schule ist?

Auf traditionelle Bildung zurückgreifen

Hier plädieren die meisten Pädagogen trotz der Wissensflut für Altbewährtes und empfehlen die Vermittlung traditioneller Kompetenzen - mit dem Schwerpunkt der Geisteswissenschaften ohne jedoch Naturwissenschaften und den Blick auf Neues außer Acht zu lassen. Sie sehen darin nicht, wie ihre Kritiker, eine unzeitgemäße und angestaubte Ansammlung von historischen Zahlen und Informationen, sondern eine breite Weltorientierung für das Leben, die ansatzweise Struktur und Ordnung in das wachsende Faktenlabyrinth bringen könnte.

Ähnlich definiert es auch der Geschäftsführer der "Gesellschaft für Allgemeinbildung" Carsten Both: "Allgemeinwissen ist als Basis unabdingbar, um eine umfassende, nicht fachlich begrenzte Bildung zu erlangen. Erst die Allgemeinbildung ermöglicht es, Wissensinhalte zu einem übergeordneten Zusammenhang zu stellen, Kritik zu üben, Sachverhalte einzuordnen und zu diskutieren."

Thomas Petersen vom Allensbacher Institut verdeutlichte bei einer Umfrage diese These. Dabei wurde unter anderem gefragt, ob die Deutschen wüssten, wann Martin Luther gelebt hat: "vor oder nach dem Dreißigjährigen Krieg". Diese Frage war bewusst etwas hinterhältig gestellt, denn ohne Luther hätte es den religiös motivierten Dreißigjährigen Krieg vermutlich gar nicht gegeben. Dass gut die Hälfte der Interviewten, darunter auch Schüler, eine falsche Antwort gab, ist dabei nur nebensächlich.

Petersen ging es mit der Fangfrage darum, zu beweisen, dass nicht nur nackte Zahlen wichtig sind, sondern Zusammenhänge, die man oftmals im Internet nicht findet: "Denken ist der selbstständige und kreative Umgang mit Wissen, dass man aktiv im Gedächtnis zur Verfügung hat. Denken kann man nur mit dem, was man im Kopf hat", fasst der Publizist zusammen.

Renaissance der Allgemeinbildung an Schulen

Um Schülern trotz des Überangebots an Informationen ein breites Bildungsfundament zu vermitteln und spezialisiertes Inselwissen zu vermeiden, versuchen die Pädagogen in Deutschland in den letzten Jahren wieder verstärkt Allgemeinwissen und geisteswissenschaftliche Inhalte - vor allem an den höheren Schulen zu fördern. So einigten sich die Kultusminister auf einheitliche Änderung der Abitur-Regelungen: Seitdem muss jeder Gymnasiast Deutsch, Mathe und eine Fremdsprache bis zum Abi belegen und zwei der drei Fächer auch erfolgreich in der Prüfung abschließen.

Auch das Fach Geschichte muss nun im reformierten Kurssystem der Oberstufe mindestens ein Jahr auf dem Stundenplan stehen, nachdem es jahrelang abwählbar war. An zahlreichen Universitäten folgt man ebenfalls diesem Trend, indem man sogar bei naturwissenschaftlichen Disziplinen zusätzlich ein "Studium fundamentale" in Geistes- und Kulturwissenschaften anbietet.

Vermittlung von Allgemeinbildung bleibt schwierig

Es bleibt also noch viel zu tun, nicht nur in den Klassenzimmern. Aber auch Eltern können zur allgemeinen "Bildung" ihrer Kinder beitragen, sie neugierig machen und Anreize schaffen, eventuell sich nicht nur per Internet "schlau" zu machen, sondern vielleicht mal in einer Bibliothek zu stöbern, Bücher zu lesen, ein Museum zu besuchen oder ins Theater zu gehen. Das könnte sogar auf unterhaltsame Weise horizonterweiternd sein und vielleicht die ein oder andere erhellende Erkenntnis bringen, dass Gorbatschow beispielsweise nicht unbedingt nur etwas mit Wodka zu tun hat, Leibniz nicht nur eine Kekssorte, Galileo nicht nur eine Fernsehshow und Nike nicht nur ein Sportlabel ist.

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